FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

tionsprojekte müssen sie sich auf die Zerti- zierungen weitgehend verlassen. Erste An- bieter haben ihre Haltung zur Kompensa- tion o enbar bereits geändert. Candriam, ein für Nachhaltigkeitslösungen bekanntes Haus, hat als einer der ersten Investment- manager Kompensationszerti kate in sei- nem Fonds Candriam SRI Equity Climate Action eingesetzt. Inzwischen verabschiede- te sich der Asset Manager völlig vom Ein- satz solcher Papiere. Schroders-Nachhaltig- keitschef Andrew Howard räumt ein, dass sich die Kontrollmechanismen des recht jungen Marktes noch immer etablieren. Das ändere aber nichts an der grundsätz- lichen Sinnhaftigkeit der Kompensation. Seiner Meinung nach helfen Kompensatio- nen unter anderem dabei, rasch benötigte Gelder in Klimaschutzprojekte zu lenken und die langfristige Emissionsreduzierung zu fördern. Howard sagt aber auch: „Kom- pensationen sind kein Ersatz für die erheb- lichen Anstrengungen, die die meisten Unternehmen vornehmen müssen, um ihre Emissionen zu reduzieren.“ Übergangslösung Auch Hector McNeil, Gründer und Co- Chef des White-Label-Spezialisten Han- ETF, sieht Kompensationszerti kate vor allem als Übergangslösung in der Transformation. Han-ETF setzt die freiwillige Kompensa- tion unter anderem im S&P Global Clean Energy Select ETF ein, der unterm Strich vollkommen klimaneutral in die Entwickler und Hersteller erneuerbarer Energiequellen investieren soll. Allerdings, so McNeil, ist der CO 2 -Fußab- druck des Index, auf dem der ETF basiert, paradoxerweise größer als der des marktbreiten S&P 500. Der Grund: Viele im Index enthaltene Firmen wie Solar- oder Windturbinen- hersteller fertigen zwar für die erneuerbare Energiegewinnung, benötigen dazu aber zunächst einmal besonders CO 2 - intensive Produktionsverfahren und Mate- rialien. McNeil: „Die nachhaltige Energie- gewinnung ermöglicht eine klimaneutrale Zukunft, aber wir wollen sicherstellen, dass Anleger auch imHier und Jetzt klimaneu- trale Portfolios haben können.“ Die Kom- pensation kostet acht bis zehn Basispunkte im Jahr, sie ist Teil der Gesamtkostenquote des ETFs von aktuell 0,39 Prozent. CO 2 -Entzug Ganz andere Möglichkeiten erö nen die europäischen Emissionsrechte, sogenannte European Allowances (EUAs), die seit 2005 das zentrale Klimaschutzinstrument der EU bilden. Sie werden von der Europäi- schen Union respektive den EU-Staaten in festgesetzter Menge emittiert. Anlagen in der Strom- und Wärmeerzeugung, energie- intensive Industrien wie Chemie, Stahl und Aluminium sowie der gewerbliche Luftver- kehr dürfen CO 2 und andere Treibhaus- gase nur dann emittieren, wenn sie dafür entsprechende Emissionsrechte besitzen, die sie teils kostenfrei zugeteilt bekommen oder an Börsen wie der deutschen EEX zu- kaufen müssen. Auf diese Weise werden bereits mehr als die Hälfte aller EU-Emis- sionen reguliert. In den nächsten Jahren sollen weitere Branchen dazukommen. Durch die jährliche Verknappung der emit- tierten Emissionsrechte soll der CO 2 -Preis steigen und letztlich ein langfristiger Re- duktionspfad erreicht werden. Bei diesen EUAs setzt der Fondsanbieter Acatis in Zu- sammenarbeit mit dem Emis- sionsrechtespezialisten CAP2 an. Das Prinzip: Der Kauf und dauerhafte Entzug von Emis- sionsrechten soll das zulässige Emissionsvolumen der Wirt- schaft reduzieren. Dabei wird zunächst ähnlich wie bei den freiwilligen Kompensationszer- ti katen anhand der Scope-1- und Scope-2-Emissionen der Kohlensto -Fußabdruck des Portfolios ermittelt. Im nächs- ten Schritt erwirbt Acatis Emis- sionsrechte in Form sogenann- ter Dekarbonisierungs-Notes Volatiler Markt Future auf EU-Emissionszertifikate Im Trend wird es teurer, CO 2 emittieren zu dürfen. Der Preis der entspre- chenden Zertifikate legt allerdings alles andere als konstant zu. Quelle: ICEEndex 50 60 70 80 90 100 110 2023 I 2022 I ’21 Kurs des Dezember-2023-Kontrakts in Euro je Tonne » Man muss in der CO 2 - Debatte klar unterschei- den zwischen Kompen- sation und Reduktion. « Christian Jasperneite, CAP2 MARKT & STRATEGIE CO 2 -Kompensation 120 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © STEFAN GREGOROWIUS

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