FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

Einsteiger gesucht Die Branche hat bekanntermaßen ein Nachwuchsproblem. Sie geht es aber an – und kann erste Erfolge verbuchen. Die Redaktion hat sich bei Finanzvertrieben, Maklern und Dienstleistern umgehört. W er in Deutschland einen Fonds zeichnen oder eine Versicherung abschließen möchte, der wird das mit ho- her Wahrscheinlichkeit bei einem älteren Berater tun. Das liegt nicht daran, dass Ver- braucher sie bevorzugen, weil sie seriöser wirken. Die Vermittlerbranche in Deutsch- land ist schlicht überaltert, wie Zahlen des Bundesverbands Deutscher Versicherungs- kau eute (BVK) zeigen. Lediglich ein Drit- tel der Teilnehmer einer aktuellen Umfrage unter Versicherungsvermittlern war unter 45 Jahre alt, nur knapp sieben Prozent gehörten zur Gruppe derjenigen, die das 35. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. Dagegen sind 35,5 Prozent zwischen 55 und 65. Andere Umfragen bestätigen das. Die BVK-Zahlen unterstreichen erneut, dass die Finanzdienstleister ein Nachwuchs- problem haben: Es gibt weit weniger Jün- gere als solche, die bald in Rente gehen werden. In den vergangenen Jahren haben sich immer weniger Nachwuchskräfte für eine Karriere in der Finanz- und Versiche- rungsbranche entschieden, was sich allein an den seit Jahren sinkenden Zahlen ange- hender Bank- und Versicherungskau eute ablesen lässt (siehe Gra k Seite 314). Das tri t auch Makler und Vertriebe: „Diese rekrutieren ihre Mitarbeiter sehr häu g von Banken und Versicherungsgesellschaf- ten. Weil diese weniger Nachwuchskräfte ausbilden, stehen Maklerbüros und Finanz- vertriebe unter Zugzwang“, sagt Ronald Perschke, Vorstand des Berliner Bildungs- dienstleisters Going Public. Die Vermittlerbranche hat aber schon vor rund fünf Jahren begonnen, darauf zu reagieren und die leeren Reihen zumindest etwas aufzufüllen, wie Zahlen zu den Teil- nehmern an der Sachkundeprüfung zum Fachmann und zur Fachfrau für Versi- cherungsvermittlung (IHK) zeigen. Freie Makler können dabei auch auf die Unter- stützung durch einen Pool setzen.Wie alle Vermittlerorganisationen haben sie aber eine Reihe von Hürden zu überwinden – die nicht niedrig sind. Schlechtes Image Eine der höchsten Hürden bei der Nach- wuchsgewinnung ist das schlechte Anse- hen von Vermittlern sowie generell der Finanz- und Versicherungsbranche (siehe Gra k nächste Seite). „Sie gilt vielen wegen Verfehlungen in der Vergangenheit als nicht glaubwürdig“, erklärt Jürgen Hilp, Professor für Versicherung, Finanzen und Vertrieb an der Dualen Hochschule Baden- Württemberg (DHBW) Heidenheim. „Hinzu kommt die negative Berichterstat- tung in den Medien“, so Hilp, der übrigens dem schlechten Image der Assekuranz den Kampf angesagt und das „Institut zur Nachwuchsförderung in der Versicherungs- wirtschaft“mitgegründet hat. Auch andere haben sich die Imagep ege auf die Fahne geschrieben, etwa der 2018 gegründete Ver- » Finanzdienstleister haben die Gewinnung von Nachwuchskräften systematisiert. « Ronald Perschke, Going Public Die Vermittlerbranche ist überaltert und benötigt dringend frisches Blut. Das Werben um neue, jüngere Kräfte ist mühsam, oftmals gleicht es der sprichwörtlichen Suche mit der Lupe – gerade für Makler. VERTRIEB & PRAXIS Nachwuchs 312 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © ZINKEVYCH | STOCK.ADOBE.COM

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