FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Primärmarkt, also bei Börsengängen, Kapi- talerhöhungen oder Anleihenemissionen. Aber: Jeder Finanz uss hat eine Wirkung, weil am Ende die Realwirtschaft – die Güter, die Infrastruktur, die Gebäude – da- mit geschaffen werden. Auch der Manager eines normalen Aktienfonds hat einen nicht zu unterschätzenden Hebel, nämlich den Dialog mit dem Unternehmen.Wenn die Investorenseite anfängt, im Gespräch mit dem Management systematisch-struk- turell eine Umstellung des Geschäfts- modells einzufordern und nachzuhalten, hat das einen großen Effekt. Was meinen Sie mit „systematisch-struk- turell“? Die Investoren müssen vomUnternehmen einen konkreten Transformationsplan ein- fordern: Wie sieht das Ziel aus? Welche In- vestitionen in welche Technologieoptionen sind dafür geplant? Wann sind welche Zwi- schenschritte erreicht? Das ist in Deutsch- land noch nicht so stark Teil der Diskus- sion, aber das wird sich ändern. Diese Ge- spräche muss übrigens nicht jeder Aktio- när für sich führen.Denn im Endeffekt hat beispielsweise ein Stahlkonzern mit jedem Investor die gleiche Diskussion,wie er seine Net-Zero-Ziele erreichen kann. Diese De- batte ließe sich deutlich transparenter füh- ren, etwa auf einer Engagement-Plattform, wie sie auch der Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung fordert.Mit einer ver- besserten Sichtbarkeit dieses Dialogs würde sich auch manche sinnlose Diskussion schneller erledigen, etwa die um E-Fuels. Außerdem würde eine solche Plattform kleineren Akteuren die Teilhabe vereinfa- chen, die sich heute fragen, ob sie sich mit ihren Kapazitäten ein ernstzunehmendes Engagement leisten wollen und können. Ist das der Grund, warum der WWF auch mit kleineren Finanzfirmen kooperiert? Wir arbeiten bewusst mit Akteuren ver- schiedener Größenordnung zusammen, weil wir sicherstellen wollen, dass auch ein recht kleiner Asset Manager systematisch zur Transformation beitragen kann. Wenn das Anbietern wie Laiqon oder RWS gelingt, kann das als Blaupause für viele andere Branchenteilnehmer dienen. Wir wollen nicht mit maximal vielen Anbietern kooperieren, sondern mit einigen ausge- suchten Akteuren, um die Machbarkeit zu demonstrieren.Daraus, so unsere Hoffnung, ergeben sich langfristig Skaleneffekte. Wie wählen Sie diese Partner aus? Von einer Kooperation mit demWWF darf sich ein Anbieter ja durchaus einen positiven Marketingeffekt erhoffen. Darum bekom- men Sie wahrscheinlich mehr Anfragen, als Sie Projekte umsetzen können, oder? Ja, dem ist so. Wobei wir mitunter auch von uns aus auf Unternehmen zugehen, um auszuloten, ob eine Zusammenarbeit in Frage kommt. So war es bei der Deut- schen Bank. Sie ist eine der ganz wenigen Adressen, die mit ihrer branchenweiten Relevanz das gesamte deutsche Finanz- system bewegen kann. Der Ausstrahleffekt ist bei diesem Institut ein ganz anderer als bei einem kleinen Haus. Bei der Zusam- menarbeit mit der Deutschen Bank geht es aber ganz bewusst nicht um eine Marke- tingveranstaltung. Da wird es keine Flyer mit dem Panda-Logo drauf geben, sondern wir beraten die Bank rein inhaltlich auf der Arbeitsebene. Die Kooperation mit Laiqon ergab sich aus Gesprächen mit dem dama- ligen Vorstand Michael Schmidt, der mit mir zusammen im Sustainable-Finance- Beirat saß. Da geht es um die Frage, wie sich ein nachhaltiger Investmentansatz konkret in einem Fonds umsetzen lässt. RWS wiederum ist von sich aus auf uns zu gekommen. Dort sitzen Sie auch im Anlageausschuss eines Publikumsfonds, den der Finanzver- trieb initiiert hat. » Es gibt nur ganz wenige Geschäfts- modelle, die sich nicht transformie- ren können. « Matthias Kopp, WWF FOTO: © MARTIN PETERDAMM PHOTOGRAPHY VERTRIEB & PRAXIS Matthias Kopp | WWF Deutschland 346 fondsprofessionell.de 2/2023

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