FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023
End abrechnung Lebenslange Rente oder Fondsentnahmeplan? Experten des Ifa-Instituts haben berechnet, wie groß die Gefahr ist, dass bei der zweiten Option das Kapital vor dem Lebensende verbraucht ist. W er im Alter genug Geld zur Verfü- gung haben möchte, um seinen Lebensstandard zu sichern,muss privat vor- sorgen. Die gesetzliche Rente allein reicht nicht aus. Darüber sind sich wohl alle Finanzexperten einig. Bei anderen Punkten herrscht dagegen kein Konsens. Heftig debattiert wird etwa, ob Verbraucher eine lebenslange, aber eher niedrige Privatrente bei einem Versicherer abschließen oder ihr Kapital lieber höher rentierlich anlegen sollten, etwa in Fonds mit einem Entnah- meplan – auch um den Preis, dass sie nicht wissen, wie lange sie von ihremDepot zeh- ren können. Das Institut für Aktuar- und Finanzwissenschaften (Ifa) aus Ulm hat nun in einer Studie berechnet, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass „am Ende des Geldes noch zu viel Lebenszeit“ da ist. Das Resultat: Das Risiko ist hoch. Die Studie hatte einen konkreten Anlass. Die von der Regierung eingesetzte „Fokus- gruppe Altersvorsorge“, die Empfehlungen zur Reform der privaten Altersvorsorge erarbeiten sollte, schlug in ihrem Bericht vor, die bisher bei staatlich geförderten Altersvorsorgeprodukten vorgeschriebene Zwangsverrentung abzuscha en (siehe auch Seite 436). Kritiker der Verrentung, die sich hier o enbar durchgesetzt haben, monieren seit Langem, solche Renten seien nicht nanzrational: „Eine lebenslange Zahlung reicht nicht aus, die Höhe der monatlichen Beträge ist auch wichtig“, sagt Axel Kleinlein, der elf Jahre Sprecher des Vorstands des Bund der Versicherten (BdV) war und nun als freier Versicherungsma- thematiker arbeitet. Sonst könne sich je- mand im Ruhestand statt einer Pizza beim Italiener nur noch Tiefkühlpizzen leisten. Kleinlein und andere Kritiker bemängeln, dass die Verrentungskonditionen vielfach so schlecht seien, weil die Versicherer von sehr hohen Lebenserwartungen ausgehen, was die monatliche Rente senkt (siehe etwa FONDS professionell 1/2018, Seite 326). Ferner rügen sie, dass Versicherer Kunden kaum an Überschüssen beteiligen, was hö- here Renten erlauben würde. Unbekannte Lebenserwartung Die Kritik an der Annahme hoher Lebenserwartungen nehmen Befürworter einer lebenslangen Rente auch an. „Das Problem ist, dass die konkrete Lebensdauer einer Einzelperson zu einem guten Teil dem Zufall geschuldet ist – bei der statisti- schen Lebenserwartung handelt es sich um Durchschnittswerte“, sagt Jochen Ruß, Co- Geschäftsführer des Ifa-Instituts und einer der drei Autoren der Studie. „Zudem leben die Kunden von Lebensversicherern in der Regel länger als Durchschnittsmenschen.“ Daher und weil der Gesetzgeber eine vor- sichtige Kalkulation vorschreibt, müssen die Anbieter die garantierte Rente mit einer höheren Lebenserwartung kalkulieren. Die tatsächliche Rente liege aber in aller Regel über der garantierten Rente. Dann setzt » Auch die Höhe der Monatsbeträge ist wichtig. « Axel Kleinlein, Mathconcepts Wer im Ruhestand auf Fondsent- nahmepläne setzt, hat zunächst mehr Geld zur Verfügung als mit einer Privatrente. Doch auch solche Policen haben einen großen Vorteil: Sie zahlen wirklich bis zum Lebensende. FONDS & VERSICHERUNG Rente versus Fondsdepot 262 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © ALEXANDER RATHS | STOCK.ADOBE.COM | BEARBEITET MIT KI
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