FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023
dieses Jahr eine gute Handvoll Unterneh- men im Blick. Das Merkblatt thematisiert neben den Rückvergütungen der Asset Manager an Lebensversicherer auch direkte Vergütun- gen der Fondsanbieter an die Vermittler der Fondspolicen. Woher haben Sie diese Informationen? Und wie wollen Sie diese Zahlungen verhindern? Die Informationen haben wir,mehr möch- te ich dazu nicht sagen.Dass wir diese Zah- lungen so thematisieren, hat die Branche zum Teil auch aufgescheucht. Sie konter- karieren die Transparenz, die wir fordern. Daher betonen wir in dem Merkblatt klipp und klar, dass direkte Zahlungen von Asset Managern an Versicherungsvermittler zur Provision gehören und ein möglicher Fehlanreiz sind. Bei den Unternehmen, die wir näher prüfen, haben wir das im Blick. Das Merkblatt geht auch auf das Storno- problem ein. Kündigt ein Kunde seinen Vertrag in den Anfangsjahren, muss er mit einemVerlust rechnen, weil die Abschluss- provision wegen der Zillmerung komplett in den ersten fünf Jahren bezahlt wird. Warum plädiert die Bafin nicht für eine Änderung des Systems? Es ist eine Entscheidung des deutschen Gesetzgebers, dass Vertriebsprovisionen bis zu einer bestimmten Höhe auf fünf Jahre verteilt aus den Beiträgen der Kunden ge- nommen werden können. Die Europäische Kommission erteilte Anfang Mai einem kompletten Provisions- verbot für Anlageprodukte eine Absage. Allerdings könnte eine Revisionsklausel zu einemspäteren Zeitpunkt ein vollständiges Verbot von Zuwendungen für Finanzpro- dukte erlauben und damit wahrscheinlich auch für Lebenspolicen.Wie steht die Bafin zu einem Provisionsverbot? Ich stehe trotz aller Schwierigkeiten, die wir in Einzelfällen mit Provisionsexzessen haben, einem Provisionsverbot skeptisch gegenüber. Altersvorsorge benötigt Bera- tung, die wiederum anständig bezahlt wer- den muss – ansonsten kommt es hier zu De ziten. Apropos Altersvorsorge: Wie geht es mit Riester aus Ihrer Sicht weiter? Die Produkte hatten mit der Verp ichtung zu kämpfen, eine Beitragsgarantie bieten zu müssen. Diese ist in Zeiten niedriger Zinsen ökonomisch nicht darstellbar. Der Markt hat daher reagiert, Riester spielt heute im Neugeschäft faktisch keine Rolle mehr.Die Politik bemüht sich bekanntlich, neue Formen der staatlich geförderten Altersvorsorge zu nden. Wie weit das ge- diehen ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ein sehr wichtiges Thema ist die Nachhal- tigkeit, auch in der Assekuranz. Nehmen Sie wahr, dass die Versicherer ihre Kapital- anlagen spürbar nachhaltiger ausrichten? Gibt es Hürden? Wir beobachten schon, dass Versicherungs- unternehmen sich bemühen, nachhaltiger zu investieren – sei es aus gesellschaftlicher Verantwortung oder aus sonstigen Grün- den. Die große Herausforderung ist aber, dass es derzeit zu wenige nachhaltige Pro- jekte gibt, die bei einem angemessenen Risiko eine attraktive Rendite bieten.Wenn Sie beispielsweise für die nächsten 50 Jahre in einen Solarpark im Ausland oder auch in Deutschland investiert sind, dann gehen Sie ein erhebliches politisches und preis- liches Risiko ein. Gibt es aus Regulierungssicht Ideen, die Versicherer zu einer nachhaltigeren Kapi- talanlage zu bewegen? Vielleicht Rabatte für „saubere“ Investments bei der Berech- nung des Solvenzkapitals? Nein. Ich kann aber nicht ausschließen, dass es im Rahmen des Solvency II Review, der imMoment beim Europäischen Parla- » Direkte Zahlungen von Asset Managern an Versicherungs- vermittler sind ein möglicher Fehlanreiz. « Frank Grund, Bafin FOTO: © STEPHAN WIELAND STEUER & RECHT Frank Grund | Bafin 440 fondsprofessionell.de 2/2023
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