FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

kunden ihren Fokus nicht mehr auf das Thema ESG legen“, berichtet Schäfer. Das bedeutet zwar nicht, dass sie grundsätzlich von nachhaltigen Finanzprodukten Ab- stand nehmen. „Aber die meisten Kunden erklären, dass dieser Aspekt für sie keine Relevanz hat“, sagt der Berater. „Wir hatten gerade 2022 sehr herausfor- dernde Kapitalmärkte“, sagt Stefan Eich, Leiter Strategisches Produktmanagement bei der Deka, dem Finanzdienstleister der Sparkassengruppe. „Vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges, der hohen In ation und der Zinswende standen und stehen für die Anleger andere Dinge im Vorder- grund als Nachhaltigkeit“, erklärt er. „Aber der komplexe Abfrageprozess trägt natür- lich nicht dazu bei, das Interesse der Anle- ger am Thema ESG zu erhöhen“, sagt Eich. Kunden winken ab Das bemerkt Berater Schäfer in seiner täglichen Praxis. „Selbst wenn Kunden erklären, dass sie Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen möchten, winken sie ab, wenn ich erläutere, welche Wahlmöglich- keiten es gibt“, erzählt er. „Das ist ihnen ein- fach zu viel, so tief wollen sie in die Materie nicht einsteigen“, sagt Schäfer. Stattdessen verlassen sie sich darauf, dass der Berater schon die richtigen ESG-Produkte für sie wählen wird. Der Absatz nachhaltiger Fonds hat sich bei der Deka seit dem Start der vorge- schriebenen Präferenzabfrage nicht erhöht – anders als 2020. „Damals sind wir in der Sparkassen-Finanzgruppe mit einer deut- lich einfacheren Nachhaltigkeitspräferenz- abfrage gestartet“, berichtet Eich. „Auch das hatte den E ekt, dass die Nachfrage nach ESG-Fonds ganz deutlich gestiegen ist“, sagt er. Jetzt sei eher das Gegenteil der Fall. Auch Anja Bauermeister, Abteilungsleite- rin Publikumsfonds bei Union Investment, kann nicht erkennen, dass das Interesse an nachhaltigen Sondervermögen seit dem Start der verp ichtenden Erhebung der ESG-Präferenzen zugenommen hätte. „Wir verzeichnen bereits über die vergangenen drei Jahre eine steigende Nachfrage nach Fonds dieser Art“, sagt sie. Einen deutlichen Schub habe die neue Abfrage diesen Pro- dukten aber nicht verliehen. „Von den Beratern bei den Genossen- schaftsbanken hören wir auch nicht, dass die Erhebung der ESG-Präferenzen Anle- ger dazu bringt, verstärkt nachhaltige Fi- nanzprodukte zu wählen“, berichtet Bauer- meister. Nach wie vor seien die Kunden in der Mehrheit, die erst einmal über die ge- samte Angebotspalette beraten werden » Man merkt deutlich, dass viele Anlagekunden ihren Fokus nicht mehr auf das Thema ESG legen. « Fabian Schäfer, Frankfurter Sparkasse Das Zielmarktkonzept der deutschen Branchenverbände Vereinfachte Darstellung durch FONDS professionell. 1 Principal Adverse Impacts (nachteilige Auswirkungen) | 2 Offenlegungsverordnung | 3 Hersteller berücksichtigt anerkannten Branchenstandard (bei Fonds: UN-PRI) | 4 UN Global Compact Quelle:BVI Sonstige Produkte (Nicht Teil des Mifid-Zielmarktes) Produkte, die sich an Kunden mit nachhaltigkeitsbezogenen Zielen gemäß Mifid richten können Non-ESG Basic ESG- Strategie PAIs 1 Nachhaltige Investitionen gemäß SFDR 2 Nachhaltige Investitionen gemäß Taxonomie-VO Keine Angaben oder Daten bzw. als nicht nachhaltig deklariert Transparenz über ESG- Risiken und ESG-Chancen + Branchen- standard 3 Dezidierte ESG-Strategie + Branchen- standard 3 Dezidierte ESG-Strategie mit Berücksichtigung der Standard-PAIs 1 + Mindestausschlüsse + Branchenstandard 3 ESG-Strategie mit auswirkungsbezogenen Investments gemäß SFDR 2 (Prozentangabe) + Keine schweren Verstöße gegen UNGC 4 und Demokratie/Menschenrechte + Branchenstandard 3 ESG-Strategie mit auswirkungsbezogenen Investments gemäß Taxonomie (Prozentangabe) + Keine schweren Verstöße gegen UNGC 4 und Demokratie/Menschenrechte + Branchenstandard 3 fondsprofessionell.de 3/2023 431 FOTO: © JOCHEN KRATSCHMER | FRANKFURTER SPARKASSE

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