FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

bot und nicht etwa um Anlageberatung handelt. Dennoch können sich private Ini- tiativen gern beteiligen, aber eben qualitäts- geprüft und didaktisch wertvoll. Und wie werdenVerbraucher die Plattform konkret nutzen können? Die Plattform wird allen Interessierten zur Verfügung stehen. Es wird Material zum Lesen ebenso geben wie Videos, Podcasts oder interaktive Angebote. Denn jeder Mensch lernt anders. Ein weiterer wichtiger Baustein für mehr finanzielle Bildung ist der Ausbau der For- schungs- und Datengrundlage in diesem Bereich. Woran soll geforscht werden, und wie können die Ergebnisse die Finanzbil- dung der Bundesbürger verbessern? Das ist eine sehr wichtige Frage. Es fehlt uns noch an der Grundlagenforschung zur nanziellen Bildung. Deswegen werden wir dafür in Kürze eine Förderlinie aus- schreiben, an der sich die Wissenschaft beteiligen kann. In unseremWorkshop war schon spürbar, dass das Interesse daran sehr groß ist. Es geht darum, eine valide Daten- grundlage zu bekommen, die zeigt, wo wir stehen. Zudem sehen wir angewandte For- schung vor. Hier geht es um die Entwick- lung, Erprobung, Evaluierung und gegebe- nenfalls um die Anpassung von Lehrma- terial. Auf diese Materialien können dann sowohl Lehrer als auch die Nutzer der Plattform zugreifen. Sie sehen also, was wir planen: Grundlagenforschung, angewandte Forschung und den Transfer von Finanz- wissen in die Klassen- und Wohnzimmer. Weitere Maßnahmen für Schulen umfasst die Initiative Finanzielle Bildung aber nicht. Anders kann es auch nicht sein, denn die Gestaltung der Schulfächer ist Ländersa- che. Dennoch: Würden Sie die Einführung eines Schulfachs „Finanzen“ befürworten? Manche tun so, als wäre nanzielle Bil- dung etwas, das außerhalb des Lehrkanons steht, und das ist falsch.Wie ich bereits sag- te, ist Finanzbildung Teil der Allgemein- bildung. Und der Wunsch danach ist ganz offensichtlich da. Würde man dafür ein Schulfach einführen, hätte das Signalwir- kung und auch eine Rückwirkung auf die Lehrerausbildung. Schließlich braucht man für einen solchen Unterricht Fachleute. Wäre ich Kultusministerin, würde ich das Thema Finanzen zum Schulfach machen. Entscheidend ist jedoch, dass Finanzbil- dung überhaupt statt ndet. Das kann auch fächerübergreifend passieren oder eben au- ßerhalb der Schule über unsere Plattform. Nun bestehen in Deutschland bereits viele private Angebote für finanzielle Bildung. Sogar viele Berater informieren auf ihren Webseiten oder in den sozialen Medien über Finanzthemen. Wird die Initiative Finanzielle Bildung gute Angebote dieser Art in irgendeiner Form einbinden? An diesem Punkt sind wir jetzt noch nicht, und ich möchte dem auch nicht vorgrei- fen. Das ist noch „Work in Progress“. Aber natürlich verschaffen wir uns auch über solche Angebote einen Überblick und sind am Austausch mit Beraterinnen und Bera- tern sehr interessiert. Ganz unabhängig davon kommt den Beratern in Bezug auf die Finanzbildung natürlich eine wichtige Rolle zu, die sie selbstverständlich auch weiterhin einnehmen sollen. Vielen Dank für das Gespräch. ANDREA MARTENS FP » Unsere Finanz- bildungsplattform soll Ende des Jahres gelauncht werden. « Bettina Stark-Watzinger, Bundesbildungsministerin VITA: Bettina Stark-Watzinger Bettina Stark-Watzinger ist seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestags. Von 2018 bis 2020 war sie Vorsitzende des Finanzausschusses, von 2020 bis 2021 Parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Fraktion. Stark-Watzinger hat VWL in Mainz und Frankfurt am Main studiert. Ihre berufli- chen Stationen waren die BHF-Bank, die European Business School in Oestrich-Winkel und das House of Finance an der Goethe-Universität in Frankfurt, wo sie zwischen 2008 und 2013 Geschäftsführerin war. Von 2013 bis 2017 war sie Geschäftsführerin des Leibniz-Instituts SAFE. FOTO: © HANS-JOACHIM RICKEL | BMBF VERTRIEB & PRAXIS | SPEZIAL FINANZBILDUNG Bettina Stark-Watzinger | Bundesbildungsministerin 326 fondsprofessionell.de 4/2023

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