FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023
Diese oligopolartige Struktur dürfte auch erklären, warum es der Branche 2022 trotz schrumpfender verwalteter Vermögen gelungen ist, die Einnahmen zu steigern. Die Anbieter haben es gescha t, die Ge- bühren in zum Teil stattlichen Schritten zu erhöhen, wie immer wieder aus der Asset- Management-Branche zu hören ist. Die Preisgestaltung ist zudem sehr unübersicht- lich, wie zwei Studien des Analysehauses Substantive Research aus London zeigen. Eklatante Differenz In einer ersten Umfrage unter 40 Asset Managern kamen die Briten zum Ergebnis, dass die Preise für an sich ähnliche Lizenz- pakete um das 13-Fache voneinander ab- weichen. Aufgeschreckt von den Ergebnis- sen,meldeten sich noch weitere Häuser bei Substantive Research. In einer zweiten Stu- die mit den Daten von 60 Fondsanbietern errechneten die Analysten gar eine Abwei- chung um das 26-Fache. „Dieser erweiterte Datensatz hat gezeigt, dass Unstimmigkei- ten in der Preisgestaltung nicht nur weit verbreitet sind, sondern dass es sogar noch größere Unterschiede gibt, die Unterneh- men für ähnliche Marktdatenprodukte an dieselben Anbieter zahlen“, kommentiert Mike Carrodus, Geschäftsführer von Sub- stantive Research, die Ergebnisse der Unter- suchung. Die britische Finanzaufsicht durchleuch- tet derzeit den Markt für Indexdaten. Der Branchenverband der europäischen Asset- Management-Industrie EFAMA sowie die internationale Kapitalmarktlobby ICSA haben vor zwei Jahren in einem gemein- samen Papier in ungewöhnlich scharfem Ton über hohe Preise und komplizierte Lizenzverträge für Indexdaten gewettert. Die Branchenvertreter beklagten die domi- nante Marktstellung der Barometer-Bauer. Eine EU-weite Untersuchung konkret für diese Branche steht noch aus. Echte Alternativen gesucht Echte Chancen auf ein baldiges Aufbre- chen des Oligopols bestehen nicht. Denn selbst in den aufstrebenden Feldern des Indexmarktes wie Anleihen oder Nachhal- tigkeit gelingt es den großen Anbietern, ihre Dominanz zu behaupten. „Die großen Anbieter kaufen immer mehr Akteure auf und werden noch größer“, erläutert Bran- chenkenner Schmitt. „Sie erlangen auch bei ESG-Ratings einen großen Ein uss.“ Somit liegt die Entscheidung, was als nach- haltig gilt und was nicht, in wenigen Händen. „Mit diesem Ein uss sollten sie verantwortungsvoll umgehen“, mahnt der Professor. „Es wäre gut für den Markt, wenn es noch echte Alternativen gäbe“, appelliert Schmitt. SEBASTIAN ERTINGER FP Messlatten-Wachstum Gesamterlöse der Indexanbieter Die Einnahmen der Barometer-Konstrukteure sind über die vergangenen fünf Jahre kontinuierlich gestiegen. Quelle:Burton-Taylor 0 1 2 3 4 5 6 2022 2021 2020 2019 2018 Umsatz der Indexbranche 3,4 Mrd. USD 3,7 Mrd. USD 4,1 Mrd. USD 5,0 Mrd. USD 5,3 Mrd. USD Drei Schwergewichte Umsatzanteil in Prozent Die drei größten Indexanbieter vereinnahmen 70 Prozent des Umsatzes in diesemWirtschaftszweig. Die Verhältnisse ändern sich kaum. Quelle:Burton-Taylor MSCI 25 % S&P Dow Jones Indices 24 % FTSE Russell 21 % Sonstige 30 % » Der Indexmarkt hat sich mit Blick auf die Position der Anbieter kaum verändert. Die Großen sind groß geblieben. « Christian Schmitt, Hochschule der Bayerischen Wirtschaft VERTRIEB & PRAXIS Indexanbieter 356 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © KLAUS WESTERMANN | HOCHSCHULE DER BAYERISCHEN WIRTSCHAFT
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