FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Schwierige Vereinigung Die UBS und die Credit Suisse gehen zusammen. Welche Folgen hat dies für den Wealth-Management-Markt, in dem beide eidgenössischen Institute zu den bedeutenden Akteuren zählen? D en Schweizer Bankenplatz umweht seit jeher ein ambivalenter Ruf. Ne- ben ehrbare Geschäftsleute, die einen siche- ren Platz für ihr Vermögen suchen, gesellen sich Steuer üchtlinge, Kriminelle und Geldwäscher. „Nach einemNeukundenge- spräch verließ ich kurz den Raum, um die Vertragsunterlagen auszudrucken“, erzählt ein ehemaliger Wealth-Management-Mit- arbeiter eines eidgenössischen Instituts. „Als ich zurückkam, stand der Mann fast gänz- lich entkleidet da, er hatte Geldbündel am ganzen Körper angebracht.“ Die Anekdote veranschaulicht eines der Symptome, die das Ende der Credit Suisse einläuteten. Die Traditionsbank war von Skandal zu Skandal getappt, verlor Ver- trauen und der Ab uss der Kundengelder nahm schwindelerregende Ausmaße an. Angesichts der Gefahr eines Ausblutens sah die Regierung in Bern nur noch die Übernahme durch den Konkurrenten UBS als Ausweg. Doch welche Folgen hat der Zusammenschluss für den Private-Banking- Markt? Immerhin erlangten beide Institute bei der Betreuung vermögender Kunden weltweit eine bedeutende Position. „Die Mammutaufgabe ist, zwei Groß- banken kulturell sowie die IT-Systeme und die Prozesse zusammenzuführen“, sagt Oli- ver Mihm, Gründer und Vorstandsvorsit- zender der Beratungsgesellschaft Investors Marketing.Normalerweise würden sich die beteiligten Parteien geraume Zeit vor so einem Vorhaben Gedanken darüber ma- chen, welche Systeme übernommen und wie die Schlüsselpositionen besetzt werden sollen. „Doch in diesem Fall geschieht das erst im Nachgang“, stellt Mihm fest. Die Gefahr dabei sei, fährt der Branchen- kenner fort, dass die Häuser zu sehr mit sich selbst beschäftigt seien und darüber der Kundenfokus verloren gehe. „Wenn sich der Blick nach innen auf die Organi- gramme richtet, leidet der Kontakt zum Kunden“, formuliert es Mihm. Es drohe zu- dem eine Fluktuation unter den Beratern. „Diese hat bereits eingesetzt“, beobachtet der Branchenkenner. Und mit den Bera- tern könnten auch die Kunden wegziehen. Die Guten gehen zuerst Das Institut steht somit vor der Aufgabe, vor allem die Mitarbeiter zu halten, die es auch halten will. „Die Guten sind oft die ersten, die in Umbruchphasen ein Haus verlassen“, sagt Mihm. „Je länger die Unsi- cherheit anhält, desto eher werden die gu- ten Köpfe weiterziehen.“UBS-Vorstandschef Sergio Ermotti, der eigens für die Zusam- menführung von der Swiss Re zurückge- holt wurde, ist sich dieser Gefahr o enbar bewusst. „Ich werde allen Mitarbeitern spannende und interessante Möglichkeiten bieten“, versprach Ermotti in einer Telefon- konferenz. „Die Besten sollen bleiben, um eine neue und bessere UBS zu formen.“ Branchenkenner Mihm zeigt sich opti- mistisch, dass dies auch möglich ist. „Sofern » Die Besten sollen bleiben, um eine neue UBS zu formen. « Sergio Ermotti, UBS Die UBS ist eine etablierte Marke aus der Schweiz im deutschen Private Banking. Dieses Geschäft hatte die Credit Suisse hierzulande aufgege- ben. Der geplante Wiedereinstieg war noch nicht weit vorangeschritten. BANK & FO Private Banking 418 fondsprofessionell.de 2/2023 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH NDS

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