FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

von der Natur kostenlos erbracht“, erinnern die Metzler-Manager. „Hierzu zählen ne- ben direkten Versorgungsleistungen mit Nahrung, Trinkwasser, Fasern und Holz auch nicht zu ersetzende regulierende Leis- tungen“, etwa mit Blick auf das Klima oder den Hochwasserschutz. „Der Verlust von Ökosystemdienstleistungen bedroht viele Unternehmen“, betonen Seiler und Finter. „Grund genug also für Investoren, Biodiver- sitätsrisiken bei der Unternehmensanalyse zu berücksichtigen.“ Schwierig zu beziffern Das klingt plausibel, ist in der Praxis aber schwierig umzusetzen. Denn wie lassen sich Biodiversitätsrisiken messen? Während sich der Beitrag zum Klimawandel mehr oder weniger tre end an den Treibhausgas- emissionen festmachen lässt, ist das mit Blick auf die Artenvielfalt deutlich kompli- zierter. Agenturen wie MSCI ESG Research oder S&P Global (siehe Gra k unten) berechnen Biodiversitäts-Scores, die eine Vergleichbarkeit verschiedener Unterneh- men auch über Branchen hinweg erlauben sollen, doch wirklich durchsetzen konnten sich die Ansätze bislang nicht. Als wichtiger Schritt gelten die im Sep- tember verö entlichten Empfehlungen der „Taskforce on Nature-Related Financial Disclosures“ (TNFD). Auf dieser Basis soll es Firmen und Finanzinstituten möglich sein, ihre Biodiversitätsrisiken wissenschaftlich fundiert o en- zulegen.Die Initiative war 2021 nach dem Vorbild der „Task- force on Climate-Related Fi- nancial Disclosures“ (TCFD) gegründet worden, deren Rah- menwerk zum Maßstab der Klimaberichterstattung wurde. „Der TNFD ist es gelungen, in nur zwei Jahren einen Anstoß für eine naturbezogene Bericht- erstattung zu geben – eine Leis- tung, für die die TCFD etwa sieben Jahre brauchte“, lobt Deepshikha Singh, Stewardship-Che n des Fondsanbie- ters La Française Asset Management. Erste Konzerne haben zugesagt, ab 2025 entspre- chende Daten zu verö entlichen. Singh erwartet, „dass Regulierungsbehörden und Gesetzgeber das Rahmenwerk der TNFD in ihre Anforderungen an die Unterneh- mensberichterstattung einbeziehen werden, so wie bei der TCFD“. Sie betont aber auch, die O enlegung sei nur ein erster Schritt. „Wir können nicht verbessern, was wir nicht messen können“, sagt Singh. „Aber zum Glück stellen die TNFD-Emp- fehlungen einen soliden Ausgangspunkt dar, um zu ermitteln, wo wir in Sachen Natur und biologische Vielfalt stehen.“ Bis belastbare Kennzahlen der Unterneh- men nach dem TNFD-Schema vorliegen, werden noch einige Jahre vergehen. So lan- ge möchten viele Asset Manager nicht war- ten. First Sentier Investors beispielsweise verö entlichte im Spätsommer einen Leit- faden für Investoren, wie sich Unterneh- men nach Biodiversitätskriterien bewerten lassen, selbst wenn es noch an Daten man- gelt. „Wir dürfen nicht zulassen, dass das Perfekte der Feind des Guten ist“, appelliert Joanne Lee, die Autorin des Leitfadens. „Grundsatzerklärung“ Auch Allianz Global Investors hat rea- giert. „Trotz o enkundig zunehmender Risiken, die der Verlust biologischer Vielfalt mit sich bringt, gehen die meisten Unternehmen das Problem nicht schnell genug an“, tadelt Matt Christensen, Leiter nachhaltige Investments. Deshalb möchten Christensen und seine Kollegen die Firmen, in die sie investieren, entspre- chend „fördern und fordern“. Was sich dahinter verbirgt, ist einer jüngst verö entlichten „Grundsatzerklärung“ zur Bio- diversität zu entnehmen: Ers- tens arbeitet das Nachhaltig- keitsresearch daran, die wich- tigsten Biodiversitätsprobleme zu erkennen und zu überwa- chen. Die Analysten identi - Konsum killt Biodiversitätsrisiko verschiedener Branchen S&P Global versucht, Biodiversitätsrisiken zu beziffern. *UnternehmenausdemS&PGlobal BroadMarket Index,gemessenam „HighestSignificanceArea“-Äquivalent Quelle:NikkoAMmitDatenvonS&P |Stand:31.3.2023 Finanzen Nicht-Basis- konsumgüter Energie Grundstoffe Industrie Immobilien Versorger Basiskonsumgüter Ökosystem-Fußabdruck des operativen Geschäfts (in Tausend Hektar)* 2.926,7 2.030,7 726,3 715,7 600,1 289,3 241,7 215,1 » Die meisten Firmen gehen die Probleme, die der Verlust biologischer Vielfalt mit sich bringt, nicht schnell genug an. « Matt Christensen, Allianz Global Investors MARKT & STRATEGIE Biodiversität 112 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © ALLIANZ GLOBAL INVESTORS

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