FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

lichen Tarifen und unterschiedlichen Rech- nungszinsen berücksichtigt werden. Das fällt unter das Stichwort Generationen- gerechtigkeit. Wir haben dazu einen Beitrag auf unserer Homepage veröffent- licht. Wir gehen davon aus, dass sich die verantwortlichen Aktuare um diese Frage kümmern. Die Zinswende ist eine Reaktion auf die Inflation. Sieht die Bafin bei den Lebens- versicherern Risiken durch die Teuerung? Die In ation hat auf Lebensversicherer zu- nächst einmal die gleichen Auswirkungen wie auf andere Unternehmen: Ihre Lohn- und anderen Kosten steigen. Ansonsten ist die In ation eher ein Thema für die Scha- den- und Unfallversicherer; Lebensversiche- rer sind nur mittelbar betroffen.Man muss beispielsweise abwarten, ob und wie weit die Verbraucher wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten Abstriche bei der Altersvorsorge machen werden – und wie sich das auf das Geschäft der Assekuranz auswirkt. Wir sehen tatsächlich einen Prä- mienrückgang, insbesondere im Einmal- beitragsgeschäft. Bei laufenden Versiche- rungsbeiträgen sehen wir keine großen Veränderungen, ebenso wie beim Storno. Aber abstrakt bleibt das Stornorisiko ein Thema, das wir auf dem Schirm haben. Ich hatte ja schon betont, dass wir uns für das Liquiditätsmanagement der Versicherer interessieren. Nicht nur die gestiegenen Zinsen, auch die Produktkosten beschäftigen die Branche, spätestens seitdem Ihre Behörde das „Merkblatt zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildenden Lebensver- sicherungsprodukten“ vorgelegt hat. Was ist die Zielsetzung des Merkblatts? Kurz gesagt: Es geht um den Kundennut- zen. Wir erwarten von den Unternehmen, dass sie sich mit den Zielen und Bedürfnis- sen ihrer Kunden beschäftigen. Die Kun- den müssen beispielsweise wissen, welche Kosten in den Verträgen entstehen. Denn die Rendite von Lebensversicherungen ist umso geringer, je höher deren Kosten sind. Gerade auch bei Altersvorsorgeprodukten, die für nanzielle Sicherheit im Alter sorgen sollen, ist das Renditeziel ein sehr wichtiger Punkt. Wichtig ist mir dabei zu betonen, dass wir mit demMerkblatt keine Garantieverp ichtung durch die Hintertür einführen möchten. Die Bafin geht dabei von den Effektivkosten aus. Was meinen Sie damit genau? Alle Kosten des Produkts, insbesondere auch die Vertriebsvergütung.Die Spreizung ist übrigens sehr groß. Die Effektivkosten liegen imMedian bei 1,64 Prozent im Jahr, bei einigen Produkten aber auch deutlich darüber. Und das ist genau das Problem: Das muss die Kapitalanlage einer Lebens- versicherung erst mal erwirtschaften. Für den Kunden bleibt so letzten Endes mög- licherweise keine Rendite übrig. Unser Ansatz ist daher, zunächst die extremen Ausreißer bei den Versicherern heraus- zu nden und bei diesen genauer hinzu- schauen. Sie haben bei der Berechnung der Renditen eine Inflation von zwei Prozent angenom- men. Warum ein so niedriger Satz? Im Moment liegt die Teuerungsrate viel höher. Das ist der langjährige Zielwert der EZB. Gerade bei kapitalbildenden Lebensver- sicherungsprodukten, also Produkten mit einer langen Ansparphase, reicht eine Momentaufnahme nicht aus. Bei wie vielen Anbietern müssen Sie denn genauer hinsehen? Wir fokussieren uns auf die Unternehmen, deren Produkte durch hohe Effektivkosten auffallen beziehungsweise die hohe Vergü- tungen an ihre Vertriebspartner zahlen. Auf dieser Basis werden wir zukünftig regelmä- ßig Lebensversicherungsunternehmen aus- wählen, die wir näher prüfen. Im Rahmen eines Aufsichtsschwerpunkts haben wir für » Das Stornorisiko bleibt ein Thema, das wir auf dem Schirm haben. « Frank Grund, Bafin FOTO: © STEPHAN WIELAND STEUER & RECHT Frank Grund | Bafin 438 fondsprofessionell.de 2/2023

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