FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

gewiesene Trefferquote von knapp über 60 Prozent vorweisen kann, dann ist es einfach enorm positiv, wenn an den Märkten mög- lichst viel passiert. Wir sind also optimis- tisch, dass sich das auch in unseren Anlage- ergebnissen widerspiegeln dürfte. Aber werden nicht auch Sie nach wie vor verunsichert von unvorhergesehen eintre- tenden Ereignissen und einer immer noch schwelenden Unsicherheit imMarkt? Ich könnte jetzt sagen, dass unser Beruf das schon immer mit sich gebracht hat, aber das wäre zu einfach. Eine Entwicklung, wie wir sie im Zusammenhang mit der Krise der Regionalbanken in den USA und der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS erlebt haben, hat natürlich auch bei uns zu einer gewissen Verunsicherung geführt. Wir haben uns aber zum Glück nicht wie viele Marktteilnehmer nervös machen lassen, die diese Entwicklung als erste Nebenwirkung des Zinserhöhungs- zyklus interpretiert haben und darin die erste Indikation für eine Umkehr der Geld- politik in Richtung wieder sinkender Zinsen gesehen haben. Wie haben Sie reagiert? Wir haben zum Glück an unserer Linie einer im Vergleich zur Benchmark kürze- ren Duration festgehalten. In dem Fall war es vorteilhaft, dass wir in Bezug auf die kon- junkturellen Aussichten skeptisch geblieben sind. Im Rückblick auf mehrere Quartale und die konkreten Zahlen zur Wirtschafts- entwicklung in Kontinentaleuropa und Großbritannien hat sich dies als vollkom- men richtig bestätigt.Wir haben korrekt er- kannt, dass wir uns seit dem Frühjahr be- reits in einer Art zweiter Phase des Sell-offs an den Rentenmärkten be nden. Was meinen Sie mit „zweiter Phase“? Die erste Phase – da sprechen wir von 2022 – war ganz klar getrieben von der Erwar- tung der Notenbanken auf eine noch im- mer weiter steigende In ation, was sich vor allem durch einen enormen Anstieg der Zinsen am kurzen Ende bemerkbar ge- macht hat. Im nun ablaufenden Jahr 2023 dagegen ist es – inzwischen gestützt durch sinkende In ationszahlen – nicht mehr die Angst vor noch weiter steigenden Preisen, die die Entwicklung an den Rentenmärk- ten bestimmt. Aufgrund der aber nach wie vor bestehenden Unsicherheit über die weitere konjunkturelle Entwicklung und einer Rhetorik des „Higher for longer“ er- leben wir gerade bei den längeren Restlauf- zeiten einen Anstieg der Risikoprämien. Was hat Sie in der Gesamtentwicklung am stärksten verblüfft, anders gefragt: Womit haben Sie nicht gerechnet? Lassen Sie mich dazu in der Betrachtung etwas weiter zurückgehen: Auf Europa bezogen hatten wir uns über lange Zeit hinweg – im Grunde über mehr als ein Jahrzehnt seit der Finanzkrise – mit einer Situation abgefunden, die von einer zuneh- menden Disin ation geprägt war. Diese wurde am Ende von einer Negativverzin- sung am Markt begleitet, die die meisten Akteure noch nie vorher erlebt hatten. Es ging am Ende so weit, dass ich mich scherz- halber nicht mehr als Head of European Fixed Income, sondern als Head of Nega- tive Rates bei Kunden vorgestellt habe … …nicht zu vergessen ein von Ihnen bereits erwähntes Quantitative Easing der Zentral- Wenn man eine sta- tistisch nachgewiesene Trefferquote von knapp über 60 Prozent vorwei- sen kann, ist es einfach enorm positiv, wenn an den Märkten möglichst viel passiert. » « M i ch ae l K r au t z b e rg e r , B l a k c r o kc FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 4/2023 127

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