FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023
Grüne Wiese Der Kampf gegen das Artensterben wird zum Investmentthema. Doch wie lassen sich Biodiversitätsrisiken messen? Erste Fonds kommen an den Markt, bevor valide Kennzahlen vorliegen. M itte November el in Brüssel eine Entscheidung, die viele Umwelt- schützer frustrieren musste: Die EU-Kom- mission wird das Bayer-Spritzmittel Gly- phosat für zehn weitere Jahre erlauben. Greenpeace sprach von einem „schwarzen Tag für die Artenvielfalt“, andere Natur- schutzorganisationen schlossen sich an. Ihre Enttäuschung ist verständlich. Klar ist aber auch, dass das Thema Biodiversität auf der politischen Agenda angekommen ist. Der Kampf für den Erhalt der Artenviel- falt hat endlich begonnen, und er scheint einen ähnlichen Verlauf zu nehmen wie der gegen die Erderwärmung. Auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt – siehe die Glyphosat-Entscheidung – ist das The- ma mittlerweile in den Köpfen der Ent- scheider präsent. So einigten sich vor einem Jahr auf der Weltnaturkonferenz der Vereinten Nationen in Montreal 196 Staa- ten auf ein globales Biodiversitätsabkom- men. Das wohl wichtigste Ziel: Bis 2030 soll der Verlust der Artenvielfalt gestoppt sein. Das heißt nicht, dass es tatsächlich gelingen wird, das Naturkapital zu erhalten. Doch ohne internationale Beschlüsse dieser Art wäre der Kampf sicher verloren, genau wie beim Klimawandel. Gut möglich daher, dass in einigen Jahren mit der glei- chen Selbstverständlichkeit vomMontreal- Abkommen gesprochen wird wie von den Pariser Klimazielen. Investoren springen auf Der Schutz der biologischen Vielfalt hat nicht nur seinen Platz auf der politischen Agenda gefunden, er rückt auch zuneh- mend in den Fokus der Anleger.Umfragen von BNP Paribas, Union Investment und Vontobel zeigten in den vergangenen Mo- naten unabhängig voneinander, dass insti- tutionelle Investoren bei Anlageentschei- dungen zunehmend auf Biodiversitätsrisi- ken achten, auch wenn deren Bedeutung noch lange nicht an die des Klimawandels heranreicht. Auch die Zahl der Publikums- fonds, die sich diesem Thema verschrieben haben, steigt (siehe Tabelle Seite 114). Der Erhalt der Artenvielfalt ist dabei nicht nur ein ethisches Gebot, sondern auch ein ökonomisches. Lucas Seiler und Philipp Finter aus dem Sustainable Invest- ment O ce von Metzler Asset Manage- ment verweisen auf eine Schätzung des Weltwirtschaftsforums, nach der mehr als die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleis- tung moderat bis stark von den Ökosys- temdienstleistungen einer intakten Natur abhängt. „Diese Dienstleistungen werden » Der Verlust von Ökosystemdienst- leistungen bedroht viele Unternehmen. « Lucas Seiler und Philipp Finter, Metzler Asset Management Es summt und brummt – doch solche Wiesen gibt es immer seltener. Um die Artenvielfalt zu erhalten, sind hohe Investitionen nötig. Zumindest einen Teil davon kann die Asset- Management-Branche finanzieren. Klement Tockner , Generaldirektor der Sencken- berg Gesellschaft für Naturforschung, spricht auf Einladung von BNP Paribas AM zum Thema: „Biodiversität – Business Needs Nature.“ ANMELDUNG: fondsprofessionell.de MANNHEIM, 24. + 25. JAN. 2024 MARKT & STRATEGIE Biodiversität 110 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © HJSCHNEIDER | STOCK.ADOBE.COM
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