FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

Welche Auswirkungen hat dieses volks- wirtschaftliche Bild auf die Fondsbranche? Anlageberater und Investmenthäuser ope- rieren genau in diesem Spannungsfeld zwischen Resilienz und Fragilität. Zu den volkswirtschaftlichen Entwicklungen kom- men Regulierungsthemen hinzu, die wei- teren Druck auf die Asset-Management- Branche ausüben. Zudem be nden wir uns in einer in ationären Phase. Egal wel- chen Sektor ich mir anschaue, jeder Auto- bauer, jeder Bäcker, jedes Restaurant um die Ecke schafft es, die Preise zu erhöhen. In der Investmentindustrie stehen die Gebühren aber weiter unter Druck. Ihre Kunden dürfte das freuen. Für die Kunden sind sinkende Gebühren natürlich gut. Für uns Anbieter ist das aber herausfordernd. Die Löhne bleiben hoch oder steigen, die Kosten für Datenanbieter und Marketing – alle Ausgaben nehmen zu. Doch die Einnahmenseite hält damit nicht Schritt. Mit dem sehr schwierigen Börsenjahr 2022 kam es zudem zu einem Rückgang beim verwalteten Vermögen – auch bei Fidelity. Das hat unsere Industrie insgesamt getroffen und natürlich zu einem Einbruch der Erträge geführt. Unser Haus wie auch die gesamte Branche stehen vor der großen Herausforderung, mit diesem Umfeld umzugehen. Wie navigieren Sie durch dieses schwierige Fahrwasser? Eine Entwicklung wie in den vergangenen Jahren hat die Asset-Management-Industrie lange nicht erlebt. In der Folge wird der Konsolidierungsprozess weiter voranschrei- ten. Dies wird zu einer stärkeren Polarisie- rung des Marktes führen. Auf der einen Seite stehen die ganz großen Häuser, die bestehen bleiben werden. Auf der anderen Seite stehen die Spezialisten, die ihre Nische besetzen und so ihre Daseinsbe- rechtigung sichern können. Im Mittelfeld, also bei Asset Managern, die nicht zu den Großen zählen und doch alle Felder ab- decken wollen, wird es schwierig. Warum? Das geschilderte Umfeld erfordert viele Innovationen, die Geld kosten. Zugleich lastet ein Druck auf den Margen, der nicht mehr nachlassen wird. Als Asset Manager muss man sich daher entscheiden: Entwe- der man ist der Spezialist, an den sich die Kunden für bestimmte Strategien wenden. Oder man verfolgt einen Supermarkt- Ansatz. Dabei dient man als strategischer Partner für große Vertriebsorganisationen und führt alles im Sortiment: von aktiven über systematische bis hin zu passiven Stra- tegien. Dank des großen Volumens und der Skaleneffekte im Asset Management kann man zudem konkurrenzfähige Preise bieten. Alles dazwischen wird erodieren. Mittelgroße Häuser werden es schwer haben. Diese Anbieter werden Marktantei- le verlieren – oder sie werden aufgekauft und enden irgendwann als Randnotiz in der Zeitung. Wir sehen uns ganz klar auf der Seite der großen Akteure. Was ist Ihre Antwort auf diese Herausfor- derungen? Fidelity – und die meisten anderen in der Branche natürlich auch – wollen eine lang- » Mittelgroße Anbieter werden Marktanteile verlieren – oder sie werden aufgekauft und enden irgendwann als Randnotiz in der Zeitung. « Christian Staub, Fidelity International FOTO: © HELEN REE fondsprofessionell.de 3/2023 337

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