FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023
Hedgefonds-Drama, Neuausrichtung und Inflation – der Vorstands- chef von Allianz Global Investors , Tobias Pross , berichtet, wie die Versicherungstochter dasteht. Und der Manager erklärt, warum er die goldene Ära der Fondsbranche nur für ein Schlagwort hält. A nfang 2020 rückte Tobias Pross an die Spitze von Allianz Global Inves- tors. Kurz darauf erreichte die Corona- Pandemie Europa, im selben Jahr traf ein Hedgefonds-Skandal das Haus. Danach wirbelten Zinswende, Teuerung und Ukrai- nekrieg nach einem langen Aufwärtstrend die Kapitalmärkte durcheinander. Wie er sein Haus in diesem Umfeld ausrichtet, erläutert Pross im Interview. Herr Pross, ist die goldene Ära des Asset Management vorbei? Tobias Pross: Habe ich einen Trend verpasst? Ich weiß gar nicht, wann die goldenen Jah- re waren. Es war noch nie wirklich leicht. In den 1970er- und frühen 1980er-Jahren durchlebten wir Phasen mit extrem hoher In ation und Zinsen. Später sanken die Renditen, die Bauwirtschaft boomte. Dann kam die Finanzkrise, gefolgt von nanziel- ler Repression, und nun steigen die Zinsen wieder. Die goldene Ära ist meines Erach- tens nur ein Schlagwort. Ich habe mich vor 25 Jahren nicht wegen goldener Jahre für die Fondsbranche entschieden. Warum dann? Die Branche ist extrem spannend. Gleich- zeitig wohnt ihr etwas Stabilisierendes inne. In Kapitalmarktkrisen bietet der Langfrist- gedanke für Kunden ein beruhigendes Ele- ment. Und sie hilft den Menschen. Schau- en Sie sich doch zum Beispiel die Transfor- mation zu erneuerbaren Energien an: Wie sollte ein Staat ein solches Großvorhaben allein nanzieren können? Das geht nur über eine Zusammenarbeit mit der Privat- wirtschaft. Ich kann mir eine Energiewen- de ohne die Asset-Management-Branche nur schwer vorstellen. Markierte der Wechsel vom Niedrig- und Negativzinsumfeld in ein Inflationsregime nicht eine Trendwende? Das ist weniger eine Trendwende als viel- mehr ein anderes Kapitalmarktumfeld, das aber genauso herausfordernd ist wie das vorhergehende, als alle in der Branche Investmentlösungen für das Niedrigzins- umfeld suchten. Die Welt ist aber weniger berechenbar geworden. Inwiefern? Die Corona-Pandemie hat uns deutlich gemacht, dass eine globalisierte Welt Schwachpunkte hat. Wir haben Wert- schöpfungsketten in einem Ausmaß verla- gert, wie wir es heute wohl nicht mehr ma- chen würden. Ein Beispiel: Es gibt in Euro- pa quasi keine Produktion von Antibiotika mehr. Zudem lebten wir jahrzehntelang in Frieden in Europa.Dann kamen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Energiekrise, gefolgt von einer Preisspirale. Und nun folgt der nächste Kon ikt im „Ohne unsere Mutter wären wir pleite gegangen“ » Banken haben wahr- scheinlich an Menschen Darlehen vergeben, bei deren Bonität Sie und ich kein Geld mehr verleihen würden. « Tobias Pross, Allianz Global Investors Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm diskutiert auf dem FONDS professionell KONGRESS mit Anlageprofis von Allianz GI über Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung. ANMELDUNG: fondsprofessionell.de MANNHEIM, 24. + 25. JAN. 2024 FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN VERTRIEB & PRAXIS Tobias Pross | Allianz Global Investors 344 fondsprofessionell.de 4/2023
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