FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

te“,meint der GAM-Experte. Ähnlich sieht das Alexander Hendricks, der bei Rating- agentur Moody’s für den Bankensektor in der Region Europa,Nahost und Afrika ver- antwortlich ist. „Europas Banken erfuhren erheblichen Rückenwind aufgrund des gewandelten Zinsumfelds“, sagt der Analyst. „Die höheren Leitsätze haben das Zins- ergebnis angetrieben.“ Daneben kommt nun auch die jahre- lange Arbeit der Institute zum Tragen. „Das Bild hat sich dramatisch gewandelt, die Kapitalausstattung ist viel besser geworden“, sagt Gallagher. Die Bilanzen der Banken seien in einer ganz anderen Verfassung als vor der Finanzkrise. „Sie sind viel robuster, sowohl aus einer Eigenkapital- wie auch aus der Risikoperspektive.“ Der Anteil der ausfallgefährdeten Kredite ist seit dem Höhepunkt 2014 kontinuierlich gesunken. „Die Renaissance der Banken ist da“, fasst Krekic von Algebris zusammen. Skeptischer Markt Das zeigt sich zumindest ansatzweise in den Kursen der Bankaktien. So überholten über die vergangenen drei Jahre gesehen Fi- nanztitel den breiten europäischen Aktien- markt (siehe Gra k rechts). Doch die Wert- entwicklung spiegelt noch nicht das ganze Potenzial der Branche wider, ist Portfoliomanager Gallagher überzeugt. „Die Bewertung der Bankaktien ist nicht wirklich den steigenden Leitzinsen ge- folgt“, so der GAM-Mann. „Der Markt glaubt nicht an eine höhere Pro tabilität der Ban- ken“, konstatiert Gallagher. Finanzinstitute der Eurozone würden somit eine herausra- gende Investmentgelegenheit darstellen. Auch auf der Anlei- henseite sieht Atlanticomnium- Manager Mivelaz Chancen: „Mit den steigenden Zinsen er- scheinen Finanzinstitute beson- ders interessant.“ Dass Anleger zögern, könnte an Beben liegen,wie sie im Frühjahr 2023 die Finanz- welt erschütterten. Die kleineren US-Insti- tute Silvergate, Silicon Valley, Signature und First Republic Bank standen – aus unter- schiedlichen Gründen – vor dem Zusam- menbruch. „Der Fall der Silicon Valley Bank hat das zunehmende Interesse der Investoren an Banken zeitweilig ausge- bremst“, berichtet Krekic. „Viele waren ver- unsichert und haben sich gefragt, ob eine erneute Finanzkrise bevorsteht.“ Branchen- kenner betonen jedoch, dass europäische Institute tatsächlich einmal ihren ameri- kanischen Pendants voraus sind. Glimpflicher Ausgang Einen erheblichen Anteil daran hat auch die strengere Regulierung, obgleich so mancher Manager darüber stöhnen mag. „Europa hat die Basel-Richtlinien vollstän- dig umgesetzt“, erläutert Gallagher. „Die USA waren da lockerer.“Während etwa die Silicon Valley Bank mit ihrem großen An- leihenbestand stark unter den Bewertungs- verlusten durch den Zinsanstieg litt, wurde dieser Fall in Stresstests für europäische Institute durchgespielt. „In Europa stehen auch kleinere Banken unter einer strenge- ren Aufsicht“, erläutert Moody’s-Experte Hendricks. „Zudem sind sie besser kapi- talisiert als US-Regionalbanken.“ Auch die von der Schweizer Regierung orchestrierte Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS ging letztendlich glimp ich aus. „Nun ist wieder Ruhe ein- gekehrt, der Staub hat sich gelegt und die Credit Suisse erwies sich als Einzelfall“, sagt Krekic. Selbst der Markt für nachrangige AT1-Anleihen, die im Zuge des Credit-Suisse-Dra- mas aus elen, erwacht aus der Schockstarre. „Der AT-1-Markt ist nicht tot, er lebt!“, meint Mivelaz. „Die ersten Bonds wurden wieder emittiert. Die Nachfrage übersteigt sogar wie- der das Angebot.“Die AT1-An- leihen seien genau für solche Fälle ausgegeben worden. „Als Investor sollte man die Risiken verstehen und kalkulieren kön- nen“, mahnt der Manager. Banken voraus Wertentwicklung im Vergleich Über eine gute Dekade hinweg hinkten Europas Bankwerte dem breiten Markt hinterher. Das Bild hat sich zuletzt gedreht. Quelle:Bloomberg -20% -10% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 2023 I 2022 I 2021 I 2020 Stoxx Europe 600 ETF Stoxx Europe 600 Banks ETF » Das Bild hat sich dra- matisch gewandelt, die Kapitalausstattung ist viel besser geworden. « Niall Gallagher, GAM MARKT & STRATEGIE Finanzwerte 164 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © GAM | BEARBEITET MIT KI