FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

der Übergang vernünftig gesteuert wird und die Ungewissheit nicht zu lang anhält, dürfte kein nachhaltiger Schaden ent- stehen“, meint der Unternehmensberater. „Der Arbeitsmarkt ist nicht unbegrenzt aufnahmefähig, auch wenn das Private- Banking-Geschäft wächst.“ Eine weitere Frage ist, wie die Kunden auf den Zusammenschluss reagieren. Im ersten Quartal ebbte bei der Credit Suisse die Fluchtwelle jedenfalls nicht ab. Allein aus dem Wealth Management ossen un- term Strich 47 Milliarden Franken ab. Die UBS verzeichnete hingegen zum Jahresauf- takt über das gesamte Haus hinweg Netto- zu üsse in Höhe von 28 Milliarden US- Dollar. Sieben davon ent elen auf die zehn Geschäftstage zwischen der Ankündigung der Übernahme und dem Quartalsende. „Die Kunden suchten Stabilität und kamen zu uns“, interpretierte UBS-Chef Ermotti die Entwicklung. „Die Kunden werden in Scharen zu an- deren Banken strömen“, zeigt sich dagegen ein ehemaliger Manager aus dem Wealth Management der UBS überzeugt, der nicht namentlich genannt werden möchte. „Viele Vermögende streuen ihr Geld. Sind sie bereits Kunde bei beiden Banken, werden sie sich ein weiteres Institut suchen.“ Ganz so dramatisch sieht Marktkenner Mihm die Lage zwar nicht. „Kundenab- gänge sind im internationalen Markt ein großes Thema, vor allem bei den Hochver- mögenden aus Regionen wie Nordameri- ka, Nahost oder Asien“, meint aber auch Mihm. „Die Frage ist, ob diese Kunden ihren Bestand am Schweizer Bankenplatz imZuge der Übernahme praktisch verdop- pelt sehen wollen oder ob sie lieber andere Bankenplätze wählen.“In den meisten euro- päischen Märkten gibt es dagegen kaum Überschneidungen. „Nur wenige Kunden haben zugleich Beziehungen zur Credit Suisse und zur UBS geknüpft“, so Mihm. Noch nicht viel passiert In Deutschland war die Credit Suisse im Private Banking praktisch nicht mehr prä- sent.Das Institut hatte den Bereich 2013 an die Bethmann Bank verkauft. „Zwar war ein Ausbau des Geschäfts hierzulande wie- der angegangen worden, aber allzu viel ist noch nicht geschehen“, berichtet Mihm. „Somit ist die UBS hier ohnehin die etabliertere Marke.“ Also muss UBS-Chef Ermotti vor allem im außereuropäischen Geschäft sowie im Heimatmarkt darauf achten, dass nicht doch noch so eine dra- matische Dynamik einsetzt wie bei der Credit Suisse. SEBASTIAN ERTINGER FP Schleichende Verschiebung Anteile am deutschen Private-Banking-Markt Vor allem Sparkassen, Volksbanken und Vermögensverwaltern gelingt es, im wachsenden Private Banking Marktanteile zu ergattern. Quelle: InvestorsMarketing Wo das Geld sitzt Heimatländer der Millionäre Die Vereinigten Staaten verteidigen unangefochten ihren Platz als Millionärs- hort. Doch China holt immer weiter auf. Quelle:CreditSuisseGlobalWealthReport2022 0 5 10 15 Niederlande Schweiz Südkorea Italien Australien Kanada Deutschland Frankreich Großbritannien Japan China USA US-Dollar-Millionäre in Millionen 24,5 6,2 3,4 2,8 2,8 2,7 2,3 2,2 1,4 1,3 1,2 1,1 Mio. » Kundenabgänge sind im internationalen Markt ein großes Thema. « Oliver Mihm, Investors Marketing 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2023 2020 2015 2010 Sparkassen und Genossen- schaftsbanken Universalbanken Privatbanken Ausländische Großbanken Vermögens- verwalter, Finanzver- triebe u. Ä. fondsprofessionell.de 2/2023 419 FOTO: © INVESTORS MARKETING

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