FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

Wohnen nach Regionen Der Wohnungsmarkt schlägt Kapriolen: Die Nachfrage steigt – und die Preise sinken. FONDS professionell analysiert exemplarisch vielfältige und wechselseitig wirkende regionale Einflussgrößen. E s herrscht Untergangsstimmung im Wohnungsbau. Nicht nur die Finan- zierungskosten sind gestiegen, auch die Kosten für Baumaterial und die Energie, es zu verarbeiten, sind so drastisch gestiegen, dass die Branche ächzt. „Die Zahlen bele- gen, dass der Wohnungsbau ins Bodenlose abzustürzen droht“, konstatiert Andreas Mattner, Präsident des ZIA, dem Spitzen- verband der deutschen Immobilienwirt- schaft. Die Nachfrage ist allerdings ungebro- chen hoch und steigt weiter.Dass die Preise für Wohnimmobilien zuletzt elen, hat eher mit der zuvor herrschenden Übertrei- bung zu tun als damit, dass Wohnungen nennenswert an Wert verlieren würden. Das sind aber nur die großen Trends, die den bundesweiten Wohnungsmarkt gegen- wärtig aus der Vogelperspektive prägen. Regionale Märkte Denn in jeder Stadt und jeder Region stellen sich die konkreten Verhältnisse und Entwicklungen anders dar. Um jeweils vor Ort wirksame Marktmechanismen beschrei- ben zu können, hat FONDS professionell zusammen mit dem Wohnungsmarkt- beobachter Empirica Regio exemplarisch sechs deutsche Städte ausgewählt und das örtliche Zusammenspiel unterschiedlicher volks- und immobilienwirtschaftlicher Fak- toren untersucht (siehe die Gra ken auf den Seiten 242 und 244). „Bei den gegen das regionale BIP abge- tragenen Kaufpreisen von Wohnimmobi- lien muss man bedenken, dass im darge- stellten Zeitraum der Zinse ekt wesentli- chen Ein uss genommen hat“, sagt Jan Grade, Geschäftsführer von Empirica Re- gio. Die lange Zeit sinkenden Zinsen hät- ten in allen größeren Städten Deutschlands für massiv steigende Kaufpreise gesorgt. Außerdem, darauf macht der Kölner An- bieter von Immobilieninvestments Florian Bauer aufmerksam, muss man zwischen selbst genutztem Wohneigentum und ver- mieteten Immobilien unterscheiden. „Das sind zwei Paar Schuhe“, betont Bauer. Das bestätigt die gegenläu ge Entwicklung der beiden Gra ken „Durchschnittsmiete“und „Wohnimmobilienpreise“ für die Jahre 2022 und 2023. „Während die Kaufpreise in den betrachteten Jahren stärker durch die Zinsentwicklung getrieben waren, wur- den die Mietpreise stärker durch die Ent- wicklung von Angebot und Nachfrage beein usst“, erläutert Grade. Berlin und Frankfurt In Berlin und Frankfurt haben sich die Kaufpreise erheblich steiler nach oben ent- wickelt als die örtliche Wirtschaftskraft.Das scheint vor allem ein E ekt des Niedrig- zinses zu sein. Zieht man jedoch die Bevöl- kerungsentwicklung hinzu, zeigt sich deren Auswirkung auf die Nachfrage nach Wohnraum. „Berlin und Frankfurt sind » Bevölkerungszuwachs, Mietpreisentwicklung und Leerstand sind stark korreliert. « Jan Grade, Empirica Regio Freiburg ist eine Universitäts- und Studentenstadt. Münster auch. In Freiburg liegen die Preise für Wohnimmobilien aber um 30 Prozent höher. FONDS professionell auf Spurensuche in den Regionen. SACHWERTE Wohnimmobilien 238 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © SIMON | STOCK.ADOBE.COM

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