FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

das Management nicht in die komplett fal- sche Richtung geht, die Branche wegbricht oder der Aktienkurs zu weit gestiegen ist, gibt es für uns wenig Grund, solche Top- rmen zu verkaufen. Herrmann: Das gilt etwa auch für den Bau- stoffhersteller Kingspan, bei dem wir vor Kurzem eingestiegen sind. Die Baukon- junktur ist gerade schwach, aber klar ist: Wenn wir den Klimawandel bekämpfen wollen, brauchen wir mehr Dämmmate- rial. Unternehmen wie Kingspan werden über viele Jahre rascher wachsen als die Gesamtwirtschaft. Dasselbe trifft auf Deere als technologischen Marktführer bei Land- maschinen zu: Um die wachsende Welt- bevölkerung ernähren zu können, brau- chen wir Hochtechnologie im Agrarsektor. Die US-Börse wird getrieben von den Tech- Werten und der künstlichen Intelligenz.Was halten Sie vom aktuellen KI-Hype? Graf: Wir investieren stark in Technologie- unternehmen mit aktuell rund 30 Prozent, vor allem in Cybersecurity und KI. Vor einigen Monaten sind wir bei Adobe ein- gestiegen, das ist heute eine unserer größ- ten Positionen. Adobe hatten wir schon länger auf unserer Wunschliste, da wir im Bildbearbeitungsbereich enormes Potenzial sehen. Den Kursrückgang nach der An- kündigung der Figma-Übernahme nutzten wir zum günstigen Einstieg. Was macht Adobe besser als andere? Graf: Adobe ist aktuell das vielleicht am besten aufgestellte Unternehmen im KI-Be- reich, weil sie bereits jetzt ein rentables Ge- schäftsmodell dafür haben. Eine neue Tech- nologie zu entwickeln und diese dann in Gewinne umzusetzen sind zwei völlig unter- schiedliche Dinge. Das zeigte sich schon beim Internetboom Anfang der 2000er- Jahre, und so ähnlich wird das mit KI sein. Was heißt das konkret? Graf: Eine ChatGPT-Anfrage benötigt etwa hundertmal so viel Rechenpower wie eine Google-Suchanfrage. Das lässt sich mit Werbung allein kaum gewinnbringend nanzieren – dazu braucht es ein gutes Geschäftsmodell. Alphabet, Microsoft und allen voran Adobe sind auf einem guten Weg, ein gewinnbringendes Geschäftsmo- dell zu entwickeln um damit heute schon Geld zu verdienen und nicht erst in zehn Jahren. Herrmann: Adobe und Microsoft sind gute Beispiele für Unternehmen, die wir suchen. Sie haben eine starke Marktposition und sind in der Lage, Kostensteigerungen an ihre Kunden weiterzugeben. Sie kündigen ihr Nutzerpaket nicht, nur weil Microsoft oder Adobe die Preise um zehn Prozent erhöhen. Sie managen zwar einen Mischfonds, hal- ten aber insgesamt nur rund zehn Prozent Anleihen … Herrmann: Der Anteil war lange sogar fast bei null … …und der Großteil sind noch dazu Bundes- anleihen. Halten Sie nichts von Firmen- anleihen? Graf: Wir sehen den Fonds primär als einen aktiven Aktienfonds mit sehr exib- ler Aktienquote. Deshalb stuft ihn etwa » Der Dax ist generell kein guter Indikator für die deutsche Wirtschaft. « Marco Herrmann, Fiduka Thomas Graf, Portfoliomanager, Fiduka Marco Herrmann, Chief Investment Officer, Fiduka FOTO: © AXEL GRIESCH FOTOGRAFIE fondsprofessionell.de 3/2023 145

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