FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

Aber was meinen Sie eigentlich, wenn Sie Ihr Unternehmen als Value-Investor be- zeichnen, der auf Wachstum zu einem vernünftigen Preis setzt? Ist damit eine Art Value Investing 2.0 gemeint? Die einfache Antwort wäre jetzt: Ja! Vor allem aber soll es deutlich machen, dass wir nicht nach den billigsten Unterneh- men zu jedem Preis suchen. Wir suchen nach günstig bewerteten Aktien von Unter- nehmen, die in der Lage sind, einen nach- haltigen, möglichst wachsenden Cash ow zu liefern. Wert und Wachstum sind nur zwei von insgesamt vier Komponenten, die vorhanden sein müssen, damit eine Anlage aus unserer Sicht attraktiv erscheint. Was sind die beiden anderen? Zum einen ist uns eine erkennbare Konsis- tenz in Bezug auf die unternehmerische Leistung des jeweiligen Managementteams sehr wichtig. Und nicht zuletzt wollen wir sehen, dass im Unternehmen ein echtes Verständnis für mögliche ESG-Risiken und den notwendigen Umgang mit ihnen vorhanden ist. Beunruhigt es Sie nicht, wenn einige Markt- experten davor warnen, dass es vor allem kleine undmittlere Vermögensverwalter in Zukunft schwer haben werden? Eigentlich nicht, denn wir sind recht zuver- sichtlich, dass wir einen Investmentansatz haben, der sowohl in schwierigen als auch in positiven Märkten gut funktioniert. Abgesehen davon glaube ich, dass die Ver- mögensverwaltungsbranche insgesamt ein strukturelles Problem hat, das es vielen Neueinsteigern sehr schwer macht, sich auf dem Markt zu etablieren. Vor 20 Jahren gab es noch eine Reihe von inhabergeführ- ten Wertpapier rmen, die gegründet wur- den. Diese Zeiten sind mehr oder weniger vorbei, weil Investoren heute nur noch investieren, wenn Sie mindestens vier, wenn nicht sogar fünf Jahre Erfolgsbilanz vorweisen können. Darüber hinaus muss man heute über ein großes und gut ausge- stattetes ESG-Team und die gesamte Infra- struktur verfügen, die für den Betrieb und die Einhaltung der Berichterstattungsvor- schriften erforderlich ist.Mit anderen Wor- ten: Als Vermögensverwalter müssen Sie heute besonders widerstandsfähig sein, um das Vertrauen der Anleger zu gewinnen. Und Sie haben diese Hürde bereits über- wunden? Ich denke schon. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Zugbrücke hinter uns hochgezogen wurde. Aber wir sind nicht diejenigen, die sie hochgezogen haben. Im Gegenteil, ich nde die Entwicklung sehr bedauerlich, denn ich glaube, dass es für alle, insbesondere für Investoren, besser wäre, wenn in unserer Branche ständig neue Unternehmen mit neuen und inno- vativen Produktideen entstehen würden. Was bringen Sie sozusagen an den Tisch? Ich würde sagen, den richtigen Produkt- mix, der für langfristige Investoren heute relevant ist. Das gilt nicht nur für unser größtes Produkt, den Global Equity Income Fund, mit dem wir seit vielen Jah- ren besser abschneiden als die Benchmark und die Vergleichsgruppe.Das gilt auch für unseren Global Growth Fund sowie für unsere beiden Aktienfonds mit Fokus auf den Energiesektor. Ein Thema wie nach- haltig erzeugte Energie wird uns sicherlich noch mindestens die nächsten 20 Jahre begleiten. Und auch wenn Asien bei vielen Anlegern derzeit ein wenig aus der Mode gekommen ist, sollte man diese Region keinesfalls vernachlässigen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es ein Fehler wäre, gegen den Erfolg Chinas über einen zugegebenermaßen sehr langen Zeitraum von 30 oder 40 Jahren zu wetten. Außer- dem haben wir gerade einen Fonds für chinesische A-Aktien aufgelegt, sodass wir auf der Produktseite für die nächste Phase gut gerüstet sind. » Ein Thema wie nach- haltig erzeugte Energie wird uns sicherlich noch mindestens die nächsten 20 Jahre begleiten. « Edward Guinness, Guinness Global Investors FOTO: © TOM BIRTCHNELL | VIVIAN BIRCH VERTRIEB & PRAXIS Edward Guinness | Guinness Global Investors 350 fondsprofessionell.de 3/2023

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