FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023
Vor dem Kollaps Noch fehlt die offizielle Rentenübersicht, die die Versorgungslücke auf einen Blick offenlegen kann. Klar ist aber, dass die Spannungen im System der Altersvorsorge zunehmen. Ist es zu retten? E ine Studie brachte zutage, was viele zu- mindest geahnt haben: Deutschland braucht einen großen Rentenwurf, denn der Generationenvertrag ist brüchig gewor- den. Die passenden Daten liefert der „Glo- bal Pension Report“ der Allianz. Mithilfe des eigenen „Pension Index“wurden dazu 75 Rentensysteme analysiert.Der Index un- tersucht die demogra'schen und 'skali- schen Grundvoraussetzungen und danach die beiden Hauptdimensionen jedes Ren- tensystems: Nachhaltigkeit und Angemes- senheit, also die Frage, ob das System einen angemessenen Lebensstandard im Alter sicherstellt. Der Index vergibt Noten zwi- schen 1 (sehr gut) und 7 (sehr schlecht). Ergebnis 2023: Die ungewichtete Ge- samtnote für alle Rentensysteme beläuft sich auf 3,6, ist also kaum noch befriedi- gend. Gegenüber 2020 stellt dies nur eine kleine Verbes- serung dar. Kein Wunder: Corona, Krieg und Ener- giekrise engten den 'ska- lischen Spielraum der meisten Länder noch einmal deutlich ein. „Zudem kommt die Arbeit auf der Rentenbaustelle nicht voran“, sagt Michaela Grimm, Mitautorin des Reports. Die wenigen Rentensysteme, die heute gut dastehen – vor allem Däne- mark, Niederlande und Schweden (siehe Gra'k nächste Seite) –, hätten die Weichen sehr früh auf Nachhaltigkeit gestellt, zu einer Zeit, als die demogra'sche Bombe noch leise tickte. Mit einer Gesamtnote von 3,2 rangiert das deutsche Rentensystem auf Platz 15 und damit noch im oberen Mittelfeld. Der demogra'sche Ausblick verdüstert sich je- doch rapide, der Altersquotient wird laut Studie bis 2050 auf 53,6 Prozent steigen. Mit anderen Worten: Auf jeden Rentner kommen dann weniger als zwei Berufstäti- ge, die ihn 'nanzieren. „Angesichts dieser Entwicklung ist Durchwursteln keine Op- tion mehr“, betont Grimm. Sinnvoll wäre es, konsequent die betriebliche und private Altersvorsorge auszubauen. „Was wir uns auf keinen Fall leisten können, ist noch eine verschenkte Legislaturperiode in Sachen Rentenreform“, resümiert die Öko- nomin. Gerade für die jüngeren Generatio- nen lautet die unbequeme Wahrheit: Sie werden länger arbeiten und mehr Geld fürs Alter sparen müssen. Die Uhr tickt unerbittlich Auch die gesetzliche Rente ist nicht zu- kunftsfest. Die Bundesregierung weitete 2022 mit dem sogenannten Rentenpaket I vor allem Leistungen aus, insbesondere bei der Erwerbsminderungsrente. Zudemwur- den die Hinzuverdienst- grenzen bei den vorgezoge- nen gesetzlichen Altersren- ten mit Wirkung ab Januar 2023 abgescha t. Im Ren- tenpaket II soll nun das bis- herige Mindestsicherungs- niveau von 48 Prozent, das bisher nur bis 2025 gilt, langfristig festgeschrie- ben werden. Der schrittwei- se Einstieg in eine teilweise » Die Arbeit auf der Rentenbaustelle kommt nicht voran. « Michaela Grimm, Allianz Abbruchreif: Mancher fühlt sich beim Blick auf das Rentensystem an ein verfallenes Haus erinnert, das sich kaum renovieren lässt: Abriss und Neubau scheinen wohl die bessere Alternative zu sein. FONDS & VERSICHERUNG Altersvorsorge 258 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © LOSMOSTACHOS | STOCK.ADOBE.COM | GENERIERT MIT KI
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