FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Der WWF bringt, anders als ein externer Berater, auch einen emotionalen Aspekt in die Kooperation ein. Wir stehen glaubhaft für Naturschutz und kommen, denke ich, mit einer anderen Überzeugungskraft daher. Wir begleiten die Partner rmen kritisch-konstruktiv. Wir geben gewisser- maßen einen Vertrauensvorschuss, weil wir glauben, dass sich etwas ändern kann, zu- nächst innerhalb der Organisation, dann als Ziel in der gesamten Branche. Es muss in Zukunft auch einiges anders laufen als in der Vergangenheit – sonst hätten wir in der Welt die Probleme ja nicht, mit denen wir heute zu kämpfen haben. Lässt es sich vielleicht so formulieren: Für die meisten NGOs ist das Finanzwesen ein Teil des Problems, für den WWF aber – zumindest auch – ein Teil der Lösung? Ja, denn es geht gar nicht anders.Wenn wir nicht die Art und Weise ändern, wie Kapi- tal zur Verfügung gestellt wird, kann sich das gesamte System nicht ändern. Die Finanzmarktakteure werden ihr Verhalten nicht neu ausrichten, wenn man ihnen ständig zuruft: „Du bist böse, du machst das schlecht!“Oder: „Zieh das Kapital über- all sofort ab, wo Probleme liegen!“ Ziel- führender ist es, in der Branche ein Um- denken anzustoßen, das ist jedenfalls unser Ansatz. Ich glaube nicht, dass das Abschnei- den von Kapital üssen die Lösung sein wird. Die Diskussion kann ja nicht mehr sein: Es gibt dunkelgrüne Dinge, die sind super, die nanzieren wir, der Rest be- kommt kein Geld. Es sind Änderungen im großen Stil nötig – und dafür braucht es viel Geld. Wo soll das herkommen? Die öffentlichen Haushalte sind heute schon überdehnt, ohne all das abzudecken, wofür eine rein öffentliche Finanzierung erforder- lich wäre, daher sind wir auf gelenkte pri- vate Investitionen angewiesen. Das Ziel muss lauten, große Teile der Wirtschaft in die richtige Richtung zu bringen, damit es möglichst schnell gelingt, die planetaren Grenzen wieder einzuhalten. Es reicht nicht, neue Windräder zu bauen, die Trans- formation muss quer durch alle Industrien und über alle Infrastrukturen laufen. Es gibt nur ganz wenige Geschäftsmodelle, die sich nicht transformieren können, etwa die reinen Kohleförderer. Da kann man sein Geld auch abziehen. Der Großteil der Branchen muss sich aber transformieren und kann das auch – die Technologieoptio- nen liegen längst auf dem Tisch. Die Asset Manager spielen bei dieser Transformation eine wichtige Rolle. Wenn ein Fondsmanager Aktien an der Börse kauft, ist dieWirkung super klein. Da fließt das Geld ja nur von einem Aktionär zum anderen, beim Unternehmen kommt kein frisches Kapital an.Welchen Hebel soll die Branche da haben? Es stimmt, bei Geschäften am Zweitmarkt ist der Ein uss sicherlich kleiner als am » Bei der Deutschen Bank geht es ganz bewusst nicht um eine Marketingveranstaltung. Da wird es keine Flyer mit dem Panda-Logo drauf geben. « Matthias Kopp, WWF FOTO: © MARTIN PETERDAMM PHOTOGRAPHY fondsprofessionell.de 2/2023 345

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=