FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

seits, eine öffentliche Wahrnehmung für die Wichtigkeit einer nachhaltig lebenswer- ten Gesellschaft zu schaffen. Herr Jaenicke, Sie hatten schon erwähnt, dass es bereits viele Umweltstiftungen gibt. Welche Lücke möchten Sie mit Ihrer Pelorus Jack Foundation denn füllen? Jaenicke: Ich mache seit 2007 mit dem ZDF eine Reihe mit dem Titel „Hannes Jaenicke im Einsatz für …“. In jeder Folge geht es um eine aussterbende Tierart und die Ursache dafür. Ich suche mir ein aktuel- les Umweltproblem, und um dieses für ein Massenpublikum anschaulich zu machen, beleuchte ich es anhand einer bedrohten Tierart. Beim Thema Regenwaldvernich- tung war das der Orang-Utan, beim Klima- wandel und der Polkappenschmelze der Eisbär, bei Elfenbeinhandel und Wilderei der Elefant und das Nashorn. Ich habe schnell festgestellt, dass die großen NGOs zwar sehr gut in ihrer Kampagnenarbeit und im Spendeneinsammeln sind, aber komischerweise nicht die Leute unterstüt- zen, die vor Ort gegen diese Probleme kämpfen, sprich im Amazonas, in Malaysia oder auf Borneo. Schon bei meinem ersten Film über Orang-Utans habe ich eine indo- nesische NGO kennengelernt, die gerade drei Mitarbeiter beim Versuch verloren hat- te, den illegalen Tierhandel zu stoppen.Die Organisation war völlig unter nanziert. Bei jeder Folge, die ich drehe, treffe ich solche Leute, auch bei meinem neuesten Film „Im Einsatz für Meeresschildkröten“. Worum geht es da? Jaenicke: Wir behandeln das Problem der Über schung und der Plastikvermüllung am Beispiel der letzten Meeresschildkröten. In Costa Rica gibt es immer noch den Brauch, Schildkröteneier zu essen. Sie gel- ten als Potenzmittel. Vor Ort habe ich eine deutsche Biologin kennengelernt, die mit Freiwilligen versucht, die gesamte Nest- saison über die Schildkröteneier zu bewa- chen – rund um die Uhr, bis die Kleinen geschlüpft sind. Das ist effektiver Arten- schutz, aber diese Biologin, Christine Fig- gener, bekommt kein Geld von den gro- ßen NGOs. Deshalb habe ich die Stiftung gegründet, um solche Davids in ihrem Kampf gegen die Goliaths zu unterstützen. Ich möchte den Davids dieser Welt ihre Steinschleuder nanzieren. Es gibt wohl deutlich mehr Davids, als Sie mit Steinschleudern ausstatten könnten. Jaenicke: Das stimmt! Ich bin eine winzige One-Man-Show. Das Vermögen der Stif- tung bewegt sich im sechsstelligen Bereich. Jeder Fondsmanager lacht über diese Sum- me. Aber ich stehe ja auch erst am Anfang. Ich habe vor einiger Zeit auf dem Kon- gress eines Baulogistikers gesprochen, auf dem es um den Umbau der Bauindustrie ging. Seitdem sprudeln die Spenden aus dieser Branche! Eine Zement rma über- weist 100 Euro pro Monat. Eine Installa- tions rma aus dem Westfälischen spendet regelmäßig. Das ist super. Dann war ich zwei volle Tage auf einem Treffen der Family-O ce-Szene und habe Dutzende Gespräche geführt. Die Leute, die da vor Ort waren, verwalten Milliarden. Was den- ken Sie, wie viele Spenden ich dort akqui- rieren konnte? Keine einzige! » Möchte ein Anleger Teil des Problems oder Teil der Lösung sein? Das muss jeder für sich entscheiden. « Hannes Jaenicke, Umweltaktivist FOTO: © NIKOLA NEVEN HAUBNER fondsprofessionell.de 2/2023 369

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