FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

Staatsanleihen den Bonds gut bewerteter Unternehmen des gesamten Laufzeitspek- trums vor. Die Renditen beider Segmente rangieren praktisch auf dem gleichem Niveau – eine seit den 1990er-Jahren nicht mehr beobachtete Konstellation. „Wir sind der Meinung, dass qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen nur einen begrenz- ten Ausgleich für mögliche Einbußen durch höhere Renditeaufschläge und die größere Anfälligkeit für Zinsschwankun- gen bieten“, meint Jean Boivin, Leiter des Investmentinstituts des US-amerikanischen Fondsriesen. Solide Bilanzen Tobam-Fondsmanager Cabrol wiederum erkennt im Hochzinsmarkt gute Aussich- ten auf lohnende Fundstücke. „Die Bilan- zen der Unternehmen sind solide“, argu- mentiert Cabrol. „Die meisten Branchen weisen eine gesunde Liquiditätsausstattung auf.“ Allenfalls einige besonders schwache Emittenten würden mit einem erhöhten Risiko aufwarten.Der Großteil des Marktes könne die oftmals anstehenden Re nan- zierungen und die damit einhergehende höhere Zinslast jedoch stemmen. Andere Marktbeobachter beurteilen das Umfeld skeptischer. So gehen die Volks- wirte des Investmenthauses Bantleon mit Stammsitz in Hannover von einem mar- kanten Konjunkturrückgang aus – sowohl im Euroraum wie auch in den USA. „Die zunehmende wirtschaftliche Verunsiche- rung wird eine Flucht in die sicheren Häfen auslösen“,meint Bantleon-Chefvolks- wirt Daniel Hartmann. Dies stellt für gewöhnlich kein gutes Umfeld für Gewin- ne bei Hochzinsanleihen dar. Vielmehr weiten sich die Renditeaufschläge zu als sicher geltenden Staatsanleihen aus. Die Volkswirte aus Hannover gehen an- gesichts rückläu ger Teuerungsraten und einer Rezession davon aus, dass bald eine Debatte über Zinssenkungen au ammt. Das Team um Hartmann rechnet damit, dass die Renditen von US-Staats- sowie deutschen Bundesanleihen im nächsten Jahr sinken und entsprechend eine gute Performance abliefern werden. Besser streuen Peter Lechner, Anleihenportfoliomana- ger bei DJE Kapital aus Pullach bei Mün- chen, erwartet dagegen eine anhaltend erhöhte In ation. Dementsprechend geht er erst später von Zinssenkungen aus. Erst mittelfristig werde es den Notenbanken gelingen, die In ation zu zügeln. Sein Haus erachte länger laufende Titel als „zu- nehmend attraktiver“, so Lechner. Selbst der Kurzläufer-Verfechter Cabrol von Tobam betont: „Wenn man sich zu sehr auf das kurze Ende konzentriert, kann man nicht genug diversi zieren.Und die einzige Mög- lichkeit, Risiken zu verringern, ist die Diver- si kation.“ SEBASTIAN ERTINGER FP Kurz vor lang Rendite von US-Staatsanleihen Die Rendite kurzlaufender US-Staatsanleihen überholte Mitte 2022 die der länger laufenden Pendants. Quelle:Bloomberg 0% 1% 2% 3% 4% 5% 6% 2023 I 2022 I 2021 US-Treasuries 2 Jahre US-Treasuries 10 Jahre 0,21 % 1,25 % 5,03 % 4,32 % Seltene Konstellation Rendite deutscher Bundesanleihen Auch bei deutschen Staatspapieren kehrte sich das Renditeverhältnis um, wenngleich etwas später als in den USA. Quelle:Bloomberg -1% 0% 1% 2% 3% 4% 2023 I 2022 I 2021 Bundesschatzanweisungen 2 Jahre Bundesanleihe 10 Jahre -0,74 % -0,43 % 3,19 % 2,65 % » Wir mögen das kurze Ende des Bondmarktes. « Axel Cabrol, Tobam MARKT & STRATEGIE Zinskurve 172 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © TOBAM

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