FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2023

sagt er. „Wir sind vorbereitet und werden die Open-Finance-Initiative eins zu eins umsetzen“, erklärt Lehmann. „Wie bei der PSD 2 befassen wir uns auch jetzt bei Open Finance und FIDA frühzeitig mit den technischen Vorausset- zungen für eine erfolgreiche Umsetzung“, sagt Sebastian Grabmaier, Vorstandsvor- sitzender von Jung, DMS & Cie. Aller- dings hätten zuerst die Versicherer und die Fondsbranche viele Hausaufgaben zu erle- digen, meint er. Georg Kornmayer, Geschäftsführer des Maklerpools Fondsnet, hält eine saubere Umsetzung der Open-Finance-Initiative ebenfalls für technisch sehr komplex. Viele Anbieter von Fonds- und Versicherungs- produkten würden voraussichtlich Jahre benötigen, um die APIs bereitzustellen. „Wir erwarten vor allem erst einmal Klar- heit, wie die operative Gestaltung dieses Ansatzes in ein Gesetz gegossen wird“, sagt Kornmayer. „Selbstverständlich werden wir dann alles tun, um unsere Partner in die Lage zu versetzen, einen Mehrwert für sich und ihre Kunden zu generieren.“ Für freie Vermittler sei die geplante FIDA- Regelung allerdings sehr positiv, ndet Kornmayer. „Sie haben damit die Möglich- keit, den Hauptabsatzkanal der Banken und die Ausschließlichkeitsstrukturen der Versicherer aktiv mit ihrem eigenen Ange- bot anzugehen“, erklärt er. Und das ohne den bisherigen großen Aufwand einer Datenanalyse von alten Aktenordnern der Kunden. „Zudem bietet die Transparenz Vermittlern mehr denn je die Chance, sehr praktikabel ihren Bestand zu p egen und über Honorarberatungsmodelle als Finanz- coach zu agieren“, glaubt Kornmayer. Chancen des modernen Beraters Davon ist auch Sauren-Vorstand Andreas Beys überzeugt. „Genau hier setzen die Chancen des modernen Finanzberaters an“, sagt er. Doch damit ein Kunde seinem Berater Zugri auf all seine relevanten Daten ermöglicht, muss er ihm vertrauen. Und er muss ein breites Produktangebot vor nden. Andernfalls könnten Kunden ihr Cockpit eher einem großen All nanz- dienstleister anvertrauen. Damit Vermittler von der o enen Finanz- architektur pro tieren können, sollten sie sich durchaus weiterbilden, ndet Beys. „Ei- ne Ausbildung zum Finanzcoach oder Fi- nancial Planner, könnte sehr hilfreich und sinnvoll für den Finanzberater sein“, sagt er. Denn es werde auch darum gehen, die ers- te Vertrauensperson zu sein. „Nur dieser Berater wird mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen Kunden von den Vorzügen einer gemeinsamen gesamtheitlichen Zusam- menarbeit überzeugen können. Und dafür benötigt er die richtigen Skills“, sagt Beys. Und die beste Cockpit-App? Wer weiß, vielleicht entsteht diese ja in einem span- nenden Hackathon. ANDREA MARTENS FP » Berater werden die Möglichkeit haben, die Schnittstelle zum Kunden früh und vertrauensvoll zu besetzen. « Martin Steinmeyer, Netfonds Open Banking und Open Finance: Begriffe und Rechtsgrundlagen PSD 2: Unter dem Begriff Open Banking sind die Vorgaben der zweiten Zahlungsdienste- richtlinie (Payment Services Directive 2, PSD 2) der Europäischen Union (EU) zu verstehen. Diese war von den EU-Mitgliedsländern in zwei Stufen – zum 13. Januar 2018 und zum 14. September 2019 – in nationales Recht umzusetzen. In Deutschland wurden die aufsichtsrechtlichen Bestimmungen im Zahlungsdiensteaufsichtsge- setz (ZAG) und die zivilrechtlichen Vorgaben im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) berücksichtigt. Bedeutung: Die PSD 2 sieht vor, dass Ban- ken Drittanbietern den Zugang zu Onlinekonten ihrer Kunden und zu deren Zahlungsverkehrs- daten ermöglichen müssen – natürlich nur auf Wunsch des Kontoinhabers. Ermöglicht wird dies durch eine offene Anwendungsprogrammier- schnittstelle (Application Programming Interface, API). Wesentliches Ziel dieser Öffnung war es, Innovationen im Zahlungsverkehr nutzbar zu ma- chen und zu regulieren. Open Finance: Das Konzept von Open Finance lässt sich als Erweiterung der Idee des Open Banking verstehen. Es beschreibt den Aus- tausch von Daten der Finanzindustrie über den Zahlungsverkehr hinaus. So sollen Drittanbieter künftig etwa auch Zugriff auf Depotinformationen der Kunden von Banken oder auf Versicherungs- daten erhalten können. Vorschläge: Die EU-Kommission hat im Juni 2023 ihre Vorschläge zur Umsetzung des Open- Finance-Projekts vorgestellt. Mit der geplanten Verordnung zu einem Rahmenwerk für den Zu- gang zu Finanzdaten (Framework for Financial Data Access Regulation, FIDA-E) soll der mit der PSD 2 eingeführte Zugang zu Kontodaten auf weitere Finanzdaten ausgedehnt werden. Einen endgültigen Zeitplan für die Umsetzung der Open- Finance-Initiative gibt es noch nicht. STEUER & RECHT Open Finance 448 fondsprofessionell.de 3/2023 FOTO: © NETFONDS

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