FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023
grund des aktuell zu hohen Umsatzanteils in der Tabakbranche derzeit nicht investier- bar ist. Wenn wir von einer unterdurch- schnittlichen CO 2 -Intensität unseres Port- folios sprechen, dann beziehen wir nicht nur die Scope-1- und Scope-2-Daten, also direkte und indirekte über Energiezukäufe entstehende CO 2 -Emissionen, ein. Seit Ende Juli dieses Jahres bezieht sich das auch auf die Berücksichtigung von vor- und nachgelagerten Emissionen. Heuser: Wie hoch liegt dann am Ende Ihre Ausschlussquote insgesamt, und was bedeutet das für Sie als den verantwort- lichen Fondsmanager, Herr Rieth? Rieth: Unsere Ausschlussquote liegt bei über 20 Prozent des theoretisch für uns investierbaren Gesamtuniversums. Der Wert mag im ersten Moment vielleicht hoch wirken, aber im Ende ekt führt uns unser Ansatz fast schon automatisch zu qualitativ guten Unternehmen, die nicht nur ein solides strukturelles Wachstum auf- weisen, sondern auch relativ hohe Gewinn- margen erzielen und einen vergleichsweise geringen Kapitalaufwand benötigen. Das sind in erster Linie Unternehmen aus der neueren Welt, wie ich das nenne. Damit meine ich zum Beispiel Medizintechnik r- men oder IT-Dienstleister. Diese Unterneh- men haben in der Regel wenig Kon ikte mit dem ESG-Thema, weil sie meist nicht mit Problemen wie verseuchten Böden zu kämpfen haben oder eben auf den um- fangreichen Einsatz von Chemikalien gar nicht angewiesen sind. So kommt es in der Tat nur äußerst selten zu kontroversen Diskussionen zwischen mir als Portfolio- manager und Paul Davoine als einem unserer Nachhaltigkeitsspezialisten. Und wenn ich mich inzwischen auch schon daran gewöhnt habe, dass wir kaum noch in Zykliker investieren, so vermisse ich schon manchmal die „guten alten Tabak- werte“, in die ich über weite Strecken meiner Laufbahn gern und durchaus er- folgreich investiert habe. Davoine: Wobei ich ergänzen möchte, dass wir von der ESG-Seite unsere Aufgabe sicher nicht in erster Linie im Verhindern von bestimmten Investments sehen. Im Gegenteil, ich glaube schon, sagen zu kön- nen, dass wir unseren Kollegen im Port- foliomanagement gerade aus der ESG-Per- spektive heraus schon so manchen Vor- schlag für ein durchaus lohnenswertes Investment unterbreitet haben.Was meiner Ansicht nach kaum verwundern kann: Denn in diversen Studien wurde nachge- wiesen, dass eine eindeutig positive Korre- lation zwischen einem auf dem Qualitäts- faktor basierenden Ansatz, wie wir ihn ver- folgen, und dem sogenannten ESG-Faktor besteht. Für die Beziehung zwischen Value- Faktor und ESG-Faktor gilt das im Übri- gen nicht, im Gegenteil. Kölsch: Was sind denn neben den Aus- schlüssen die für Sie maßgeblichen Key- Performance-Indikatoren? Auch unter dem Aspekt, dass die sogenannte Inside-out- Perspektive an Bedeutung gewinnt? Davoine: Wo wir meines Erachtens einen Vorsprung gegenüber den meisten Mit- bewerbern mit vergleichbaren Fonds nach SFDR Artikel 8 in Anspruch nehmen kön- nen, das ist das Alignment mit den Vorga- ben der EU-Taxonomie. Zwei wesentliche Faktoren aus unserer Sicht sind dabei zum einen der als Capex bezeichnete Aspekt, sprich die langfristigen Investitionen, sowie der als Opex bezeichnete Aspekt, unter dem in der Regel die Betriebskosten eines Unternehmens subsumiert werden. Des- halb stellen wir uns regelmäßig die Frage, wie stark diese beiden Werte im Einklang mit den Vorgaben der Taxonomie stehen. Kölsch: Und wie steht es um die Sustain- able Development Goals der UN? Davoine: Die können wir zwar noch nicht wie bei den Ratings mit einem Ex-ante-Ziel » Öl- und Gasunter- nehmen werden in unserem Anlage- prozess nicht per se ausgeschlossen. « Peter Rieth, Oddo BHF Peter Rieth, Oddo BHF MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Peter Rieth + Paul Davoine | Oddo BHF 110 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH NACHHALTIG NACHGEFRAGT
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