FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023
diese Kasseposition sukzessive aufgelöst und waren so zur Jahresmitte wieder stär- ker in länger laufenden Anleihen investiert. Dadurch hat sich die Duration des Port- folios von 2,5 Jahren Ende 2022 auf inzwi- schen wieder vier Jahre erhöht. Kölsch: Uns interessiert natürlich vor allem die Frage: Welche Rolle spielen dabei Themen wie Nachhaltigkeit und ESG, Herr Davoine? Paul Davoine: Für uns schon lange eine durchaus bedeutende, die in den vergange- nen Jahren natürlich noch wichtiger ge- worden ist. Vereinfacht gesagt basiert unser ESG-Ansatz auf drei Säulen. Dazu gehört neben einer Reihe gewissermaßen klassi- scher Ausschlusskriterien auch die Bedin- gung, dass mindestens 90 Prozent der Investments im Fonds mit Ausnahme von Zielfonds im Hinblick auf Nachhaltigkeit bewertet werden. Und drittens suchen wir einen permanenten und aktiven Dialog mit den Unternehmen im Fondsportfolio, die eine geringere ESG-Bewertung nach MSCI-Rating aufweisen. Insgesamt streben wir für das Gesamtportfolio eine CO 2 - Intensität an, die – gemessen am MSCI ACWI – klar unterhalb des Marktdurch- schnitts liegt. Kölsch: Was ist konkret unter „klassischen“ Ausschlusskriterien zu verstehen? Rieth: Vieles hat sich gewissermaßen zum Branchenstandard herausgebildet. Für uns gehört dazu der grundsätzliche Ausschluss von Unternehmen, die ihr Geld mit der Herstellung und dem Vertrieb von Wa en verdienen, die nach internationalen Kon- ventionen verboten sind. Dazu zählen aber auch Branchen wie Glücksspiel und Por- nogra e. Keine Toleranz zeigen wir zudem gegenüber Unternehmen, die neue Projek- te – unabhängig von deren Größe – ent- wickeln, bei denen Kraftwerkskohle als Energieträger eingesetzt wird.Nicht zuletzt schließen wir Unternehmen aus, die gegen die Prinzipien des „Global Compact“ der Vereinten Nationen verstoßen. Im Grunde berücksichtigen wir damit die 2021 in die EU-O enlegungsverordnung integrierten wesentlichen Kriterien der sogenannten Principal Adverse Impact Indicators. Aus- geschlossen sind zudem Unternehmen mit einem zu geringen ESG-Rating nach MSCI. Heuser: Das heißt konkret? Davoine: Wenn ein Unternehmen vielleicht nur ein Triple-C oder ein Single-B erreicht, dann investieren wir nicht. Das betri t beispielweise Firmen wie Volkswagen oder Meta, früher Facebook. Neben einem schon erwähnten möglichst geringen CO 2 - Abdruck verfolgen wir damit das Ziel, im Durchschnitt ein Nachhaltigkeitsrating von A für das Gesamtportfolio zu erreichen. Das haben wir über die Jahre hinweg auch gescha t, und zwar in einem ex ante getrie- benen Ansatz. Kölsch: Und wo zeigen Sie eine gewisse Toleranz? Rieth: Öl- und Gasunternehmen werden in unserem Anlageprozess nicht per se ausgeschlossen, aber sie müssen unsere Schwellen für unkonventionelles Öl und Gas einhalten und starke Bemühungen zur Finanzierung der Energiewende zeigen so- wie ein Best-in-Class-Pro l aufweisen. Eine Fünf-Prozent-Grenze gilt im Übrigen auch für die Produktion von Tabak sowie die Gewinnung, Verarbeitung und den Han- del mit auf der Basis von nicht zerti zier- tem Palmöl hergestellten Konsumgütern. Kölsch: Die Frage ist natürlich, wie weit in die Wertschöpfungskette hinein Ihre Aus- schlusskriterien reichen. Davoine: Wenn wir beim Beispiel Tabak bleiben, dann gilt die Fünf-Prozent-Grenze auch für die Zulieferer. Konkret betri t das zum Beispiel ein Unternehmen wie Cela- nese, das auch bestimmte Produkte für die Tabakindustrie herstellt, für uns aber auf- » Für das Gesamtport- folio streben wir eine CO 2 -Intensität klar unterhalb des Markt- durchschnitts an. « Paul Davoine, Oddo BHF Paul Davoine, Oddo BHF MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Peter Rieth + Paul Davoine | Oddo BHF 108 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH NACHHALTIG NACHGEFRAGT
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