FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023
bedeutenden Vorteilen mit sich bringt, so- wohl im Hinblick auf das Risikomanage- ment als auch auf den Anlageprozess selbst, wodurch wir uns deutlich von der Konkur- renz unterscheiden. Mit dieser Strategie sind wir zwar nicht allein auf dem Markt, aber sie macht uns meines Erachtens den- noch in gewisser Weise einzigartig. Gleichzeitig ist das natürlichmit einemkla- ren Bekenntnis zu aktivem Management verbunden. Verursachen die Erfolge und das Wachstum der passiven Anlagen nicht manchmal Sorgenfalten auf Ihrer Stirn? Ehrlich gesagt denke ich jeden Tag darüber nach, zumal ich davon überzeugt bin, dass die ETFs weiter deutlich zulegen werden – sowohl passiv als auch aktiv verwaltete ETFs. In den USA sind es vor allem steuer- liche Gründe, die hinter diesem Verkaufs- erfolg stehen. Ein weiterer Grund, der nicht nur für die USA, sondern auch immer mehr für Europa gilt, ist das, was wir Disintermediation nennen. Was genau ist damit gemeint? Gemeint ist die ebenso starke Zunahme der Nutzung von Anlageplattformen bei Wegfall eines IFA oder verbunden mit dem Verzicht auf Beratung. Natürlich spielen hier oft Kostengründe eine große Rolle. War der steuerliche Aspekt der Grund, warum Sie Ihre eigenen aktiv gemanagten ETFs in den USA aufgelegt haben? Ich würde sagen, das war sicherlich der Hauptgrund. Ein anderer war, dass die Po- pularität von ETFs unter anderem deshalb zugenommen hat, weil sie während der Handelszeiten einer Börse gekauft und ver- kauft werden können. So kontraintuitiv das auch klingen mag, allein diese Tatsache gibt vielen Anlegern das Gefühl, dass sie mehr Kontrolle über ihre Anlagen haben. Warum ist das Ihrer Meinung nach absurd? Wenn man davon ausgeht, dass die Investi- tion in einen Investmentfonds sinnvoller- weise über einen langfristigen Zeithorizont von fünf oder mehr Jahren erfolgen soll, dann ist es ehrlich gesagt egal, ob ich mei- nen Fondsauftrag um zehn Uhr morgens oder um drei Uhr nachmittags erteile. Unabhängig davon kann ich sogar den passiv gemanagten Indextrackern etwas abgewinnen. Wie das? Weil sie den Anlegern eine Alternative bieten, eine Benchmark, an der wir uns als aktive Manager ständig messen lassen müs- sen, um unsere höheren Kosten, um nicht zu sagen unsere Existenz, zu rechtfertigen. Deshalb spornt uns die zunehmende Bedeutung passiver Anlagen in gewisser Weise sogar an, immer wieder zu beweisen, dass wir mit aktivem Management einen nachhaltigen Mehrwert bieten können. Und um auf Ihre ursprüngliche Frage zu- rückzukommen: Ja, ich mache mir jeden Tag Sorgen, aber einen Moment später beruhige ich mich wieder, weil wir mit unserem Ansatz langfristig überdurch- schnittliche Anlagerenditen erzielt haben und weiterhin erzielen werden. Ich glaube, dass wir das in den vergangenen 20 Jahren immer wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen konnten. » Wir halten Unter- nehmen, die über mehr als zehn Jahre einen jährlich wiederkeh- renden Cashflow von mindestens zehn Prozent aufweisen. « Edward Guinness, Guinness Global Investors FOTO: © TOM BIRTCHNELL | VIVIAN BIRCH fondsprofessionell.de 3/2023 349
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