FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

Viele Notlandungen Vor 20 Jahren ging das Boomsegment Flugzeugfonds an den Start. Es folgten: Turbulenzen, Ausfälle, Verspätungen. Aber nicht bei allen. FONDS professionell zieht eine Zwischenbilanz. I n den Jahren 2006 bis 2018 wurden in Deutschland 78 Flugzeugfonds aufge- legt. Zwölf Emissionshäuser mobilisierten mit ihnen rund 3,2 Milliarden Euro Eigen- kapital von Privatanlegern. Allein 21 der insgesamt 251 gebauten Maschinen vom Typ Airbus A380 wurden über geschlosse- ne Fonds nanziert. Der Boom der Flieger- fonds setzte in der Hochphase des Marktes für Beteiligungsmodelle ein, als während der Jahre 2004 bis 2008 Privatanleger jedes Jahr mehr als zehn Milliarden Euro in ge- schlossene Fonds investierten. Der Vertrieb von Flugzeugfonds pro tier- te von einem guten Image, das frühere Fliegerinvestments hatten. Sie waren als Finance-Lease-Modelle konzipiert, galten als sehr sicher und boten attraktive Steuer- e ekte. Als 1999 der Paragraf 2b Einkom- mensteuergesetz eingeführt wurde, erfuh- ren die vorwiegend als Steuersparmodelle aufgelegten Flugzeugfonds ein jähes Ende. Bei den in der Tabelle auf den folgenden Seiten dargestellten Fonds handelt es sich demgegenüber umOperate-Lease-Modelle, bei denen die Anleger die wesentlichen Risiken der Anschlussvermietung und des Verkaufs der Maschine tragen. Triebwerk- fonds und Fonds, die über Genussrechte indirekt in Flugzeuge investieren, bleiben bei der Betrachtung außen vor. Probleme begannen vor Corona Die pandemiebedingten Reisebeschrän- kungen setzten der Luftverkehrswirtschaft stark zu. Für das Jahr 2020 meldete ihr Bundesverband BDL, dass das Passagier- aufkommen gegenüber dem Vor-Corona- Niveau um drei Viertel eingebrochen sei, und die Tendenz war weiterhin rückläu g. ImMärz 2021 lag die Zahl der Flugreisen- den in Deutschland gerade mal bei acht Prozent des Wertes, der im Vorkrisenjahr 2019 erreicht worden war. Im Lauf des Jah- res 2021 setzte dann weltweit eine lang- same Erholung ein, die Passagierzahlen kletterten auf 42 Prozent, für das Jahr 2022 meldete der BDL schließlich ein Ansteigen auf 66 Prozent des 2019er-Niveaus. Im ersten Halbjahr 2023 waren es 74 Prozent. Der Luftverkehrsmarkt war aber schon vor Corona schwierig geworden, denn durch den starken Zulauf, den Low-Cost- Carrier wie Ryanair und Easyjet hatten, ka- men auch die etablierten Fluggesellschaften zunehmend unter Druck. 2017 meldeten nicht nur Air Berlin, sondern auch Alitalia und die britische Monarch Airlines Insol- venz an. 2019, dem Jahr vor dem Ausbruch der Pandemie, folgte Germania. Hälfte vorzeitig verkauft Die Beeinträchtigung der Luftfahrtmärk- te ging an den Flugzeugfonds nicht spurlos vorüber. Von den 78 aufgelegten Fonds ist nur noch eine Hälfte in Bewirtschaftung. Die Flugzeuge der anderen Hälfte der Fonds wurden vor dem Ende der geplan- » Die Airline hätte das Flugzeug in sogenannter Half Life Condition zurückliefern müssen. « Frank Ahrens, Laiqon Zu schwer, zu groß, zu teuer: Der A380 kam bei den Airlines deutlich schlechter an als erhofft. 2021 stellte Airbus die Produktion ein. Auch die Hoffnungen vieler deutscher Anleger auf solide Renditen zerplatzten. SACHWERTE Flugzeugfonds 230 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © KAMILPETRAN | STOCK.ADOBE.COM

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