FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

ment zu den Faktoren Size, Value und Quality hinzu. Der Faktor Momentum wiederum n- det sich häu g in der Finanzpraxis wieder. „In der Vermarktung ist Momentum ein- fach“, sagt Meinke. Das lässt sich etwa auch an den immerhin neun Momentum-ETFs ablesen, die an der Börse Frankfurt notiert sind. „In der Empirie ist die Momentum- Prämie klar nachgewiesen“, erläutert der Dimensional-Experte. „Wir beobachten eine starke Outperformance von Aktien, die kürzlich gut abgeschnitten haben.“ Störende Einflüsse ignoriert In der Theorie sei Momentum jedoch nicht so klar de niert, schränkt der Stratege ein. „In der Wissenschaft scheiden sich die Geister“, meint Meinke. „Es gibt Ansätze, die die Kursdynamik mit Änderungen der Gewinnerwartungen der Unternehmen erklären.“ Das theoretische Fundament sei nicht so sicher. „In der Umsetzung auf Produktebene ist Momentum tricky“, stellt Vermögensver- walter Kommer fest. „Es geht mit einem hohen Umschlag im Portfolio und damit potenziell hohen Handelskosten einher, wenn man dafür kein richtiges Rezept hat.“ Ähnlich sieht das van Vliet von Robeco: „Da kla t eine Lücke zwischen Theorie und Praxis“, stellt der Experte fest. „Akade- miker ignorieren häu g störende Ein üsse wie Handelskosten.“Momentum erziele in der Theorie hervorragende Ergebnisse. „In der Praxis stellt sich das schwieriger dar.“ Denn dem Konzept zufolge kauft man Monat für Monat blind die Top-Performer und verkauft die größten Verlierer. „Dies türmt in der Tat hohe Handelskosten auf“, sagt van Vliet. Doch es gibt Auswege. „Wenn man sich auf die Transaktionen konzentriert, die nach Abzug der Kosten einen Mehrwert erzielen, funktioniert Momentum in der Praxis schon viel bes- ser“, erklärt der Robeco-Mann. Hohe Handelskosten „Zudem kann man Transaktionen verzö- gern und etwa die Verlierer erst verkaufen, wenn über eine längere Zeit als nur einen Monat die Kurse fallen.“ Denn manchmal steigen nach einemVerlustmonat die Kurse einer Aktie wieder. „Folgt man hingegen streng dem akademischen Modell, kann es passieren, dass man eine Aktie von Monat zu Monat immer wieder kauft und ver- kauft – was hohe Handelskosten, aber kei- nen Mehrwert einfährt“, erklärt van Vliet. Daher setzt etwa Dimensional den Fak- tor nur nachrangig ein. „Wir nutzen Mo- mentum eher als Handelssignal“, erläutert Wechselhafte Ergebnisse Renditen von Faktor- und Aktienindizes im Vergleich USA Europa Je nach Marktphase und Anlageregion entfalten die einzelnen Faktoren unterschiedliche Wirkung. Doch für jeden Abschnitt den richtigen Faktor herauszupicken, läuft auf den Versuch hinaus, den Markt zu timen. Quelle:Blackrock iSharesFactorMaps -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % Okt.2022 – Sept.2023 Okt.2021 – Sept.2022 Okt.2020 – Sept.2021 Okt.2019 – Sept.2020 Okt.2018 – Sept.2019 Quality Value Min Vol Size Momentum MSCI USA -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % Okt.2022 – Sept.2023 Okt.2021 – Sept.2022 Okt.2020 – Sept.2021 Okt.2019 – Sept.2020 Okt.2018 – Sept.2019 Quality Value Min Vol Size Momentum MSCI Europe » Eine gute Idee der Wissenschaft führt nicht automatisch dazu, dass sie auch in der Praxis aufgegriffen wird. « Gerd Kommer MARKT & STRATEGIE Faktorinvestments 152 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © GERD KOMMER

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