FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

Sinnvolle Ausschüttung? Dividendenstrategien erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch ist es überhaupt eine pfiffige Idee, auf zahlungsfreudige Unternehmen zu setzen? Die Meinungen darüber gehen durchaus auseinander. M ehr als 1,56 Billionen US-Dollar schütteten die börsennotierten Un- ternehmen 2022 weltweit an ihre Aktionä- re aus – so viel wie nie zuvor, haben die Analysten des Fondsanbieters Janus Hen- derson Investors berechnet. Für dieses Jahr erwarten sie eine weitere Steigerung auf dann 1,64 Billionen Dollar. Kein Wunder, dass Privatanleger einen Teil dieses gigantischen Kuchens abhaben wollen, insbesondere in unsicheren Börsen- phasen, in denen die Ho nung auf Kurs- gewinne schwindet. Den einfachsten Zu- gang bieten Dividendenfonds, also Anlage- strategien, die insbesondere auf die Aus- schüttungen der Unternehmen abstellen. Aber ist es überhaupt sinnvoll, auf Dividen- den zu setzen? Nüchtern betrachtet brin- gen sie dem Anleger nichts: Er bekommt zwar einerseits Geld aufs Konto, anderer- seits wird aber der Wert seines Investments um genau diese Summe geschmälert. Dieser Zusammenhang sei wohl nicht jedem klar, vermutet Thomas Grüner, Gründer des Vermögensverwalters Grüner Fisher Investments. Ein Großteil ihrer An- ziehungskraft gehe auf eine falsche Vorstel- lung davon zurück, was Dividenden eigent- lich seien. „Der Gesamterfolg einer Aktien- anlage lässt sich zwar in Kursgewinne und Dividendenzahlungen aufschlüsseln, die Dividenden sorgen dabei allerdings nicht für einen ‚Zusatzertrag‘ – aus dem simplen Zusammenhang heraus, dass jede Dividen- denzahlung den Kurs einer Aktie um den ausgezahlten Betrag reduziert“, erläutert Grüner. Mit jeder Dividende werde ein kleiner Teil des Unternehmenswerts abge- schöpft, die Marktkapitalisierung sinke. „Aufgrund dieser Auszahlungslogik wäre es ein Fehler, die Dividendenrendite von Aktien mit den Zinszahlungen von Anlei- hen zu vergleichen“, sagt Grüner. „Dividen- den stellen nur eine unverbindliche Form der Gewinnausschüttung dar.“ Ernüchternde Performance Hans-Peter Schupp, Portfoliomanager beim Bad Homburger Vermögensverwal- ter Fidecum, ergänzt einen weiteren Punkt, der gegen Dividendenstrategien spricht: „Die Unternehmen sollen erst einmal ihre Schulden abbauen, bevor sie ihren Aktio- nären Geld zurückgeben“, meint er. Eine gewisse Verschuldung ergebe in manchen Fällen zwar Sinn. „Aber wenn für neue Investitionen Geld aufgenommen und gleichzeitig eine Dividende gezahlt wird, erschließt sich uns dies nicht.“ Auch mit Blick auf die Performance können dividendenstarke Aktien nicht wirklich überzeugen. Wes Crill, Leiter In- vestmentstrategien bei Dimensional Fund Advisors, hat nachgerechnet: Wer seit dem Jahr 1964 auf Aktien der US-Großkonzer- ne mit den höchsten Ausschüttungen setz- » Es ist ein echtes Qualitätsmerkmal, wenn ein Unternehmen seine Dividende noch nie senken oder aussetzen musste. « Oliver Schmidt, Metzler AM Früher bestanden Aktien aus Mantel (Urkunde) und Bogen. Auf dem Bogen waren die Dividendenkupons aufgedruckt. Wer seine Dividende wollte, musste mit abgeschnippel- tem Kupon zur Bank gehen. MARKT & STRATEGIE Dividenden 134 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © SVERKER | STOCK.ADOBE.COM

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