FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

Eine weiche Landung der Wirtschaft ohne eine sich anschließende Rezession hat es in der Vergangenheit extrem selten gegeben, weiß Chris Iggo , Anlagechef von Axa Investment Managers . Von einer baldigen Zinssenkung sei deshalb auch diesmal nicht auszugehen. S eit über 18 Jahren arbeitet Chris Iggo bereits für Axa Investment Managers in deren Londoner Niederlassung. Ange- fangen hatte er ursprünglich als Invest- mentchef für Anleiheninvestments, vor vier Jahren stieg er zum Chief Investment O cer für die Kernmärkte auf, und im vergangenen Jahr übernahm er zusätzlich die Leitung der unternehmenseigenen Re- searcheinheit Axa Investment Institute. Der Brite gilt nicht nur als meinungsstark, er hat auch von Anfang an auf eine Integra- tion der Investmenteinheiten an den bei- den Hauptstandorten des Unternehmens in Paris und London gesetzt. Wir haben ihn in seinem Büro in der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs besucht. Herr Iggo, sind die Marktteilnehmer hin- sichtlich der zu erwartenden Zinsentwick- lung eigentlich schlauer geworden nach dem Treffen der wichtigsten Notenbanker im amerikanischen Jackson Hole? Chris Iggo: Nicht wirklich, würde ich sagen. Natürlich erhoffen sich die Marktteilneh- mer von diesem Treffen immer eine Art Aufschluss darüber, wo wir uns eigentlich im Zyklus be nden. Für langfristig orien- tierte Anleger ist es sicher noch wichtiger, ob sich die Dinge in der Weltwirtschaft seit der Pandemie wesentlich verändert haben. Sie stellen sich Fragen wie: Haben wir uns wieder auf eine Welt zubewegt, in der die In ation im Allgemeinen höher sein wird? Und was bedeutet das für das richtige Zins- niveau in der Zukunft? Wir wissen, dass es nicht null und nicht negativ ist. Aber wie hoch ist es? Sind es ein oder zwei Prozent? Was ist der Gleichgewichtszins, den die Zentralbanker in den nächsten drei bis fünf Jahren für angemessen halten? Auf all diese Fragen haben uns die Notenbanker noch keine Antwort geben können. Sie haben vielmehr deutlich gemacht, dass sie weiterhin auf Sicht fahren. Dann wird die Diskussion um eine harte oder weiche Landung weitergehen? Davon müssen wir ausgehen. In den meis- ten Industrieländern liegt das Wirtschafts- wachstum aktuell klar unterhalb des lang- fristigen Trends, gleichzeitig ist die In ation rückläu g. Nach unserer bisherigen Erfah- rung sollte das eigentlich ausreichen, um eine weitere Straffung der Geldpolitik zu verhindern. Aber auch wenn die aktuellen Zahlen dagegensprechen: Aus meiner Sicht ist keineswegs ausgemacht, dass aus einer weichen Landung nicht doch noch eine Rezession wird. Hinzu kommt: Auch die Marktsignale zeigen sich uneinheitlich. Was meinen Sie mit „uneinheitlich“? Anders als bei einer bevorstehenden Rezes- sion üblich, geben die Kurse risikobehafte- ter Titel nicht nach, was dazu führt, dass viele Anleger an geldmarktnahen Titeln festhalten. Ohne die am Ende eines Markt- zyklus übliche Korrektur dürften günstig bewertete Titel nicht leicht zu nden sein. Bei einer Rezession verdient man vor allem an der Erholung. Noch wartet viel Kapital auf diesen günstigen Einstiegszeitpunkt. Darf man daraus schließen, dass wir uns auf eine harte Landung einstellen sollten? „Die Notenbanken fahren weiter auf Sicht “ » Auf viele Fragen haben uns die Notenbanker noch keine Antwort geben können. « Chris Iggo, Axa Investment Managers FOTO: © TOM BIRTCHNELL | VIVIAN BIRCH PHOTOGRAPHY MARKT & STRATEGIE Chris Iggo | Axa IM 156 fondsprofessionell.de 3/2023

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