FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

für das Portfolio. Quartalsweise wird ein Teil der zugrunde liegenden Zerti kate bei der deutschen Klimastiftung Climate Con- cept Foundation hinterlegt und dem Markt so dauerhaft entzogen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren sollen so 50 Pro- zent der Emissionsrechte stillgelegt werden. Damit möchte Acatis Emissionen e ektiv begrenzen, statt sie nur zu kompensieren. Die im Fonds verbleibenden EUAs möchte Acatis später bei gestiegenen Preisen am Markt wieder veräußern – das soll im Idealfall die Kosten völlig ausgleichen oder sogar einen Zusatzertrag bringen. Im Durchschnitt lag die tatsächliche Gesamt- kostenbelastung im vergangenen Jahr etwa bei 0,2 Prozent des Fondsvermögens. Acatis-Chef Hendrik Leber betrachtet den eigenen Ansatz als innovativen, wenn auch für viele Kunden komplexen Versuch. Er berichtet, dass bereits einige große Indus- triekunden an ähnlichen Konzepten im eigenen Unternehmen arbeiten. Für ihn ist das ein Erfolg: „Damit könnten wir eine Wirkung erzielen, die weit über unsere Fonds hinausgeht“, so Leber. Inzwischen wendet Acatis den 2022 eingeführten An- satz auf elf Fonds an. „Jährlich entziehen wir dem Markt damit rund 30.000 EUAs. Das entspricht etwa 100.000 Flugtickets von Frankfurt nach Mallorca“, sagt Leber. „Wir sind überzeugt, dass die Nutzung des europäischen Emissionshandelssystems ein Weg ist, um den Kohlensto -Fußab- druck in den Portfolios wirksam zu redu- zieren“, ergänzt CAP2-Mitgründer Chris- tian Jasperneite. Die Stilllegung der CO 2 - Emissionsrechte betrachtet auch Grüne- Welt-Experte Klotz als zielführend: „Wenn man das Emissionsrecht nicht nutzt und einfach unbegrenzt lang hält, dann ver- meidet man tatsächlich konsequent Emis- sionen.“ CAP2-Experte Jasperneite ist sich sicher: „In naher Zukunft werden weitere Fondsanbieter und auch Vermögensverwal- tungen diesen Ansatz wählen.“ Short-Ansatz Einen speziellen Mechanismus hat der Schweizer Thinktank Finreon entwickelt, zum Einsatz kommt er im Aktienfonds Finreon SGKB Carbon Focus. Das Sonder- vermögen kombiniert ein globales Aktien- portfolio mit Finreons Overlay-Konstruk- tion, die gezielt 200 Long-Positionen in besonders nachhaltigen Unternehmen und 200 Short-Positionen in Firmen mit beson- ders CO 2 -intensiven Geschäftsmodellen eingeht. Das Resultat ist laut Jens Krüger, Leiter institutioneller Vertrieb bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland, eine insgesamt stark negative nanzierte CO 2 - Exponierung. Sie senkt demnach den „ nanzierten CO 2 -Fußabdruck“ des Fonds auf minus 448 Tonnen CO 2 pro Million Dollar Unternehmenswert. Zum Vergleich: Der MSCI World liegt für denselben Anla- gewert bei rund 45 Tonnen CO 2 . Krüger hält den so erreichten negativen nanzierten CO 2 -Fußabdruck für weit mehr als eine rechnerische Emissionsre- duktion. Der nanzierte CO 2 -Fußabdruck beschreibe vielmehr die Exponierung des Investors gegenüber den CO 2 -Emissionen der Unternehmen. Der Long-Short-Mecha- nismus lenke Kapitalströme von der „Brown“ in die „Green Economy“, so Krü- ger. Darüber hinaus steige der Druck auf die Unternehmensleitungen, die man über die Short-Positionen unterrichte. „Kein Unternehmenslenker liest gern, dass die Aktien seines Unternehmens geshortet wer- den“, sagt Krüger. Das Konzept möchte die SGKB gemeinsammit dem Kooperations- partner Finreon auch adaptieren und auf andere kontroverse Bereiche und Branchen übertragen. JOCHEN HÄGELE FP » CO 2 -Zertifikate als Anlageklasse sind sicherlich noch ein Geheimtipp. « Johannes Maier, Bantleon Investieren mit Emissionsrechten Verschiedene Fonds setzen auch auf Emissionszertifikate (EUAs) als Kapital- anlage. Die Logik: Wenn die Zertifikate in den kommenden Jahren immer knapper werden, dürfte das den Preis für CO 2 -Emissionen und damit für die Emissions- rechte in die Höhe treiben. So setzt beispielsweise Bantleon Emis- sionsrechte im nachhaltigen Multi-Asset- Fonds Bantleon Changing World als Anlageinstrument ein. Aktuell beträgt der Anteil rund drei Prozent. „CO 2 -Zertifikate als Anlageklasse sind derzeit sicherlich noch ein Geheimtipp“, sagt Portfoliomanager Johannes Maier. Er erwartet, dass der Preis von CO 2 -Zerti- fikaten langfristig weiter steigen wird. Allerdings spielten hier viele verschiedene politische, wirt- schaftliche und technologische Faktoren hinein. Auch Acatis hält im Acatis Datini Valueflex Fonds eine separate Position an CO 2 -Emissions- rechten rein zur Gewinnerzielung. CO 2 MARKT & STRATEGIE CO 2 -Kompensation 122 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © THOMAS WIELAND | BANTLEON

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