FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

um die richtige Einschätzung von einzel- nen Ländern als Basis für die Entscheidung zu deren Über- oder Untergewichtung oder die Analyse der Stärken und Schwä- chen einzelner Emittenten und am Ende die gezielte Einzeltitelselektion.Wir wollen mit unserem Ansatz und unseren Anlage- ergebnissen auch bewusst zeigen, dass es sich um ein immer noch weit verbreitetes und gewaltiges Missverständnis handelt, wenn Marktteilnehmer annehmen, es handle sich bei europäischen Pfandbriefen um eine regelrecht langweilige Assetklasse. Nur weil dieses Marktsegment sehr sichere und stark regulierte Investments bietet, reicht es unserem Anspruch entsprechend keineswegs aus, diese Anlageklasse lediglich durch eine passive Allokation abzubilden. Wir wollen jedenfalls mehr. Worin besteht dieses Missverständnis kon- kret, und wie kommt es überhaupt dazu? Der Eindruck, dass es sich bei europäischen Pfandbriefen um vergleichsweise unkom- plizierte Investments handelt, trügt ganz gewaltig. Denn der Markt für europäische Pfandbriefe ist gleich in mehrfacher Hin- sicht ine zient: So zahlen etwa Neuemit- tenten zum Teil ansehnliche Prämien, um Anleger anzulocken. Und herkömmliche Ratingmethoden werden den Geschäfts- modellen einzelner Emittenten oft einfach nicht gerecht.Deswegen ist dieser Markt so ine zient und komplex, dass er uns als aktiv agierendem Investmentteam ein enorm breites Spektrum an Anlagechan- cen für durch und durch aktive und dyna- mische Allokationsentscheidungen bietet. Anders gesagt: Wir liefern die positiven Überraschungen. Wodurch zum Beispiel? Indem wir etwa exibel auch außerhalb des Euro-Universums investieren, ohne dabei ein zusätzliches Währungsrisiko ein- zugehen. Denn unser Portfolio ist gegen Devisenkursverluste des Euro abgesichert. Oder indem wir unsere in mehr als 24 Jahren erworbenen fundierten Kenntnisse der nordeuropäischen Märkte nutzen, um entsprechendes Alpha für unsere Anleger zu erzielen. Nicht zuletzt versuchen wir darüber hinaus, aus speziellen Rating- ine zienzen oder Sachzwängen, denen einzelne Marktakteure unterliegen, Kapital zu schlagen. Beim Stichwort Alpha: Wie drückt sich Ihr Anspruch in handfesten Zahlen aus? Wir sind schon ein wenig stolz darauf, dass wir seit 2012 für jedes Kalenderjahr ein deutlich positives Alpha mit unseren Stra- tegien ausweisen können, selbst für so schwierige Zeiträume wie 2021 oder 2022. Und unser Anspruch ist, über alle drei Strategien hinweg einen Mehrwert von 115 Basispunkten für unsere Anleger zu erzielen. Beim European Covered Bond Opportunities wollen wir sogar das Dop- pelte an Alpha herausholen. Wie sieht Ihr Blick nach vorn aus? Der September war weitgehend von einem sogenannten „Bear Steepening“ geprägt. Gemeint ist damit die Ausweitung der Zinskurve, indem sich Zinsen auf län- gerfristige Anleihen stärker erhöhen als Zinsen auf Anleihen mit kürzeren Lauf- zeiten. Die Marktteilnehmer erkennen zunehmend, dass das von den Zentral- banken kommunizierte Narrativ eines „Higher for longer“ keineswegs unwahr- scheinlich ist. Daher müssen Zinssenkun- gen, die für 2024 zum Teil schon einge- preist waren, wohl auf einen späteren Zeit- punkt verschoben werden. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Henrik Stille Henrik Stille wurde 1976 im schwedischen Helsingborg ge- boren. Nach dem Schulabschluss war er 14 Jahre für den Fruchthändler Öresundsbär tätig. Während dieser Zeit ver- brachte Stille 18 Monate als Warenterminhändler für Dole Fresh Fruit in der hawaiianischen Hauptstadt Honolulu. An- schließend hat er Wirtschaftswissenschaften an der Univer- sität Lund studiert, um ab 2005 für Nordea zu arbeiten, an- fangs als Assistenz-Portfoliomanager, seit 2007 als verant- wortlicher Fondsmanager für Covered-Bond-Strategien. » Wir versuchen, aus speziellen Rating- ineffizienzen oder Sachzwängen Kapital zu schlagen. « Henrik Stille, Nordea FOTO: © JOE MORTENSEN MARKT & STRATEGIE Henrik Stille | Nordea 140 fondsprofessionell.de 4/2023

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