FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Unabhängige Spezialisten Anleger können aus einer großen Zahl von Fonds unabhängiger Asset Manager wählen. Diese Fondsboutiquen eint ihre Speziali- sierung – und der Wille zur Selbstständigkeit. Ein Marktüberblick. U m die Jahreswende ließen zwei Mel- dungen die Fondsbranche aufhor- chen. Mitte Dezember gab der langjährige Ökoworld-Fondsmanager Alexander Mozer die Gründung seiner Investmentboutique Rezoom Capital und den Start des ESG- Aktienfonds RezoomWorld bekannt. Nur einige Wochen später wurde publik, dass sich mit Elmar Peters und Thorsten Vetter zwei Spitzenmanager von Flossbach von Storch mit einem Unternehmen namens Praemium Capital Partners selbstständig gemacht haben. Im Februar lancierten sie ihren Multi-Asset-Fonds, den Squad Prae- mium Opportunities. Die drei sind nicht allein. In Deutsch- land starten immer wieder Finanzexperten ihre eigenen Unternehmen, um unabhän- gig von Banken und großen Asset Mana- gern Fonds nach einem bestimmten An- satz oder einer bestimmten Strategie zu managen. Diese Investmentboutiquen sind zwar ein kleiner, aber wichtiger Teil des deutschen Asset-Management-Marktes – Grund genug, ihn einmal näher zu be- trachten. Wie groß ist das Segment? Wer steckt hinter den Gesellschaften? Welche Strategien verfolgen die Manager? Und wie erfolgt der Vertrieb der Produkte? Was ist eine Boutique? Eine Annäherung an den Markt ist nicht einfach, es fängt schon bei den Begri ich- keiten an. „Es gibt keine allgemein aner- kannte De nition für den Begri Fonds- boutique“, erklärt Andreas Gessinger, Be- reichsleiter Kundenbetreuung Fondsinitia- toren bei der Service-Kapitalverwaltungs- gesellschaft (KVG) Universal Investment. „Wichtig ist meiner Einschätzung nach die Spezialisierung und Unabhängigkeit.Unter den Fondsboutiquen nden sich mittler- weile zunehmend neu gegründete kleinere Gesellschaften, die eine bestimmte Strategie umsetzen, aber auch noch Vermögensver- walter, die einen Fonds au egen.“ Andere Experten wie Michael Gillessen vom Frankfurter Beratungshaus Pro Bouti- quenfonds (PBF) verwenden den Begri für Fondsanbieter, die nicht Teil einer Ban- ken- oder Versicherungsgruppe sind.Damit fällt auch ein milliardenschweres Haus wie Flossbach von Storch darunter. Dennoch, es herrscht weitgehend Übereinstimmung, dass man unter einer Fondsboutique einen unabhängigen, meist kleinen Asset Mana- ger versteht – Banken, die mithilfe einer Service-KVG einen Fonds managen, fallen nicht darunter. So groß ist der Markt Einen guten Überblick über solche Bou- tiquen bietet PBF. Das Team um Gillessen berät nicht nur Fondsinitiatoren, sondern p egt auch eine eigene Datenbank. Diese zählte Ende 2022 insgesamt 398 Bouti- quen, die 141 Milliarden Euro verwalten. Allerdings ist die Statistik verzerrt: Lässt » Deutsche Anleger sind offen für Boutiquen und ihre Produkte. « Myra Chan, Aubrey Capital Den „typischen“ Gründer einer Fondsboutique gibt es nicht, ihr Hin- tergrund und Lebenslauf unterschei- det sich meist deutlich. Was sie eint, ist Expertise auf einem Fachgebiet und der Wunsch nach Selbstständigkeit. VERTRIEB & PRAXIS Fondsinitiatoren 350 fondsprofessionell.de 2/2023 FOTO: © SRDJAN | STOCK.ADOBE.COM

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