FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023
ger. „Über die CO 2 -Bepreisung haben wir bereits die Situation, dass umweltfreund- liche Immobilien eine deutlich geringere Kostenbelastung haben“, ergänzt Primonial- Länderchef Finkbeiner. Die Kosten, Immobilien ächendeckend umweltfreundlich werden zu lassen, sind jedoch viel zu hoch, als dass man sie allein über die Modernisierungsumlage nanzie- ren könnte. Ohne gezielte Förderprogram- me wird das nicht zu machen sein. Aber es gibt mehr und mehr Beispiele. Förderbeispiele In Hamburg wurde 2011 das „Bündnis für das Wohnen“ geschlossen, eine Verein- barung zwischen dem Senat, Verbänden der Wohnungswirtschaft und Mieterverei- nen. Es wurde in den folgenden Legislatu- ren jeweils fortgesetzt und 2016 mit der Maßgabe verknüpft, jedes Jahr 10.000 neue Wohnbauvorhaben in der Stadt zu geneh- migen. Ziel ist, Lösungen für eine „sozial verträgliche Ausweitung und Weiterent- wicklung des Hamburger Wohnungsange- bots“ zu nden. Die Vereinbarung bekennt sich gleichermaßen dazu, „ökologische Energieversorgung und hohe Energiestan- dards“ damit in Einklang zu bringen. Während es beimHamburger „Bündnis für das Wohnen“ in erster Linie darum geht,mehr und energe- tisch sinnvolle Neubauprojekte zu ermöglichen, setzen andere Initiativen eher auf die ener- getische Entwicklung von Be- standswohnungen, beispiels- weise die 2021 vom Land Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufene „Modernisierungs- o ensive+“. Ein aktuelles Förderbeispiel aus dem November dieses Jahres ist das Wohnungsensem- ble „Möllenkotterquartier“ in Schwelm bei Wuppertal. Es umfasst rund 150 Wohneinhei- ten, die mit Unterstützung in Höhe von rund zwölf Millionen Euro aus Landesmitteln energetisch saniert werden sollen. Das gesetzte Ziel lautet: Reduktion des Energieverbrauchs um 65 und der CO 2 -Emissionen um 70 Prozent. Dafür werden einige der bisherigen Heizungen durch Wärmepumpen und unterstützende Gas-Hybridheizungen ersetzt, die Fassaden gedämmt und Photovoltaikanlagen auf den Dach ächen installiert. Die Nebenkos- ten würden derzeit allein für Strom und Gas bei fast sechs Euro je Quadratmeter liegen, sagt John Bothe,Geschäftsführer der Grund & Grün Immobilien, die das aus 14 Wohnblöcken bestehende Ensemble erworben hat. „Die durch die energetische Sanierung erreichten Energieeinsparungen werden zu einer erheblichen Reduzierung der Nebenkosten beitragen“, ist Bothe zu- versichtlich. CO 2 -Kostenaufteilungsgesetz Seit Anfang dieses Jahres ist das CO 2 - Kostenaufteilungsgesetz in Kraft. Es hat eine Art Verursacherprinzip für die Auftei- lung der Kohlendioxidkosten zwischen Ver- mieter und Mieter etabliert und scha t für beide Seiten Anreize, Energie zu sparen. Sorgt der Vermieter für eine hohe Energie- e zienz seines Objekts, dann kann er bis zu 100 Prozent der CO 2 -Steuer auf fossile Energieträger auf den Mieter abwälzen. Emittiert sein Gebäude jedoch mehr als 52 Kilogramm CO 2 pro Quadratmeter und Jahr, dann muss er 95 Prozent der – künf- tig stark steigenden – CO 2 - Steuer übernehmen. „Wer sich heute nicht mit dem Thema auseinandersetzt, wird bald Immobilien haben, die weder verkauft noch ver- mietet werden können“, sagt Finkbeiner. Ein Blick in die Niederlande zeigt, was auch auf Deutschland zukommen könnte: Seit dem 1. Januar 2023 muss jedes niederländi- sche Bürogebäude mindestens das Energielabel C haben. Ent- spricht das Gebäude nicht den Anforderungen, darf es ab 2023 nicht mehr als Büro genutzt werden. TILMAN WELTHER FP » Die energetische Sanierung trägt dazu bei, die Nebenkosten deutlich zu reduzieren. « John Bothe, Grund & Grün Immobilien Geizen beim Heizen Einsparpotenziale durch energetische Sanierung Würde jedes zweite Wohngebäude in Deutschland energetisch saniert, könnten jährlich 22 Milliarden von insgesamt 71 Milliarden Euro Heizkosten und 43 Millionen von insgesamt 118 Millionen Tonnen CO 2 eingespart werden, zeigt eine Beispielrechnung. Quelle:Heizspiegel.de/co2online Mögliche Ersparnis 31 % Heizkosten CO 2 -Emissionen Mögliche Ersparnis 36 % SACHWERTE Nebenkosten 236 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © SILBERLAKE REAL ESTATE | GRUND & GRÜN IMMOBILIEN
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