FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

Banken dämmerung Investoren mieden lange Zeit die Aktien und Anleihen von Finanz- instituten . Zu ertragsschwach und krisengeschüttelt war die Branche. Doch mit der Zinswende hellen sich die Aussichten auf. D er Kauf einer Unternehmensbeteili- gung an einer europäischen Bank dürfte Anlegern in der vergangenen Deka- de meist die Tränen in die Augen getrie- ben haben. Eigner von Bankaktien muss- ten sich mit geringen Renditen begnügen. Anleihenbesitzer wiederum bekamen so manches Mal Herzklopfen, wenn mal wie- der ein Bankenbeben drohte. Doch zuletzt zeichnete sich mit den steigenden Zinsen eine Wende ab. Denn während die hoch- geschnellten Leitsätze Unternehmen und Häuslebauern das Leben vergällen, steigen die Einnahmen der Geldhäuser – und sie gewinnen unter Investoren an Attraktivität. Das sah nach dem Platzen der US-Hypo- thekenblase, der Lehman-Pleite und der sich anschließenden Finanz- und Wirt- schaftskrise sowie der Staatsschuldenmisere in Europa ganz anders aus. „Damals war o en zutage getreten, dass Banken unter - nanziert und überschuldet sind“, sagt Niall Gallagher, Investmentdirektor für europäi- sche Aktien beim Schweizer Fondsanbieter GAM. So sei etwa der Anteil der ausfallge- fährdeten Kredite kontinuierlich gestiegen und habe 2014 einen Höhepunkt erreicht. „Die Finanzkrise 2008 läutete eine Periode geringen Wachstums für die Banken ein.“ Die Institute mussten Risiken reduzieren und solidere Geschäftsmodelle entwickeln. Dann kam ein weiterer Schlag. Mit den Niedrig- und Negativzinsen erodierten die Einnahmen der europäischen Geldhäuser. „Sie erzielen ihre Erträge aus der Spanne zwischen den Kredit- und den Guthaben- zinsen“, erläutert Gallagher. „Diese Aufschlä- ge verschwanden praktisch.“Eine Zeit lang konnten sich die Institute noch absichern. „Doch irgendwann ging auch das nicht mehr“, berichtet der Fondsmanager. Ban- ken versuchten daher, Einlagen zurück- zufahren und Kosten zu kappen. „Der Margendruck machte sich allenthalben bemerkbar“, sagt Gallagher. Richtig wehgetan Die Geldhäuser standen vor einer noch nie gekannten Konstellation. „Die Institute hatten mit einem abnormalen Negativ- zinsumfeld zu kämpfen“, meint Gregoire Mivelaz, Portfoliomanager bei der Genfer Gesellschaft Atlanticomnium, die für GAM mehrere Rentenfonds lenkt. „Das hat ihnen richtig wehgetan.“Dementsprechend machten viele Anleger einen großen Bogen um die Institute. „Für Investoren lag der Bankensektor lange Zeit außerhalb des Fokus“, formuliert es Karolyn Krekic, Län- derche n von Algebris Investments. Doch die Ausgangslage hat sich in den vergan- genen Monaten massiv verändert. „Mit steigenden Zinsen verdienen die Banken wieder Geld“, sagt Aktienmanager Gallagher. Die Nettozinsmargen erreichen die Niveaus aus den Jahren vor 2008. „Das sind keine Superpro te, aber normale Pro- » Europas Banken erfuhren erheblichen Rückenwind aufgrund des Zinsumfelds. « Alexander Hendricks, Moody’s Sonnenstrahlen über der Skyline von Frankfurt am Main: Europas Banken litten lange unter der Last von Skandalen, der strikten Regulierung und niedrigen Zinsen. Doch die Dürrezeit scheint überwunden. MARKT & STRATEGIE Finanzwerte 162 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © EYETRONIC | STOCK.ADOBE.COM

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