FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

den USA und Irland nicht. „Da eine ent- sprechende Einschränkung im Protokoll zum Doppelbesteuerungsabkommen mit Irland fehlt, können irische Investment- fonds entsprechende Vorteile wie eine Quellensteuerreduktion selbst geltend machen, ohne dass es auf die Ansässigkeit ihrer Investoren ankommt“, berichtet KPMG-Steuerexperte Nagler. Vorteil für Swap-ETFs Dies führt dazu, dass irische Fonds ledig- lich 15 Prozent Quellensteuer auf Dividen- den von US-Unternehmen abführen müs- sen. Über die Zeit summiert sich dieser kleine Vorteil zu einer besseren Perfor- mance. Irlands Status dürfte in Europa einmalig sein. Das Abkommen zwischen Dublin und Washington wurde bereits 1997 geschlossen. Neuere Verträge, etwa der mit Luxem- burg aus dem Jahr 2006, sehen eine restrik- tivere Praxis bei der Besteuerung vor. „Für die übrigen europäischen Staaten haben Investmentfonds zudem nicht die Bedeu- tung, wie das für Irland und Luxemburg der Fall ist“, erläutert Nagler. „Aus diesem Grund werden Investmentfonds in vielen Doppelbesteuerungsabkommen überhaupt nicht ausdrücklich angesprochen.“ Eine weitere Ausnahme stellen ETFs dar, die für die Abbildung des zugrunde liegen- den Index Swap-Geschäfte eingehen, statt direkt in die Aktien des Barometers zu inves- tieren. „In ausgewählten Indizes wie dem S&P 500 oder dem MSCI USA können Swap-Kontrahenten mögliche Vorteile und Ersparnisse, etwa mit Blick auf die tatsäch- liche steuerliche Behandlung im Vergleich zur Indexberechnung, an die Fonds und damit die Investoren weitergeben“, berich- tet Ferat Öztürk, Leiter des digitalen Ver- triebs in Europa bei der DWS-Marke Xtra- ckers. Daher fällt bei solchen Swap-ETFs die Quellensteuer praktisch weg. Weitere Reize Allein auf den Steuervorteil stützt sich der Aufstieg der irischen Fondsindustrie allerdings nicht. Das Domizil lockt durch- aus mit anderen Reizen. „Für US-Anbieter spielt natürlich auch die Sprache eine wich- tige Rolle“, berichtet McNeil von Han-ETF. US-Asset-Managern mag der Einstieg in einen neuen Markt leichter fallen, wenn das Umfeld Englisch spricht. „Zudem wuchs in Dublin über die vergangenen Jahren eine ganze Infrastruktur rund um die ETF-Branche. Zahlreiche Dienstleister siedelten sich dort an.“ Dennoch dürfte das Doppelbesteuerungsabkommen der grünen Insel einen gewissen Anschub bei ihrer steilen Karriere als europäischer Fondsstandort gegeben haben. SEBASTIAN ERTINGER FP Grüner Riese Volumen europäischer ETFs nach Fondsdomizil Während Luxemburg insgesamt größter UCITS-Standort ist, rangiert bei börsengehandelten Indexfonds Irland ganz oben. Quelle:RefinitivLipper |Stand:EndeDez.2022 Schweiz 36 Mrd. € + + Frankreich 35 Mrd. € Übrige 8 Mrd. € Irland 855 Mrd. € Luxemburg 258 Mrd. € Deutschland 52 Mrd. € Inseltreffen Zahl der Asset Manager irischer Fonds nach Herkunft Die Asset Manager hinter den in Irland beheimateten Fonds stammen meist von der Nachbarinsel oder der anderen Seite des Atlantiks. Quelle: IrishFunds2022 Übrige 232 + + Schweiz 50 Nahost und Asien 94 Nordamerika 303 Großbritannien 374 » Ein wichtiger Vorteil Irlands gegenüber ande- ren Domizilen ist das Doppelbesteuerungsab- kommen mit den USA. « Hector McNeil, Han-ETF fondsprofessionell.de 2/2023 449 FOTO: © HAN-ETF

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