FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023
Kein automatischer Erfolg Mittlerweile haben sich digitale Vermögensverwalter zwar fest etabliert, der Anteil der Robos am Kuchen der verwalteten Assets ist aber nach wie vor sehr klein. Das hat seine Gründe. A sset Manager konnten lange Jahre hohe Mittelzu üsse und Gewinne einfahren – bis der Ukrainekrieg und die In ation die Kurse an den Finanzmärkten einbrechen und das verwaltete Vermögen dahinschmelzen ließen. Das betraf auch Onlinevermögensverwalter, im Branchen- jargon „Robo-Berater“ oder „Robos“ ge- nannt. Laut einer Studie des Analysehauses Fondsconsult sank 2022 das verwaltete Ver- mögen von 21 untersuchten Anbietern um eine Milliarde auf nur noch 11,5 Milliar- den Euro.Die genaue Höhe des von Robos in Deutschland verwalteten Vermögens ist unbekannt, weil viele Plattformen keine Zahlen verö entlichen. Der Branchen- dienst „Extra-ETF“ schätzt den Gesamt- markt auf etwa 25 Milliarden Euro. Das sind zwar stattliche Summen, sie nehmen sich im Vergleich zu den Assets etablierter Fondsgesellschaften aber sehr bescheiden aus. Das hat bestimmte Grün- de – zur Erklärung ist es hilfreich, die Gruppe der über 30 Anbieter zu di eren- zieren, aber nicht in Fintechs und Robos, die zu Banken, Asset Managern oder unab- hängigen Vermögensverwaltern gehören. Sinnvoller ist eine Einteilung nach dem Vertriebskonzept oder den Zielen, die die Anbieter mit ihrem Robo verfolgen. Viele potenzielle Kunden Grundsätzlich besteht großes Potenzial für die digitalen Anbieter. Es gibt in Deutschland viele Verbraucher, die Geld haben und es anlegen sollten. „Wir haben in einer gemeinsammit der Comdirect er- stellten Studie herausgefunden, dass es gut sieben Millionen potenzielle Kunden für digitale Vermögensverwaltungen gibt“, be- richtet Quirion-Vorstandschef Martin Daut. Das ist viel. „Allerdings ist es sehr schwierig, dieses Potenzial zu heben – zumindest für diejenigen, die sich direkt auf Endanleger fokussieren“, schränkt Sebastian Hasenack, Leiter von Solidvest, der Onlinevermögens- verwaltung von DJE Kapital, ein. Experten führen dafür eine Reihe von Gründen und Erklärungen an. „Viele Ver- braucher sind immer noch zurückhaltend bei digitalen Abschlüssen, da Investments komplex sind. Bei Interesse setzen sie daher immer noch lieber auf Beratung und ge- hen zu einer Bank oder einem Vermittler“, sagt Philipp Bulis, Spezialist für die Finanz- branche bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman. Einige digitale Vermögens- verwalter wie Scalable Capital oder Solid- vest haben darauf reagiert und bieten per- sönliche Beratungen an. „Das Grundpro- blem vieler Robos ist, dass man für Anlage- produkte Nachfrage erzeugen muss. Sie werden ver- und nicht gekauft“, ergänzt Achim Kaucic, Partner &Managing Direc- tor der Boston Consulting Group (BCG). Die Idee einiger Fintechs beim Start vor knapp einem Jahrzehnt, Anleger einfach mit einer kostengünstigen digitalen Ver- mögensverwaltung anzulocken, ging nach » Der Markt für Robo- Berater hat sich längst konsolidiert. « Philipp Bulis, Oliver Wyman Vor rund zehn Jahren dachten „Robos“, Anleger auf digitalemWeg gewinnen zu können. Das funktionierte kaum – viele Kunden wünschen den persön- lichen Kontakt. Kollege Roboter hat dennoch einiges zu tun. VERTRIEB & PRAXIS Robo-Berater 362 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © IHORVSN | STOCK.ADOBE.COM
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