FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

man die sechs Anbieter Flossbach von Storch, DJE Kapital, Acatis, Feri, Lupus Alpha und Ökoworld außen vor, die sich eine eigene KVG leisten, kommt man auf 392 Boutiquen, die in 940 Fonds rund 53 Milliarden Euro verwalten – davon viele kleine Häuser neben ganz wenigen größe- ren (siehe Gra ken unten).Dieses Segment wuchs in den vergangenen Jahren: Gilles- sen zufolge wurden seit 2019 immerhin 52 Gesellschaften neu gegründet, die min- destens einen Fonds lancierten. 39 davon schlossen sich einem Haftungsdach an, 13 haben selbst die für die Fondsberatung nö- tige Lizenz gemäß Paragraf 15 Wertpapier- institutsgesetz (siehe Kasten Seite 356). Boutiquenland Deutschland Weitere Anbieter drängen auf den Markt. „Wir führen im Jahr sicher mit 100 Interessenten Gespräche, die einen Fonds au egen möchten“, berichtet Gessinger. Volker Schilling, Vorstand des Freiburger Vermögensverwalters Grei Capital, der in Kooperation mit Hansainvest die Bouti- quenvertriebsplattform „Partner Lounge“ betreibt, bestätigt den Trend: Er sei in den vergangenen drei Jahren deutlich häu ger als früher von Finanzpro s angesprochen worden, die ihn um Hilfe bei der Neu- gründung eines Fondshauses baten. Dafür hat er auch eine Erklärung: „Die Geldmen- genpolitik der Notenbanken hat auch da- für gesorgt, dass das verwaltete Vermögen der Fondsgesellschaften wuchs. Von diesem Kuchen wollen o enbar einige ein Stück haben.“ Hinzu komme, dass Deutschland in Bezug auf unabhängige Asset Manager ein „Entwicklungsland“ sei. Konzern- oder gruppeneigene Player wie DWS, Allianz Global Investors, Union Investment und Deka prägen den Markt. „Das wiederum erö net Chancen für Boutiquen, weil die Anleger auch Produkte von unabhängigen Spezialisten wünschen“, erläutert Schilling. „Deutschland ist ein großer Fondsmarkt“, betont auch Myra Chan, Vertriebsche n der britischen Boutique Aubrey Capital Management, die ihre Fonds hierzulande seit 2021 anbietet. „Zudem sind die Anle- ger o en für Boutiquen und ihre Produkte, da sie diversi zierte Depots möchten.“ Wunsch nach Selbstständigkeit Auch wenn der Markt Chancen bietet: Das ist nicht der Hauptgrund, warum jemand zum Fondsinitiator und Boutique- gründer wird. „Diese Finanzexperten wol- len etwas Eigenes erscha en. Sie möchten ihre Freiheiten haben, ihre eigenen Invest- mentstrategien umsetzen und nicht auf- grund der Vorgaben einer großen Organi- sation bei der Anlagestrategie für ihre Kun- den immer wieder Kompromisse einge- Zwergenmarkt Zahl der Fondsboutiquen nach verwaltetem Vermögen Es gibt fast 300 kleine Fondsboutiquen in Deutschland, die weniger als 100 Millionen Euro managen. Quelle:ProBoutiquenfonds |Stand:31.12.2022 > 5 Mrd. Euro 1 bis 5 Mrd. Euro 250 Mio. bis 1 Mrd. Euro 100 bis 250 Mio. Euro < 100 Mio. Euro 4 12 43 278 61 Verwaltetes Vermögen The Winner Takes It All Boutiquenmarkt: Anteil der Gesellschaften am Gesamtvermögen Die wenigen wirklich großen unabhängigen Anbieter verwalten mehr als die Hälfte der gesamten Assets der Boutiquen. Quelle:ProBoutiquenfonds |Stand:31.12.2022 > 5 Mrd. Euro 1 bis 5 Mrd. Euro 250 Mio. bis 1 Mrd. Euro 100 bis 250 Mio. Euro < 100 Mio. Euro 6,0 % 7,0 % 57,0 % 14,8 % 12,2 % Verwaltetes Vermögen » Die ›Saleability‹ eines Fonds ist immens wichtig. Das Portfolio muss eine Marktreife erreichen. « Oliver Morath, Squad Fonds VERTRIEB & PRAXIS Fondsinitiatoren 352 fondsprofessionell.de 2/2023 FOTO: © FALK HELLER | ARGUM | SQUAD FONDS

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