FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

Ratlose Ratensparer Die Hälfte der Fonds der Project-Gruppe sind Ratensparmodelle. Dass Dutzende Bauprojekte, in die die Fonds investieren, insolvent sind, befreit die Anleger nicht von ihrer Zahlungsverpflichtung. D ie Insolvenzen sämtlicher Konzernge- sellschaften des Nürnberger Projekt- entwicklers und Bauträgers Project Real Estate hat für große Verunsicherung bei rund 30.000 Anlegern gesorgt, die in Fonds der Project-Investment-Gruppe rund 1,4 Milliarden Euro investiert haben. 20 Fonds sind betro en, in die Anleger entweder mit Einmaleinzahlungen inves- tiert haben oder sich für die Einzahlung der vereinbarten Zeichnungssumme im monatlichen Raten über viele Jahre ver- p ichtet haben.Die Hälfte der Fonds sehen Einmalzahlung vor, die andere Hälfte Ratenzahlung, drei frühe Fonds aus den Jahren 2003 bis 2006 auch eine Kombi- nation aus beiden Einzahlungsvarianten (siehe Tabelle auf der nächsten Seite). Die Fonds und ihre Projekte Die Project-Gruppe ist in zwei Geschäfts- bereiche aufgegliedert, die in Nürnberg ansässige Immobiliensparte und die in Bamberg ansässige Investmentsparte, die die Fonds emittiert und vertrieben hat. Für 56 der 118 Projektgesellschaften der Nürn- berger Project-Immobilien-Gruppe wurde bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe Insol- venz angemeldet. Das Investitionskonzept sah vor, dass sich an jeder Projektgesell- schaft mehrere Fonds beteiligen und jeder Fonds in mehrere Projekte investiert. Ent- sprechend haben sich bis zu 14 unter- schiedliche Fonds an einer einzelnen Pro- jektgesellschaft beteiligt, und einzelne Fonds sind in zehn bis 20 oder sogar in mehr als 80 Projektgesellschaften investiert, der Fonds „Project Reale Werte 12“ sogar in 91. Insofern ist es nicht einfach zu sagen, welche Fonds wie stark von den Insol- venzen der Projektgesellschaften betro en sind. Auf Basis der letzten Leistungsbilanz der Project-Investment-Gruppe ist der Fonds „Metropolen 18“ am stärksten be- tro en, weil rund 70 Prozent seines inves- tierten Kapitals in insolventen Bauprojek- ten stecken. Am wenigsten tangiert ist der „Project Real Equity Fonds 10“, der seit 2019 in Liquidation und in der Desinvesti- tionsphase ist. Er hat nur noch 30 Prozent seines Kapitals in insolventen Bauprojekten stecken. Beim „Project Reale Werte 12“ sind es rund 60 Prozent. Sanierungschancen Da die Wohnungen einiger der insolven- ten Bauprojekte bereits komplett oder weit- gehend verkauft sind, sieht der Insolvenz- verwalter Volker Böhm von der Rechtsan- waltskanzlei Schultze & Braun Sanierungs- chancen: „Um abzuklären, ob ein Weiter- bau in der Insolvenz möglich ist, müssen wir in jedem einzelnen Fall die aktuellen Kosten für eine Fertigstellung klären.“ Gespräche mit den Unternehmen der betro enen Gewerke auf den Baustellen seien angelaufen, einige Projekte könnten für die Fertigstellung auch komplett in die » Ratensparer haben sich zur Einzahlung der kompletten Zeichnungs- summe verpflichtet. « Michael Pflaumer, Dr. Stoll & Sauer Bauvorhaben Eschollbrücker Straße 12 in Darmstadt. Die Visualisierung täuscht: Das Projekt ist erst zu einem Drittel abgeschlossen. Zehn Fonds von Project Investment haben in das 33-Millionen-Euro-Projekt investiert. SACHWERTE Project Investment 220 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © PROJECT IMMOBILIEN

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=