FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

ment liegt, doch noch dazu kommt. Ich wäre aber gegen Rabatte beim Solvenzka- pital. Es gibt keine gesicherten Erkenntnis- se, dass nachhaltige Assets weniger riskant sind als konventionelle. Niedrigere Kapital- anforderungen an Versicherer sollte es aber bitte nur dann geben, wenn klar ist, dass ihre Anlagen geringere Risiken beinhalten – egal ob sie braun oder grün sind. Zum Thema Nachhaltigkeit gehört auch Greenwashing. Eine kleine Marketing- übertreibung oder Betrug amAnleger?Wie sehen Sie das? Greenwashing ist Verbraucherirreführung, daher sollten Unternehmen sich sehr gut überlegen, was sie als grün darstellen. An- sonsten bekommen sie Probleme, dafür gibt es schon Beispiele, wenngleich nicht aus der Versicherungswirtschaft. Wie kön- nen die Anbieter Probleme vermeiden? Indem sie ihre Prozesse so aufstellen, dass sie kontrollieren können, was der Vertrieb sagt. Das fängt an mit dem Produktinfor- mationsblatt und geht bis zum Marketing beim Kunden. Letztendlich geht es hier um ein gutes Risikomanagement. Man muss sicherstellen, dass in den Kunden- informationen nichts Falsches dargestellt wird. In diesem Kontext möchte ich erwäh- nen, dass die Ba n kürzlich ein Merkblatt zum Sicherungsvermögen zur Konsulta- tion gestellt hat. Dieses beschreibt, wie Versicherer klassische Produkte, die Kun- dengeld im Sicherungsvermögen anlegen, nach und nach „grün“ ausrichten können. Ein weiterer Punkt für die Branche ist die seit August 2022 geltende Pflicht, die Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden zu erheben. Hat die Bafin überprüft, wie weit das funktioniert? Nein. Anekdotisch ist zu hören, dass diese Vorgabe noch nicht ächendeckend umge- setzt wird. Die Abfrage ist aber ein wichti- ges Thema für unser Aufsichtsprogramm in diesem Jahr. Die Kollegen vom Verbrau- cherschutz widmen sich dem und werden Ende dieses Jahres auch einen Überblick haben. Ein anderer Punkt, der zuletzt wieder für Schlagzeilen sorgte: In den vergangenen Monaten wurden erneut IT-Probleme eini- ger Versicherer publik. Was macht die Bafin hier? Ich kümmere mich fast 40 Jahre um Versi- cherungen, die IT war immer ein Problem. Es gibt aus gutemGrund rechtliche Anfor- derungen an die IT, weil diese immens wichtig ist. Denken Sie nur an die vielen sensiblen Daten, die die Versicherer ver- walten, etwa die Krankengeschichte ihrer Kunden. Leider haben sowohl große als auch kleine Unternehmen bei diesem The- ma Nachholbedarf. Daher prüfen wir und schreiben ihnen ins Stammbuch, was ver- bessert werden muss. Die Probleme lassen sich aber nicht mit einem Fingerschnippen lösen, das sind Prozesse, die Jahre dauern, da muss man als Aufsicht dranbleiben. Herr Grund, es ist kein Geheimnis, dass Sie im Herbst in Rente gehen werden. Haben Sie abschließend einen guten Tipp, den Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben werden? Für diese Frage ist es noch zu früh. Außer- dem soll man seinem Nachfolger keine Ratschläge geben, und wenn, nur im Pri- vaten. Ich kann aber sagen, dass er oder sie ein tolles Team vor nden wird, gute Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter, die sehr kenntnisreich sind. Wir danken für das Gespräch. JENS BREDENBALS FP » Greenwashing ist Irreführung. Unterneh- men sollten sich sehr gut überlegen, was sie als grün darstellen. « Frank Grund, Bafin KURZ-VITA: Frank Grund Frank Grund, Jahrgang 1958, ist seit Oktober 2015 Exekutiv- direktor für den Geschäftsbereich Versicherungs- und Pen- sionsfondsaufsicht der Bafin. Zuvor war er Vorstandsvorsit- zender der Versicherer Deutscher Ring Sach und Deutscher Ring Leben sowie der Basler Deutschland. Seine Karriere startete der promovierte Jurist 1986 im Gerling-Konzern. FOTO: © STEPHAN WIELAND fondsprofessionell.de 2/2023 441

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=