FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023
über ein Repowering.Der Fonds hat – weil die ersten Jahre windschwächer waren, als es die damaligen Prognosen erwarten lie- ßen – während der ersten Jahre nicht so toll performt. In Summe wird er aber ent- weder durch einen zeitnahen Verkauf oder den weiteren Betrieb den Anlegern eine Ausschüttung über die gesamte Laufzeit von sieben bis acht Prozent jährlich brin- gen. Das ist vielleicht kein brillantes, aber ein gutes Ergebnis. Weshalb haben Sie sich für einen AIF entschieden und nicht für einen ELTIF oder einen offenen Infrastrukturfonds? Der geschlossene Publikumsfonds ist wäh- rend seiner Laufzeit transparenter als sein offenes Pendant. Ist die Investitionsphase abgeschlossen, dann bleibt es bei diesem Portfolio, und die Berichterstattung gegen- über den Anlegern, so wie wir sie betrei- ben, ist transparenter und nachvollziehba- rer. Einen ELTIF kann man möglicherwei- se etwas schneller verkaufen, einen offenen Fonds nach Kündigungsfristen. Wenn ein geschlossener Fonds aber ein ordentliches Portfolio hat, lassen sich auch am Zweit- markt gute Preise erzielen – zumal im Seg- ment erneuerbare Energien. Außerdem ist die Kostenbelastung über die Laufzeit betrachtet bei ELTIFs und offenen Fonds höher als bei einem geschlossenen Fonds. Welche Erlöskonzepte planen Sie? Aus- schreibungen nach dem Erneuerbare- Energien-Gesetz oder Alternativen dazu? Für unsere Solarparks arbeiten wir schon seit vielen Jahren mit langfristigen Strom- abnahmeverträgen, beispielsweise mit Stadtwerken, haben aber auch mit der Direktvermarktung von Strom gute Erfah- rungen gemacht. Für einen unserer Wind- parks, bei dem gerade die EEG-Förderung ausläuft, verhandeln wir gerade einen längerfristigen Stromabnahmevertrag, weil sich zeigt, dass Windräder zwischen sechs und neun Jahre länger als konzipiert laufen können. Eine erfolgreiche Teilnahme an EEG-Ausschreibungen kann zusätzlich eine gute Back-up-Lösung sein, auf die man zurückgreifen kann, wenn der Marktpreis oder eine Vergütung gemäß Stromabnah- mevertrag darunter liegen. Wir erwerben schlüsselfertige Projekte, die keine Projekt- entwicklungsrisiken mehr haben und die bereits amNetz sind, wir übernehmen also auch die vom Projektentwickler schon auf- gesetzte jeweilige Erlösstruktur. Welchen Stellenwert hat Fremdkapital in der Renditekalkulation des Fonds? Wir arbeiten mit einem Leverage von deut- lich unter 50 Prozent. Das ist für eine Er- neuerbare-Energien-Anlage konservativ. Es ist aber tatsächlich ein Spannungsfeld, in dem man sich da bewegt. Seit wir unsere Kalkulation erstellt haben, sind die Zinsen gestiegen, aber die kalkulatorische Verzin- sung eben auch, sodass die Ausschüttungs- rendite von angepeilten viereinhalb Pro- zent pro Jahr im Durchschnitt erhalten bleiben sollte. Welches Upside-Potenzial lässt die Kalku- lation noch zu? Wenn die Sonnenausbeute größer ist als kalkuliert oder mehr Wind weht, wenn Strom generell teurer wird oder die Finan- zierungskosten wieder zurückkommen, dann ist Upside-Potenzial drin, das zu 80 Prozent an die Anleger geht. Als Anbieter sind wir motiviert, eine Überperformance zu erzielen, weil wir davon einen 20-pro- zentigen Anteil erhalten. Warum haben Sie den „Clean Power“ ver- mögensverwaltend und nicht gewerblich konzipiert? Wir hätten den Fonds gewerblich ausgestal- tet, wenn wir nur in Deutschland investie- ren würden. Dann ist das steuerlich die sinnvollste Variante.Wenn Sie aber europa- weit investieren, laufen Sie Gefahr, dass jeder Anleger für jedes Land eine eigene Steuererklärung abgeben muss. Das ist nicht praktikabel und viel zu teuer. Für » Wir können sehr unabhängig handeln. « Jürgen Göbel, Euramco FOTO: © ANDREAS GEBERT SACHWERTE Jürgen Göbel | Euramco 216 fondsprofessionell.de 4/2023
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