FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023
bei insgesamt 26 ihrer Geschäftsstellen die Räumlichkeiten. Die eine Hälfte der Wo- che begrüßt das „Sparkassen-Rot“, die ande- re Hälfte das „Volksbanken-Blau“ die Kun- den in den neu gescha"enen „Finanzpunk- ten“ (siehe auch FONDS professionell 2/2021, Seite 398). Ob die Bemühungen der Banken fruchten und es tatsächlich zu einem Revival der Filialen kommt, wird die Zeit erst zeigen müssen. Aber inter- essant sind die Ideen allemal. MARCUS HIPPLER FP Oliver Geiseler | Capco „An Ideen mangelt es nicht“ Oliver Geiseler, Partner bei der Unternehmensberatung Capco in Frankfurt am Main, über den mobilen Bürgerservice und die Bemühungen der Banken, das Filialsterben zu bremsen. O liver Geiseler arbeitete bei der Deut- schen Bank, der Volkswagen Bank, Roland Berger und KPMG, bevor er vor gut zehn Jahren zum Consultinghaus Capco wechselte. Herr Geiseler, in der Filiale Rodenkirchen der Sparkasse Köln Bonn können die Kunden derzeit „Behördengänge“ erledi- gen. Wie fällt das erste Feedback der Kunden und der Stadt Köln aus? Oliver Geiseler: Auch wenn sich das Kon- zept derzeit noch in der Pilotphase be n- det, beurteilen die Beteiligten das Zwi- schenergebnis positiv. Auch in anderen Sparkassen – nicht nur in den Metropol- regionen – wird derzeit über die Idee nachgedacht. Welche weiteren neuen Ansätze kennen oder empfehlen Sie, um das „Filial- sterben“ aufzuhalten? An Ideen hierzu mangelt es nicht. Der Siegeszug der digitalen Kanäle sorgt dafür, dass Filialen geringer frequentiert werden. Gleichzeitig gibt es weiterhin Kunden, die auf die Angebote vor Ort angewiesen bleiben. Der Spagat zwischen Kostenein- sparung und E zienz auf der einen Seite und der Kundenbindung auf der ande- ren Seite ist eine echte Herausforderung. Entsprechend versuchen Banken derzeit, ihre Filialen in puncto Design, Ausstat- tung, Beratung und Mitarbeiter an spe- zielle Zielgruppen anzupassen. So richtet sich das Konzept „Smoney“der Stadtspar- kasse in Düsseldorf sowie der „Klub zur hohen Kante“ der Berliner Sparkasse aus- schließlich an ein sehr junges Publikum. Die Sparkasse Göttingen hat mit ihrer „Best Zeit“-Filiale die erste Bank liale in Deutschland erö"net, deren Angebot ge- nau auf Menschen ab 50 zugeschnitten ist. In Berlin sind hochfrequentierte Filia- len der Deutschen Bank nicht selten jene, deren Mitarbeiter, die oft selbst einen Migrationshintergrund haben, Beratun- gen in verschiedenen Sprachen anbieten können. Auch das Thema „Finanzen für Frauen“ könnte ein Ansatz sein. Was unternehmen die Kreditinstitute noch, um die Geschäftsstelle attraktiver zu machen? Insgesamt versuchen Banken, ihre Kun- denräume wohnlicher zu gestalten.Man- cherorts musste bereits das Schalterge- schäft der Sitzecke, der Beratungscouch und dem Ka"eevollautomaten weichen. Inwieweit ein echtes Aufbäumen gegen weiteres Filialsterben gelingen wird, ist derzeit aber noch kaum abzusehen. Tech- nologien aller Art – zum Teil gar mithilfe von Robotern – versuchen außerdem, Abläufe moderner und e zienter zu ge- stalten. Gleichzeitig darf auch der Aspekt Nachhaltigkeit nicht vernachlässigt wer- den. Umweltfreundliche Technologien und Materialien scha"en Sympathien. Insgesamt wird das Thema ESG als Bera- tungsschwerpunkt für Geldhäuser immer wichtiger. Die Filiale könnte auch als Tre"punkt für nachhaltige Initiativen dienen. Es wird vermehrt darum gehen, Firmenkunden bei Fragen rund um die nachhaltige Ausgestaltung ihres Geschäfts zu beraten. Die Filiale muss hier die eige- nen Ansprüche spiegeln. MARCUS HIPPLER FP Oliver Geiseler, Capco: „Der Spagat zwischen Kosteneinsparung und Kundenbindung ist eine echte Herausforderung.“ BANK & FONDS Filialkonzepte 430 fondsprofessionell.de 2/2023 FOTO: © ANNIKA LIST
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=