FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

zeigen und dabei die verschiedenen Alters- gruppen und Lebenssituationen berück- sichtigen. Schließlich sieht die nanzielle Lage einer allein erziehenden Mutter an- ders aus als die eines Doppelverdiener- paares ohne Kinder. Aus den ermittelten Herausforderungen werden dann konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet. Zwei- tens starten wir noch in diesem Jahr eine Plattform, die ganz verschiedene Angebote zur nanziellen Bildung bündelt. Und drit- tens wollen wir die Forschung in diesem Bereich stärken. Denn wir haben noch viel zu wenig Wissen zum Stand der nanziel- len Bildung in Deutschland. Die nationale Finanzbildungsstrategie soll unter Einbeziehung aller relevanten Ak- teure erstellt werden. Wie wird das in der Praxis konkret aussehen, und wann startet die Arbeit daran? Sie ist bereits gestartet.Wir hatten erst kürz- lich den ersten Workshop, an dem Bundes- nanzminister Lindner und ich teilgenom- men haben. Denn das Thema ist uns sehr wichtig. In diesen Workshops kommen die verschiedenen Stakeholder zusammen. Hier sind zum Beispiel Wissenschaftler und Verbraucherschützer vertreten, aber auch Finanz- und Anlageberater, Versiche- rungsvermittler oder Schuldnerberater. Auch private Initiativen, die schon nan- zielle Bildung anbieten, sind dabei. Aber auch die Bundesbank engagiert sich hier. Wir haben gesehen, dass in unseremWork- shop sehr viele Perspektiven zusammenge- kommen sind. Die wollen wir aufnehmen und in unsere Arbeit ein ießen lassen. Der Workshop war sehr lebendig und ist auf große Resonanz gestoßen. Deutschland ist eines der wenigen OECD- Länder, die bisher nicht an einer nationalen Finanzbildungsstrategie gearbeitet haben. Was können wir in dieser Hinsicht denn von anderen Ländern lernen? Das ist in der Tat in der Vergangenheit ver- säumt worden. Immerhin können wir uns jetzt Best Practices anschauen und auf den Erfahrungen anderer Länder aufbauen. Allerdings funktioniert das nur bedingt. In manchen OECD-Ländern ist beispielsweise die Eigentumsquote im Immobilien- bereich viel höher als bei uns. Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass wir in Deutschland ein föderales Bildungssystem haben. Insofern müssen wir unsere eigenen Antworten nden. Kommen wir zur zweiten Maßnahme der Initiative. Wie soll die zentrale Finanzbil- dungsplattform aufgebaut werden, und wer wird daran beteiligt sein? Die Arbeiten an der technischen Lösung sind bereits im Gange, Ende des Jahres soll die Plattform gelauncht werden. Das wird in zwei Schritten geschehen. Zunächst einmal sollen öffentliche Angebote für Finanzbildung auf der Plattform eingestellt werden. Im zweiten Schritt werden dann auch private Initiativen mit eingebunden. Diese Bildungsangebote werden von neu- tralen Experten auf ihre Qualität hin ge- prüft, bevor sie auf die Plattform gelangen. Dabei spielt nicht nur der fachliche Inhalt eine Rolle, sondern auch die Didaktik. Es ist ganz wichtig zu wissen, dass es sich bei der Plattform um ein reines Bildungsange- » Beratern kommt in Bezug auf die Finanzbildung eine wichtige Rolle zu. « Bettina Stark-Watzinger, Bundesbildungsministerin FOTO: © HANS-JOACHIM RICKEL | BMBF fondsprofessionell.de 4/2023 325

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