FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

seine gesamten Finanzen“, erklärt Andreas Beys, Vorstand von Sauren Fonds-Service aus Köln. Für Verbraucher ist das eine prak- tische Lösung. Für den Anbieter einer Cockpit-App bedeutet sie Datenhoheit. Denn die vollständige Übersicht über sämt- liche Finanzdaten ermöglicht ihm, immer wieder neue Angebote zu unterbreiten, et- wa Fonds oder Policen durch andere aus- zutauschen oder zu ergänzen. Das Ziel der Kommission Genau das ist es auch, was der Gesetz- geber in Brüssel mit dem Open-Finance- Projekt anstrebt: höhere Transparenz für Verbraucher und mehr Wettbewerb in der Finanz- und Versicherungsbranche. Wann es so weit sein soll, hat die EU-Kommission allerdings noch nicht festgelegt. Der aktuelle Entwurf sieht vor, dass die Akteure der Finanz- und Versicherungswirt- schaft innerhalb von 18 Monaten Vertrags- bedingungen für den zukünftigen Daten- austausch festlegen müssen, sobald alle Gesetzesakte der Open-Finance-Initiative verabschiedet und im EU-Amtsblatt ver- ö entlicht sind. Sollten sich der Ministerrat und das Europäische Parlament noch vor den EU-Parlamentswahlen im Juni 2024 auf den Entwurf einigen, könnte FIDA spätestens Ende 2025 starten. Für freie Finanzberater und Versiche- rungsvermittler hat das Projekt durchaus Charme. Gesetzt den Fall, sie können ihren Kunden eine Cockpit-App anbieten und diese würden die Anwendung nutzen, hätten sie einen Überblick über Produkte und Daten, der ihnen aktuell verwehrt ist. Dabei müssten sie gar nicht sofort daran- gehen, ganze Depotüberträge vorzuneh- men, um Provisionen zu generieren. Da Berater künftig etwa erkennen, wann eine Lebensversicherung fällig wird, könnten sie anbieten, das Geld neu anzulegen. Steigt das Gehalt eines Kunden, könnte der Ver- mittler das zum Anlass nehmen, ihm ei- nen Vorschlag zur Optimierung der Alters- vorsorge zu unterbreiten. Möglichkeiten gibt es genug. Doch da- mit freie Finanzberater in den vollen Genuss der FIDA-Vorzüge kommen, brau- chen sie zwei Dinge: Zum einen müssen sie überhaupt erst einmal eine Cockpit- App anbieten können. Dafür müssten Depotbanken oder Maklerpools die techni- schen Voraussetzungen scha en. Zum anderen brauchen Vermittler eine äußerst vertrauensvolle Beziehung zu ihren Kunden. Für die meisten Fondsplattformen scheint Open Finance aktuell noch kein Thema zu sein. Auf eine Anfrage von FONDS professionell äußerte sich bis Redaktionsschluss nur ein Institut – die DAB BNP Paribas. „Wir fühlen uns gut vorbereitet, da wir auf der bereits vorhan- denen PSD-2-Infrastruktur aufbauen kön- nen“, teilt die Depotbank mit. Die Schnitt- stellen seien bereits vorhanden und müss- ten nur angepasst werden. Maklerpools sind dran Die Maklerpools setzen sich bereits aktiv mit der o enen Finanzarchitektur ausein- ander – und bewerten diese grundsätzlich positiv. „Berater werden die Möglichkeit haben, die Schnittstelle zum Kunden früh- zeitig und vertrauensvoll zu besetzen“, glaubt etwa Martin Steinmeyer, Vorstand des Maklerpools Netfonds. So sei künftig eine umfangreiche 360-Grad-Beratung möglich. „Netfonds entwickelt seit Jahren die modernste Technologie mit dem Ziel einer 360-Grad-Sicht und ist gewappnet, um die neuen Anforderungen umzuset- zen“, ist Steinmeyer überzeugt. Auch Alexander Lehmann, Vorstand für Marketing und Vertrieb bei Fondskonzept, sieht sein Unternehmen für die Zeiten der o enen Architektur schon heute gut auf- gestellt. „Fondskonzept ermöglicht eine konsolidierte Depotansicht sowie die Inte- gration von Versicherungen und Girokon- ten in den Anwendungen Finance Home und Finance-App bereits seit vielen Jahren“, Andreas Beys, Sauren: „Vermittler können sich zum Finanzcoach oder zum Financial Planner weiter- bilden, um die neuen Möglichkeiten zu nutzen.“ Georg Kornmayer, Fondsnet: „Vermittler haben die Möglichkeit, den Hauptabsatzkanal der Banken und Versicherer mit ihrem eigenen Angebot anzugehen.“ » Wir sind vorbereitet und werden die Open- Finance-Initiative eins zu eins umsetzen. « Alexander Lehmann, Fondskonzept fondsprofessionell.de 3/2023 447 FOTO: © ANDREAS STEINDL | FONDSNET, AXEL GAUBE

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