FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023
dem Schrauben an Fahrrädern und seinen Jobs entdeckt der heutige Portfoliomanager schon recht früh ein anderes Gebiet, das ihn fasziniert. „Mit dem Investieren bin ich zum ersten Mal richtig in Berührung ge- kommen, als die Firma, für die mein Vater arbeitete, von einer börsennotierten Hol- ding übernommen wurde“, berichtet er. Vorher hatte Lipowski zwar schon an dem einen oder anderen Börsenspiel teilgenom- men, aber jetzt wurde es wirklich interes- sant. „Wir haben die Aktie der Holding ge- kauft, damit ng alles an“, erinnert er sich. Mitte bis Ende der 1990er-Jahre kommt die Dotcom-Zeit. Lipowski braucht zwar noch die Unterschrift seiner Eltern, um dabei zu sein – aber er ist dabei. „Damals habe ich aus Spaß gesagt, ich würde später einmal Fondsmanager werden, aber abzu- sehen war das noch nicht“, berichtet er. Dieser Berufswunsch entsteht erst deut- lich später. Nach Abitur und Wehrdienst absolviert Frank Lipowski seine Bankaus- bildung. Die Blase amNeuen Markt ist be- reits geplatzt, der 11. September 2001 hat die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt. „In der Bank liale habe ich dramatische Gespräche mit Kunden miterlebt, die teils üble Verluste erlitten hatten“, sagt Lipowski. Zu dieser Zeit beschließt er, später einmal nicht imVertrieb, sondern auf der Produkt- seite tätig zu sein. Jetzt steht der Entschluss: Lipowski möchte Fondsmanager werden. Auf nach Köln 2003 beginnt er an der damaligen Hoch- schule für Bankwirtschaft, der heutigen Frankfurt School. Studienbegleitend heuert er als Trainee bei Lupus Alpha an. Nach seinem Bachelor-Abschluss geht es in die Schweiz zur Partners Group, bis die Ent- scheidung fällt, den Lebensmittelpunkt an den Rhein zu verlagern. So kommt er 2009 nach Köln zu Flossbach von Storch. Über demRhein zieht sich der Himmel langsam zu. „Lieber zurück?“, fragt Lipow- ski. Besser ist es. „Ich hatte vier Wochen vor dem Lehman-Crash meinen Arbeitsvertrag bei Flossbach von Storch unterschrieben“, erzählt er. „Da habe ich mich natürlich ge- fragt, ob es wohl beim Jobbeginn am 1. Ja- nuar 2009 bleiben würde.“ Es bleibt dabei, und eine spannende Phase beginnt. „Anfang 2009 bescha ten sich viele gro- ße Unternehmen über Anleihen mit hohen Zinskupons von acht oder neun Prozent Liquidität am Markt“, berichtet Lipowski. So entsteht bei den Kölner Aktien- und Multi-Asset-Spezialisten erstmals Interesse an einem reinen Anleihenfonds.Mitte 2009 wird der Bond Opportunities aufgelegt, von nun an reift Frank Lipowski immer weiter zum Fixed-Income-Experten heran. Frei und flexibel „Ich habe dabei von Anfang an sehr große Freiräume bekommen“, berichtet er, „dafür bin ich sehr dankbar.“ Das galt und gilt zum einen für den Fonds selbst, der als Global-Unconstrained-Produkt ohne Benchmark und wie ein „One-Stop-Shop“ weltweit in sämtliche Zinspapiere inves- tieren kann, seit 2013 auch in High-Yield- Anleihen. „Bei Flossbach von Storch gab es auch kein ‚Erbe‘, keine Anleihentradition, die fortgeführt werden musste“, sagt Lipow- ski. „Daher konnten wir auf Situationen wie die Eurokrise, Niedrig- und Negativ- zinsen oder auf die Kaufprogramme der Notenbanken ganz frei und exibel reagie- ren“, sagt der Portfoliomanager. Zurück amOttoplatz geht es noch kurz in die schicke Kantine des Vermögensver- walters. Die wird zwar gerade umgebaut, aber ein Ka ee ist trotzdem zu haben. „Bert Flossbach und Kurt von Storch ha- ben mir ein Zuhause gegeben, unterneh- merisch zu denken und zu handeln.Dieser kaufmännische Gedanke ndet sich insbe- sondere im Investmentansatz wieder“, sagt Lipowski, als er an einem Tisch Platz ge- nommen hat. „Chancen und Risiken ge- geneinander abwägen, immer im Sinne der Anleger.“Nicht zuletzt diese „unterneh- » Wenn ein Equity- Manager nur eine Schaukel hat, habe ich einen ganzen Abenteuerspielplatz. « Frank Lipowski, Flossbach von Storch Unterhaltung bei einem kurzen Stopp im Kölner Rheinpark: Frank Lipowski hat schon als Jugendlicher sein Faible fürs Mountainbiking entdeckt. In dieser Zeit erwachte auch sein Interesse am Investieren. Die Entscheidung, Portfoliomanager zu werden, fiel allerdings erst wesentlich später. PORTRÄT Frank Lipowski I Flossbach von Storch FOTOS: CHRISTOPH HEMMERICH 122 fondsprofessionell.de 4/2023
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