FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

Bank auf Rädern Immer mehr Kreditinstitute ersetzen zumindest einige stationäre Zweigstellen durch mobile Filialen. Mit der Deutschen Bahn will nun ein großer Player in den Markt einsteigen. D as Filialsterben bei den deutschen Banken reißt nicht ab. Laut der im Juli verö entlichten Bankstellenstatistik der Bundesbank machte hierzulande allein in den vergangenen drei Jahren fast jede vierte Filiale dicht. 2022 sank die Zahl der inlän- dischen Zweigstellen der Kreditinstitute noch einmal um 1.266 auf 20.446. 2019 hatte es noch 26.667 Filialen gegeben. Dass Banken ihr Filialnetz erweitern, kommt dagegen fast nicht mehr vor. Da bleibt die auf Konsumentenkredite spezialisierte Creditplus Bank, die im Februar in Ulm ihre 21. Geschäftsstelle erö nete, eine echte Ausnahme. Damit trotz Filialschließung weiterhin ein persönlicher Ansprechpartner vor Ort bleibt, bieten sich mobile Geschäftsstellen als Alternative an. Die kennt man in Deutschland bereits aus den Wirtschafts- wunderjahren und den Zeiten des Mauer- falls. Momentan erleben sie ein Revival, insbesondere im ländlichen Raum. Dort setzt man auf die rollende Filiale, damit der Protest durch die Politik und die Einwoh- ner bei der Schließung der lokalen Zweig- stelle nicht allzu groß wird. So ernteten beispielsweise die Mittelbrandenburgische Sparkasse und die Sparkasse Uckermark im Sommer heftige Kritik, als sie ankündigten, zusammen insgesamt 35 ihrer Filialen schließen zu wollen. In die Diskussion schaltete sich sogar Brandenburgs Minister- präsident Dietmar Woidke ein. Auch die Kreissparkasse Köln setzt auf eigene mobile Filialen. Sechs Fahrzeuge sind etwa im Bergischen Land und im Rhein- Erft-Kreis im Einsatz. „Besetzt“wird die rol- lende Filiale mit jeweils zwei Mitarbeitern, die morgens den Bus aus demDepot holen, ihn dann über Land kutschieren und abends wieder zurückfahren. Im kleinen Truck kann man Ein- und Auszahlungen vornehmen, Überweisungen und Schecks abgeben, Geld abheben, Kontoauszüge zie- hen oder sich kurz beraten lassen. Auch in Sachen Nachhaltigkeit punkten die Busse: So war die Sparkasse Köln Bonn nach eige- nen Angaben imMärz 2021 die erste deut- sche Bank, die eine mobile Filiale mit rein elektrischem Antrieb einsetzte. Andere Institute folgten diesem Beispiel und sind inzwischen ebenfalls elektrisch unterwegs. Mehrere Spezialanbieter In der Regel kaufen oder leasen die Kre- ditinstitute die Bankbusse von Spezial r- men und lassen sich die rollende Filiale nach ihren Wünschen einrichten und aus- statten. Renommierte Anbieter sind bei- spielsweise die Firmen TST Fahrzeugbau aus Ebersbach an der Fils, GS-Mobile oder Hartmann Spezialkarossen aus Alsfeld. Nach dem Umbau gibt es kaum einen Unterschied zur stationären Filiale: Die Arbeitsplätze im Fahrzeug sind nach den Richtlinien des Arbeitsschutzes konzipiert, es gibt moderne Satellitentechnik und auch Geldautomaten. » Jeder Spezialist kann in den Bus zugeschaltet werden. « Peter Junginger, Ethcon Die „Filiale2go“ des Allgäuer Unternehmens Hummel Blockhaus können die Bankmitarbeiter per Anhänger durch die Gegend kutschieren. Ein normaler Führerschein reicht dafür aus. BANK & FONDS Mobile Filialen 426 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © LOUIS ZUCHTRIEGEL | HUMMEL BLOCKHAUS (2)

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=