FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023
Kapitaldeckung, das geplante „Generatio- nenkapital“, dürfte dazu als Finanzquelle nicht ausreichen, denn eine erste Entlas- tung der Rentenkasse wird nicht vor 2035 erwartet.Doch die demogra sche Uhr tickt schon jetzt unerbittlich weiter. Aktuell zah- len rund 40 Millionen Bürger jährlich etwa 350 Milliarden Euro in die gesetzliche Ren- tenversicherung ein. Doch das reicht längst nicht, um die Leistungen an die mittlerwei- le gut 21 Millionen Ruheständler zu nan- zieren. „Aus dem Bundeshaushalt ießen derzeit 110 Milliarden Euro an die Renten- versicherung“, erläutert Rolf Schmachten- berg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS). Zum Ver- gleich: Der gesamte Bundesetat liegt bei knapp 500 Milliarden Euro. Große Lücke Obwohl der Staat viel Geld aus dem Bundeshaushalt zuschießt, rechnen 70 Pro- zent der Deutschen mit einer großen Ren- tenlücke im Ruhestand, wie eine im März verö entlichte Umfrage der R+V zeigt. Als Rentenlücke wird die Di erenz zwischen dem letzten Nettoeinkommen und den Einnahmen im Alter bezeichnet. Ein On- line-Rechner des Deutschen Instituts für Altersvorsorge hilft, sie zu bezi ern: Dem- nach ist der Durchschnittsdeut- sche 45 Jahre alt und verdient 2.165 Euro netto im Monat. Damit würde er eine gesetzli- che Rente von etwa 1.080 Euro netto erhalten. Seine Renten- lücke im Alter läge demnach bei über 1.000 Euro monatlich. Die meisten Deutschen wissen zwar, dass sie Geld zur Seite legen sollten, setzen aber zu- meist auf Sicherheit statt auf Rendite. Hier haben Finanz- berater weiterhin viel Aufklä- rungsarbeit vor sich. Womöglich hilft dabei künf- tig die digitale Rentenübersicht, auch Online-Rentenkonto ge- nannt, die seit Ende Juni im Probebetrieb läuft. Neben der federführenden Deut- schen Rentenversicherung waren dort an- fangs nur die Versorgungsanstalt des Bun- des und der Länder sowie der Fondsanbie- ter Union Investment vertreten. Die ersten Lebensversicherer folgten erst später. Ende des Jahres soll der Regelbetrieb starten. Herausforderung Inflation Klar ist: Die Deutschen müssen mehr und renditestärker für das Alter vorsorgen. Doch auch die Zusatzversorgungssysteme, insbesondere die Betriebsrente und die pri- vate Vorsorge mit Versicherungen, Immo- bilien und Geldanlagen, haben Probleme. Niedrigzins, In ation und Regulierung be- schäftigen alle Anbieter und lassen kaum positive Realrenditen zu. Hinzu kommen die anhaltend hohen Kapitalanlagekosten (siehe FONDS professionell 1/2023, Seite 248). Zwar schreiben die Anbieter versiche- rungsförmiger Altersvorsorge erstmals seit 15 Jahren wieder höhere Zinsen gut, blei- ben aber im Marktdurchschnitt mit 2,6 Prozent weit unter der In ationsrate. Dass sich der abrupte Zinsanstieg am Kapital- markt nicht eins zu eins bei den Über- schussbeteiligungen niederschlägt, ist den Eigenschaften des Geschäftsmodells ge- schuldet. Einerseits dauert es viele Jahre, bis der höhere Marktzins in der Kapitalanlage von Lebensversicherern ankommt, anderer- seits seien durch die Zinswende stille Las- ten in den Bilanzen entstanden, so die Be- gründung der Kölner Rating- agentur Assekurata. An dieser Stelle seien Fonds- policen besonders im Vorteil. Produkte mit Garantie bieten laut Assekurata bei Sicherungs- niveaus bis 90 Prozent bessere Ertragschancen als Klassik-Poli- cen. Am größten ist der Ren- ditehebel aber bei Verträgen ohne Garantie. Daher empfeh- len Makler bei Altersvorsorge- produkten schon zu über 50 Prozent Fondspolicen ohne Garantien. Kein Wunder: „Bei statischen Hybriden und einem Rechnungszins nahe null be- deutet ein Prozentpunkt weni- Paradies für Pensionäre? Rentensysteme im weltweiten Vergleich Die Allianz analysiert regelmäßig 75 Rentensysteme und bewertet sie mit Noten zwischen 1 (sehr gut) und 7 (sehr schlecht). Quelle:AllianzPension Index2023 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 Deutschland Belgien Israel Taiwan USA Neuseeland Schweden Niederlande Dänemark … Gesamtnote laut Allianz Pension Index 2023 2,2 2,6 2,6 2,8 2,9 2,9 2,9 3,0 3,2 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 15. » Die Inflation ist wichtig in der Altersvorsorge- betrachtung, der Real- zins ist aber wichtiger. « Maximilian Happacher, Deutsche Aktuarvereinigung fondsprofessionell.de 3/2023 259 FOTO: © DEUTSCHE AKTUARVEREINIGUNG | DAV
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=