FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

Sie möchten wachsen, allerdings befindet sich der Markt für Fondsplattformen in Deutschland gerade im Umbruch. Die FNZ Bank, also Ihr ehemaliger Arbeitgeber Ebase, soll bald mit der Fondsdepot Bank fusioniert werden. Zudem steht auch die FIL Fondsbank (FFB) zum Verkauf. Wie beurteilen Sie die Entwicklung am deut- schen Markt für Fondsplattformen? Und wo sehen Sie die Chancen und Risiken für Morgenfund? Da hilft ein Blick zurück. Die Fondsplatt- formen, wie wir sie heute kennen, entstan- den in den Jahren 2000 bis 2003. Vor zehn Jahren hat sich der Markt entwickelt, es gab eine größere Zahl von Anbietern mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen, Leis- tungen und Preisen, sodass für jeden Vermittler, jede Vertriebsorganisation und jeden Versicherer das Passende dabei war. Vor fünf Jahren zeigte sich schon eine Kon- solidierung, die letztes Jahr monopolisti- sche Züge trug. Und genau da liegt die Chance für Morgenfund! Wir sind Ende vergangenen Jahres zum richtigen Zeit- punkt gestartet, weil wir Intermediären sowie Kunden die Möglichkeit geben, aus Diversi kations- und Risikogründen bei verschiedenen Plattformen anzudocken. Okay, aber lockt Sie und Ihre Anteilseigner nicht die Möglichkeit, mit demKauf der FFB zuwachsen und sich damit als zweiter gro- ßer Player neben der FNZ zu etablieren? Wir haben uns zwei Ziele gesetzt: Zu- nächst einmal müssen wir unsere Hausauf- gaben machen, aus der Depotverwaltung der DWS eine wettbewerbsfähige Fonds- plattform mit europäischem Anspruch zu machen. Dafür müssen wir zunächst zügig Schwächen bei der Digitalisierung und der E zienz abstellen, gerade um beim Neu- geschäft noch weiter Fahrt aufzunehmen. Wir wurden von den Pools und den Ver- mittlern zwar gut aufgenommen, unsere Geschäftspartner haben aber auch ihre Wünsche und damit bestehende De zite speziell im technologischen Bereich klar adressiert, die wir nun angehen.Das andere Ziel ist natürlich, zu wachsen und unseren Unternehmenswert zu steigern. Es wird sich zeigen, ob wir unsere Ziele durch Zu- käufe oder aus eigener Kraft erreichen. Grundsätzlich sind wir hier offen. Wo genau liegen die Probleme bei der IT? Und wie gehen Sie diese an? Da gibt es zwei große Bereiche.Das eine ist die Geschwindigkeit. Dafür muss die phy- sische Infrastruktur, die wir aktuell noch nutzen, in eine cloudbasierte Lösung mit allen Kern- und Satellitensystemen übertra- gen werden. Bei diesem Projekt machen wir gute Fortschritte, sodass ich persönlich davon ausgehe, dass wir in den nächsten zwei bis drei Monaten „cloud-ready“ sind. Der andere große Bereich ist die Anbin- dung der Vertriebspartner über APIs, also programmierte Schnittstellen, womit wir gerade erst begonnen haben, weil das The- ma Cloud Priorität hatte und alle Kräfte gebunden hat. Wir müssen mit jedem einzelnen der 70 Partner sprechen, wie die Anbindung genau erfolgen soll.Mit einem ersten großen Partner ist das bereits gesche- hen, die Schnittstellen sind aktiv. NebenderAbwicklungunddemService sind diePreise für Kunden entscheidend.Wie po- sitionieren Sie sich hier? Haben Sie die Prei- se für ehemalige DWS-Kunden geändert? Nein, die Preise für Bestandskunden sind unverändert. Da haben wir die Konditio- nen der DWS übernommen, die unter- schieden haben, ob das Depot online oder o ine geführt wurde oder ob DWS-Fonds oder andere im Bestand sind. Wir haben hier Rücksicht genommen auf die Kunden und auf unsere Kooperationspartner, die diese Anleger betreuen. Wenn Sie möch- ten, dass Kunden Ihnen treu bleiben, erhö- hen Sie nicht einfach die Preise. Für Neu- kunden haben wir Mitte des Jahres ein völ- lig neues Preismodell eingeführt, das sich durch Einfachheit auszeichnet: 36 Euro im Jahr für ein Depot, das online geführt wird und für alle Fonds offen ist. Hinzu kom- men Varianten für junge Kunden bis 18 Jahren, für die keine Gebühren anfallen, » Es wird sich zeigen, ob wir unsere Ziele durch Zukäufe oder aus eige- ner Kraft erreichen. « Rudolf Geyer, Morgenfund FOTO: © JOSE POBLETE VERTRIEB & PRAXIS Rudolf Geyer | Morgenfund 306 fondsprofessionell.de 4/2023

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